St. Stephan (Morter)
Die Kapelle St. Stephan bei Morter (Gemeinde Latsch) im Südtiroler Vinschgau steht auf einem Felsrücken am Eingang des Martelltals. Auf demselben Felsrücken stehen auch die Burgruinen Obermontani, rund 130 Meter östlich, sowie nordöstlich die kleinere Untermontani.
Geschichte
BearbeitenZur Stephanskapelle gibt es keine frühen Nennungen. Karl Atz konnte eine heute nicht mehr auffindbare Inschrift entdecken, die die Weihe der Kapelle auf das Jahr 1487 datierte. Das Patrozinium des Märtyrers Stephanus deutet aber auf die Existenz eines erheblich älteren Vorgängerbaus hin. Das heute noch verfügbare Quellenmaterial setzt im ausgehenden 15. Jahrhundert ein.
Baubeschreibung
BearbeitenSt. Stephan verfügt über ein einfaches, 8,7 Meter langes und 8,2 Meter breites Langhaus mit einem eingezogenen Rechteckchor. Auch dieser frühe Kirchenbautypus ist ein Hinweis auf einen älteren Vorgängerbau, der in der Ostwand noch in Resten erhalten sein könnte. Die übrigen architektonischen Merkmale verweisen allerdings auf das 14. und 15. Jahrhundert. An der Westfassade befindet sich eine kleine Glockenmauer.
Fresken
BearbeitenDer gesamte Innenraum der Kapelle ist mit Fresken bedeckt. Nordwand (Stephanusgeschichte), Presbyterium (Triumph Mariens, Apostel, Evangelisten) und Triumphbogen (Antonius Abbas, Ursulamartyrium, mehrere Heilige) wurden dabei um 1430/40 von einer lombardisch geprägten Malerwerkstatt ausgestaltet. Die Ausmalung der Süd- und Westwand (Passionszyklus, Jüngstes Gericht) erfolgte durch eine schwäbische Werkstatt bis zum Jahr 1487. Auffallend sind die zahlreichen Graffiti von Besuchern der Kapelle, die im Zeitraum zwischen dem 15. und 20. Jahrhundert angebracht wurden.
Literatur
Bearbeiten- Leo Andergassen: Montani: Kapelle St. Stephan, Obermontani, Untermontani (= Burgen. 9). Schnell & Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2464-0.
- Dorothea Anna Maria von Miller: Die gotischen Wandmalereien in St. Stephan bei Obermontani. Diplomarbeit, Universität Wien 2012, online auf dem E-Theses-Server der Universitätsbibliothek Wien.
- Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler des Etschlands IV. Band – I. Teil Das Burggrafenamt – II. Teil Vintschgau, Wien – Augsburg 1930, S. 290 f. Digitalisat online bei Teßmann
- Karl Atz, Adelgott Schatz: Der deutsche Anteil des Bistums Trient. Topographisch-historisch-statistisch und archäologisch beschrieben, 5 Bände, Bozen: Ferrari-Auer 1903/10
- Band V: Das Dekanat Passeier und Schlanders S. 121 f. (Digitalisat online bei Teßmann)
Weblinks
Bearbeiten- Eintrag zu Obermontani, Untermontani und zur St.-Stefans-Kapelle im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
Koordinaten: 46° 36′ 1,1″ N, 10° 49′ 29,7″ O