St. Salvator (Nördlingen)

Kirchengebäude in Nördlingen

St. Salvator ist eine katholische Pfarrkirche[1] in Nördlingen (Schwaben).

St. Salvator vom Kirchturm der St. Georgskirche (Daniel)
Ansicht von Osten
Innenraum

Geschichte

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Die Kirche wurde am südwestlichen Rand der Innenstadt errichtet. Anlass für den Bau war das „Hostienwunder“ im Jahr 1381, bei dem nach einem Deckeneinsturz im Hause eines Sterbenskranken ein Stück einer geweihten Hostie unauffindbar blieb. Man verbrannte die Trümmer, und aus der Asche soll die vermisste Hostie unversehrt wieder aufgefunden worden sein. Die Daraufhin einsetzenden Pilgerströme gaben Anlass zur Errichtung eines Klosters der Karmeliten zur Versorgung der Wallfahrt. Die neue Klosterkirche wurde im Jahr 1422 geweiht. Das ehemalige Herrgottskloster dient seit 1825 als katholische Pfarrkirche.[2]

Seit 2001 wurde die Kirche generalsaniert. Der Abschluss der Arbeiten erfolgte 2012; die Gesamtkosten wurden mit 2,43 Millionen € veranschlagt. Drei der zu erneuernden neun Chorfenster wurden für eine künstlerische Gestaltung bei Professor Johannes Schreiter in Auftrag gegeben; die Kosten wurden durch eine Spendenaktion aufgebracht. Diese Fenster wurden am 10. Dezember 2006 eingeweiht.

Ausstattung

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Chorraum mit Hochaltar aus der Michaelskirche in Fürth, dahinter die Schreiter-Fenster
 
Sieber-Orgel

Hochaltar

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Der gotische Flügelaltar im Chorraum wurde in den Jahren 1505 bis 1507 für die Kirche St. Michael in Fürth gefertigt. 1815 wurde er an einen Kunsthändler verkauft und 1827 für die Salvatorkirche erworben, als Ersatz für den Hochaltar von Sebastian Taig aus dem Jahre 1518, der im Zuge der Napoleonischen Kriege weitgehend zerstört worden war. Der Altar wurde restauriert und teilweise neu konzipiert und vergrößert, wobei auch Figuren des Vorgängeraltares eingebaut wurden. Der Altarschrein hat vier bewegliche, jeweils doppelseitig bemalte Flügel, und zwei feststehende Flügel. Sind die Innenflügel geschlossen, zeigt sich mittig eine Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit, die auf Wolken thront und (im Hintergrund) von lobpreisenden Engelscharen umgeben wird. Die Malereien sind wohl Ende des 15. Jahrhunderts entstanden und stammen wohl aus dem Umfeld der Nürnberger Malerfamilie Traut.[3]

Seitenaltäre

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Die beiden Seitenaltäre, der Marienaltar und der Josefsaltar, wurden 1955 von Joseph Steinacker aus Wemding geschaffen als Ersatz für die beiden neugotischen Seitenaltäre, die im Zuge einer umfassenden Neugestaltung der Kirche in den Jahren 1879 und 1884 entfernt wurden. Die Marienstatue des Marienaltars wurde 1954 im Kunsthandel erworben. Wann die Figur geschaffen wurde, ist unklar. Einige Quellen weisen auf das Jahr 1650 hin, andere auf das Jahr 1520.[4]

Im Dachreiter von St. Salvator hängen zwei Glocken. Die kleinere von ihnen (Nr. 2) wurde zwar 1941 zu Kriegszwecken abgenommen, konnte jedoch unversehrt wieder zurückgeführt werden.[5][6]

Nr. Gussjahr Gießer Durchmesser (mm) Masse (kg) Inschrift
1 1670 Iobst Roth, Königsbrunn 800 ca. 340 kg DVRCHS FEVER BIN ICH GEFLOSEN MAISTER IOBST ROTH IN KÖNIGSBRON HAT MICH GEGOSSEN ANNO 1670
2 1935 Heinrich Kurtz, Stuttgart

Die Orgel von St. Salvator wurde 1889 als Opus 29 von der Orgelbauwerkstatt Gebrüder Sieber (Holzkirchen im Ries) erbaut. Das Instrument hat 28 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch; die Windladen von 1889 als Kegelladen ausgeführt. Ende 2012 wurde das historischen Instrument durch die Firma Kubak um sechs Register auf einer elektrischen Zusatzlade erweitert. Die aktuelle Disposition ist wie folgt:[7]

I. Manual C–f3
1. Bourdon 16′
2. Principal 8′
3. Flöte 8′
4. Gedeckt 8′
5. Viola di Gamba 8′
6. Salicional 8′
7. Octav 4′
8. Gemshorn 4′
9. Octav 2′
10. Mixtur IV 223
11. Trompete 8′
II. Manual C–f3
12. Geigenprincipal 8′
13. Lieblich Gedeckt 8′
14. Dolce 8′
15. Aeoline 8′
16. Vox coelestis 8′ K
17. Fugara 4′
18. Traversflöte 4′ K
19. Nasard 223 K
20. Flautino 2′ K
21. Terz 135 K
22. Harmonietrompete 8′ K
23. Clarinett 8′
Pedal C–d1
24. Violonbaß 16′
25. Subbaß 16′
26. Octavbaß 8′
27. Cello 8′
28. Posaune 16′

Koppeln: II/I, I/P, II/P

Spielhilfen: Piano, Mezzoforte, Forte, Auslösung der Collectiv-Tritte (Piano, Mezzoforte, Forte), Retrograd, Calcant

Anmerkung: K = Neues Register von Kubak (2012) auf elektrischer Zusatzlade (Schleiflade)

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Commons: St. Salvator – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bistum Augsburg
  2. Die Pfarrkirche St. Salvator in Nördlingen. Abgerufen am 31. Dezember 2023.
  3. Weitere Informationen zum Hochaltar auf der Website der Gemeinde
  4. Informationen zu den Seitenaltären auf der Website der Gemeinde (Memento vom 19. August 2014 im Internet Archive)
  5. Xaver Hönle: Zur Geschichte der Pfarrkirche und Pfarrgemeinde St. Salvator von 1381 bis 2016. Schnell und Steiner, Regensburg 2019, S. 225, 248, 252.
  6. Sigrid Thurm: Bayerisch Schwaben. In: Franz Dambeck, Günther Grundmann (Hrsg.): Deutscher Glockenatlas. Band 2. Deutscher Kunstverlag, München 1967, S. 453.
  7. Informationen zur Sieber-Orgel auf Organindex.de

Koordinaten: 48° 50′ 52,8″ N, 10° 29′ 15,1″ O