Stadtmauern von Ferrara

Stadtbefestigung aus der Renaissance

Die Stadtmauern von Ferrara sind eine Befestigungsanlage, welche die Stadt der Este ursprünglich auf einer Gesamtlänge von etwa 13 Kilometern vollständig umgaben. Heute hat sich diese Länge auf etwa 9 Kilometer reduziert. Ihr Bau begann im Mittelalter, und während der Renaissance wurden sie zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert den neuen militärischen Anforderungen angepasst und umgebaut.

Bastion S. Tommaso

Geschichte

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Bastion dell’Amore

Die ersten Befestigungsanlagen zum Schutz einer Flussfähre in Ferrara wurden von den Byzantinern um das 6. Jahrhundert herum errichtet, und später wurden im 10. Jahrhundert von Tedaldo di Canossa weitere Verteidigungsmauern zum Schutz einer zweiten Fähre hinzugefügt.

Später, als die neue Kathedrale nördlich der bestehenden Basilika gebaut wurde, erhielten die Mauern ihre erste organisierte Verteidigungsform im Norden des neuen Stadtzentrums, und auch ihre Ausdehnung wurde erweitert. Im Jahr 1314 umfassten die Mauern auch das Viertel von Borgo Vado, und es entstanden die ersten Abschnitte der Ringmauern aus Ziegel. Historiker verweisen auf ein damaliges Tor in der Gegend, das der heutigen Via Ripagrande entspricht.[1]

Das prestigeträchtigste Tor war Ende des 15. Jahrhunderts die Porta degli Angeli im nördlichen Teil der Stadtmauer, durch die illustre Gäste, aber auch die Herzöge, die Stadt betraten. Durch dieses Tor verließ beispielsweise Cesare d’Este 1598 die Stadt, als er die Hauptstadt nach Modena verlegte und Ferrara an den Kirchenstaat zurückgab. Die Porta degli Angeli ist jedoch nicht die einzige aus dieser Zeit: Ferrara konnte von Süden durch die Porta Paola und von Osten durch die Porta San Giovanni betreten werden.

Entlang des gesamten Mauerrings sind Bastionen erhalten, von denen einige nicht mehr vollständig vorhanden sind. Sie dienten der Verteidigung gegen Belagerungen mit Feuerwaffen und waren von Gräben umgeben, die heute nicht mehr sichtbar sind, waren mit Schießscharten ausgestattet und zeigen noch die Form eines Sporns oder einer Pike. Sie sind hauptsächlich im südlichen Teil der Mauern zu finden. Im Jahr 2020 wurde die Restaurierung der Bastion dell’Amore entlang der südlichen Mauern mit einer umfassenden archäologischen Untersuchung des betreffenden Bereichs abgeschlossen.[2]

Erweiterung von Niccolò II

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Im Jahr 1385 beauftragte Niccolò II. d’Este Bartolino Ploti mit dem Bau einer Festung im Norden, dem Castello di San Michele, und so umschlossen die Verteidigungsmauern bald ein größeres Gebiet im Norden, das der heutigen Viale Cavour und dem Corso della Giovecca entspricht.

Erweiterung von Borso d’Este

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Unter Borso d’Este reichte die Ausdehnung des von den Mauern geschützten Gebiets bis zur Brücke San Giorgio im Südosten, wobei die alte Kathedrale vor den Mauern blieb.[3]

Stadterweiterung von Ercole I.

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Unter Ercole I. d’Este wurden die nördlichen Mauern zwischen 1493 und 1505 im Rahmen des Baus der von Biagio Rossetti entworfenen Addizione Erculea größtenteils erhöht. Sie zeichnen sich durch halbrunde Türme und einen langen Patrouillenweg für Wachposten aus. Am nordwestlichen Ende befindet sich der Torrione del Barco. Ein wichtiges Beispiel für die Militärarchitektur im Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert. Bemerkenswert sind auch die Porta degli Angeli (Engelstor) im Norden und der Torrione di San Giovanni (Johannesturm) im Osten, dessen runde Struktur typisch für die Architektur der Renaissance ist. Auf dem nahe gelegenen Platz steht eine Kopie einer Statue von Giorgio de Chirico.

 
1608 von Papst Paul V. erbaute und 1859 zerstörte Festung

Die Festung von Ferrara hatte einen fünfeckigen, sternförmigen Grundriss und wurde 1608 von Papst Paul V. nach der Abtretung von Ferrara errichtet. Sie befand sich im Südwesten der Stadt und unterbrach in diesem Bereich den Verlauf der historischen Stadtmauern. Ihr Bau führte zum Verlust der prächtigen Delizie estensi di Belvedere.[4] Die Festung wurde während der französischen Herrschaft 1805 teilweise zerstört und schließlich um 1860, mit dem Fall des Kirchenstaates, von der provisorischen Regierung von Ferrara abgebrochen.[5]

UNESCO-Welterbestätte

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Mauerabschnitt an der Bastion della Montagna

Die Stadtmauern von Ferrara werden bei den Kriterien für die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Welterbe ausdrücklich erwähnt, wenn von Mauern und Festungen die Rede ist, so wie dies auch in Berlin (1995) und Marrakesch (1999) der Fall war.[6][7]

Mauern als Grünfläche

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Die Stadtmauern von Ferrara sind nicht nur ein militärisches Bauwerk, sondern haben sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem großen Garten entwickelt, der den Renaissance-Stadtkern umgibt. Sie haben flache, grasbewachsene Flächen, lange Wege zwischen Baumreihen und Bereiche mit dichter waldähnlicher Vegetation.

Der verbleibende Teil der Festung in der Nähe der Viale 4 Novembre, der Bastion della Montagna, der Bastion di San Tommaso, die Montagnola in den Belfiore-Wällen und ein großer Teil der Strecke im Verlauf mit der Via dei Baluardi, im Süden der Stadt, sind echte Parks.[8]

Einzelnachweise

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  1. Ravenna, LeMura, S. 31
  2. Baluardo dell’Amore: a Ferrara apre un parco archeologico nei luoghi dell’antica porta cittadina lungo le Mura sud. In: Comune di Ferrara. Abgerufen am 31. März 2022.
  3. Ravenna, LeMura, S. 31–35
  4. STORIA DELL’AMINTA. In: intratext.com. Abgerufen am 1. April 2022: „Belvedere, nicht weit von Ferrara entfernt, auf einer kleinen Insel, die sich fast eine Meile über den Po oberhalb der Brücke des alten Castel Tedaldo erstreckt, war in den glücklichen Jahren der Herrschaft der Este ein berühmter Ort der Vergnügungen“
  5. Mura di Ferrara. In: ottocentoferrarese.it. Istituto di Storia Contemporanea, archiviert vom Original am 25. April 2018; abgerufen am 1. April 2022.
  6. Ferrara, Città del Rinascimento e il suo Delta del Po. In: sitiunesco.it. Associazione Città e Siti Italiani Patrimonio Mondiale UNESCO, abgerufen am 1. April 2022.
  7. Fabio Terminali: Nuovi interventi per le nostre Mura - A 25 anni dai primi lavori il progetto di recupero del Comune: «Dobbiamo salvaguardare un imponente monumento». In: lanuovaferrara.gelocal.it. GEDI News Network SpA, abgerufen am 1. April 2022 (italienisch).
  8. G.Melchiorri, S. 162,163

Literatur

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  • Ugo Malagù: Le mura di Ferrara. Ferrariae Decus - Ente provinciale per il turismo, Ferrara 1960.
  • Paolo Ravenna (Hrsg.): Le mura di Ferrara: immagini e storia. Panini, Modena 1985.
  • Gerolamo Melchiorri: Nomenclatura ed etimologia delle piazze e strade di Ferrara e Ampliamenti. Hrsg.: Carlo Bassi. 2G Editrice, Ferrara 2009, ISBN 978-88-89248-21-8.
  • Carlo Bassi: Ferrara rara: Perché Ferrara è bella. Archivio Cattaneo editore in Cernobbio, Cernobbio 2015, ISBN 978-88-98086-23-8.
  • Dafne Cola, Cristiano Spila (Hrsg.): Giorgio Bassani. Gli anni della presidenza di Italia Nostra (1965–1980). Feltrinelli, Mailand 2018, ISBN 978-88-07-49238-9, Ferrara e le sue mura, S. 241–245.
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Commons: Stadtmauern von Ferrara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 44° 49′ 47″ N, 11° 37′ 57,8″ O