Stadtkirche Schlitz
Die gotische Stadtkirche Schlitz ist eine evangelische Kirche in Schlitz.
Die Kirche war ursprünglich eine von dem Fuldaer Abt Ratgar auf dem Stadtberg erbaute Säulenbasilika. Sie wurde am 20. September 812 durch den Mainzer Erzbischof Richulf der heiligen Margarethe geweiht.[1] Dieses Datum ist die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Schlitz. Seit der Reformation in Schlitz im Jahr 1546 ist die Stadtkirche evangelisch; sie gehört zur Evangelischen Christusgemeinde Schlitzerland.[2]
Baugeschichte
BearbeitenErste Erwähnung 812
BearbeitenAm 20. September 812 wurde die Stadtkirche von dem Mainzer Erzbischof Richulf der heiligen Margarethe geweiht. Es handelte sich damals um eine dreischiffige, romanische Säulenbasilika, die im Auftrag des Fuldaer Abts Ratgar gebaut wurde.
11./12. Jahrhundert
BearbeitenIn der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde die Basilika um einen Querbau mit Turm auf der Ostseite erweitert. Im 12. Jahrhundert wurden Querbau und Turm erhöht.
13./14. Jahrhundert
BearbeitenDie Kirche wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts um einen Chor, eine Sakristei und eine Gruft erweitert. Im 14. Jahrhundert wurde die Barbarakapelle gebaut und der Turm bekam seinen achteckigen Aufbau. Das vierfach gestufte Westportal wurde eingebaut.
16./17. Jahrhundert
BearbeitenIm 16. Jahrhundert wurden an der Nord- und Südseite je ein kleiner Treppenturm angebaut, über die man auf die beiden Emporen gelangen konnte. Im 17. Jahrhundert erhielt der Turm seinen 30 m hohen Spitzhelm.
Renovierung 1963–1966
BearbeitenIm Zuge der Renovierungsarbeiten in den Jahren 1963–1966 wurden die beiden Emporen, die über die Treppentürme im Süden und Norden begehbar waren, entfernt. Im Gegenzug baute man eine neue Empore im Westhaus.
Renovierung 2000–2009
BearbeitenIn der Zeit zwischen 2000 und 2009 wurde die Stadtkirche grundlegend saniert. Die aufwendigen Restaurierungsarbeiten umfassten unter anderem die gesamte Dach- und Deckenkonstruktion, den Turm, den Glockenstuhl und die Stuckdecke.[3][4]
Orgel
BearbeitenIn der Mitte des 17. Jahrhunderts sind zwei Orgeln in der Kirche nachgewiesen, eine größere Westorgel und ein kleines Chorpositiv. Der unter Denkmalschutz stehende, barocke Orgelprospekt stammt von Jost Eichenberg aus Niederaula. Er schuf 1719 ein einmanualiges Werk mit etwa zwölf Registern, das ursprünglich auf der Empore über dem Westportal stand. Johann-Markus Oestreich ergänzte 1801 ein zweites Manual und einige neue Stimmen. Im Jahr 1938 baute die Firma Förster & Nicolaus eine neue Orgel hinter dem alten Prospekt. Das Instrument hatte elektrische Kegelladen und 21 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Nach der Kirchenrenovierung in den 1960er Jahren wurde die Orgel 1968 grundlegend saniert und erweitert. Seitdem befindet sie sich an der Südwand über dem Südportal und verfügt über 22 Register auf elektrischen Schleifladen.[5]
Pfarrer
BearbeitenName | Amtszeit | Anmerkungen |
---|---|---|
Cyriacus Spangenberg | 1581–1595 | evangelischer Theologe, Kirchenlieddichter und Historiker. Er war ein Schüler von Martin Luther. |
Ludwig Christian Dieffenbach | ?–1855 | |
Georg Christian Dieffenbach | 1855–1901 | bekannter Dichter |
Fritz Schmidt | 1898–1913 | |
Wilhelm Hotz | 1902–1908 | |
Gustav Böckner | 1908–1934 | |
Hermann Knodt | 1913–1926 | Vater des Historikers Manfred Knodt |
Karl Schmidt | 1926–1934 | |
Gustav Zehfuß | 1934–1940 | |
Ludwig Berg | 1935–1951 | |
Claus Bischoff | 1940–1945 | |
Hans Hörr | 1940–1953 | |
Walter Wollweber | 1953–1960 | |
Siegfried Unverzagt | 1952–1955 | |
Hermann Steller | 1955–1957 | |
Wilhelm Matern | 1957–1959 | |
Wilhelm Knorreck | 1959–1964 | |
Günter Dietrich | 1961–1968 | |
Kurt Klug | 1964–1966 | |
Joachim Schulze | 1966–1997 | |
Hartmut Witt | 1968–1976 | |
Paul-Ulrich Lenz | 1978–1995 | |
Siegfried Schmidt | 1995–2022 | |
Matthias Schmidt | 1997–2007 | |
Johannes Wildner | 2008–2020 | |
Gerrit Boomgaarden | 2021– | |
Melanie Pflanz | 2023– |
Literatur
Bearbeiten- Martin Zeiller: Schlitz. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum (= Topographia Germaniae. Band 7). 2. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1655 (Volltext [Wikisource]).
- Hermann Knodt, Fritz Schmidt: Elfhundert Jahre Schlitzer Geschichte Festschrift zur 1100-jährigen Jubelfeier der Gründung der Schlitzer Kirche. Herausgegeben von der Evangelischen Kirchengemeinde Schlitz. Schlitz 1912.
- Jakob Dächert: Zur 1150-Jahrfeier der Stadtkirche Schlitz. Herausgegeben von der Evangelischen Kirchengemeinde Schlitz. Schlitz 1962.
- Volker Puthz, Peter Weyrauch, Volker Jung, Joachim Schulze: Zur 1175-Jahrfeier der Stadtkirche. Herausgegeben vom Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde Schlitz. Schlitz 1987.
- Käthe und Johannes Wildner: Aspekte der Schlitzer Kirchengeschichte. In: Puthz Volker, Braungart Jürgen und andere: 1200 Jahre Schlitz. Festschrift zum 1200-jährigen Jubiläum der Stadt Schlitz und ihrer Stadtkirche. Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Schlitz. Schlitz 2011, ISBN 978-3-00-036833-2, S. 25–30.
- Siegfried Schmidt: Die Schlitzer Stadtkirche – steinernes Zeugnis 1200-jähriger Geschichte des Glaubens. In: Puthz Volker, Braungart Jürgen und andere: 1200 Jahre Schlitz. Festschrift zum 1200-jährigen Jubiläum der Stadt Schlitz und ihrer Stadtkirche. Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Schlitz. Schlitz 2011, ISBN 978-3-00-036833-2, S. 31–36.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ schlitz.de Website der Stadt Schlitz
- ↑ Website der Evangelischen Christusgemeinde Schlitzerland.
- ↑ Übersicht zu den Renovierungsarbeiten an der Stadtkirche (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF).
- ↑ Angaben zur Renovierung der Versuchsanstalt für Holz- und Trockenbau ( vom 6. August 2013 im Internet Archive) (PDF; 133 kB)
- ↑ Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 29,2). Band 3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 2: M–Z. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1331-5, S. 846–849.
Koordinaten: 50° 40′ 24,8″ N, 9° 33′ 37,1″ O