Starogard (Resko)

Siedlung in Polen
(Weitergeleitet von Stargordt)

Starogard (deutsch Stargordt, früher auch Stargord) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es bildet ein Schulzenamt der Stadt- und Landgemeinde Resko (Regenwalde).

Starogard
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Starogard (Polen)
Starogard (Polen)
Starogard
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Łobez
Gmina: Resko
Geographische Lage: 53° 46′ N, 15° 32′ OKoordinaten: 53° 45′ 37″ N, 15° 32′ 1″ O
Einwohner: 670
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZLO
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 152: PłotyReskoŚwidwinBuślary
(– Połczyn-Zdrój)
DW 148: Starogard – ŁobezDrawsko Pomorskie
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów

Geographische Lage

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Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa acht Kilometer östlich der Stadt Resko (Regenwalde), am rechten Ufer des Flusses Rega, der hier die Grenze zu dem Nachbardorf Łagiewniki (Elvershagen) bildet.

Geschichte

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Stargordt (Stargord) östlich der Stadt Regenwalde (Regenwolde) auf der Landkarte des Eilhard Lubinus von 1618 (Ausschnitt)
 
Starogard 2013
 
Schloss Stargord um 1860, Sammlung Alexander Duncker
 
Schlossruine im Jahre 2013

Südwestlich des Kirchdorfs befindet sich ein Slawischer Burgwall, der die für den Ort namensgebende alte Burg sein dürfte.[1] Nach Heinrich Berghaus (1868) soll in Stargordt im Mittelalter eine Burg gestanden haben, von der noch nach Jahrhunderten Mauerreste erhalten geblieben waren.[2] Seit dem 13. Jahrhundert gehörten Dorf und Gut Stargordt einem Zweig der Adelsfamilie Borcke. Die Familie pflegte ihre Stargordter Linie später durch Anhängen des Ortsnamens an den Namen Borcke zu kennzeichnen.[3][4]

Von 1717 bis 1721 erbaute sich Generalfeldmarschall Adrian Bernhard von Borcke auf seinem Besitz in Stargordt ein Schloss im Stil des norddeutschen Barock. Das Schloss wurde 1743 durch Heinrich Adrian von Borcke um einen Seitenflügel ergänzt.[1] Zu der Einrichtung des Schlosses gehörten eine Ahnengalerie mit 20 Porträts und eine Gobelinsammlung mit Motiven aus antiken Sagen.

In dem Gutsbezirk wurde Ackerbau, Viehzucht und Forstwirtschaft betrieben, außerdem Fischerei auf dem Doeberitzschen See sowie auf dem Carowschen See. Nach 1764 hatte der experimentierfreudige Generalmajor Heinrich Adrian von Borcke, ein landwirtschaftlicher Autodidakt, die von dem Gutsbetrieb erwirtschafteten Erträge von 700 Talern im Jahr 1770 durch Meliorationen, Fruchtwechsel, Innovationen,[5] Viehbestandserhöhung und andere betriebliche Maßnahmen auf 3000 Taler pro Jahr in den nächsten 14 Jahren steigern können.[6] Er beschrieb seinen Gutsbetrieb in dem Buch Beschreibung der Stargordtschen Wirtschaft (Breslau 1778), von dem 1792 in Berlin eine Neuauflage erschien.[7] Um 1780 gab es in dem Gutsbezirk das Schloss, ein Vorwerk, neun Bauern, einen Kossäten, eine Ziegelei, eine Schmiede, eine Häckselmühle, einen Gasthof, einen Prediger, einen Küster und insgesamt 36 Feuerstellen (Haushalte).[8] Die Stargordter Häckselmühle ist in der Literatur detailliert beschrieben worden.[9] Adrian Heinrich von Borcke hatte auf dem Schloss eine naturkundliche Sammlung angelegt. Er hatte unter anderem auch physikalische Instrumente gesammelt.[10] In Stargordt und Umgebung hatte er meteorologische Messungen durchgeführt.[11] Das Schloss beherbergte auch eine bedeutende Büchersammlung.[12]

Die Bauernstellen, die Ende des 18. Jahrhunderts noch neben dem Gutsbetrieb existiert hatten, hörten mit der Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse Anfang des 19. Jahrhunderts zu bestehen auf.[1]

Im Jahr 1925 wurden in Stargordt 671 Einwohner gezählt, die auf 123 Haushaltungen verteilt waren.[13] Am 1. April 1927 hatte das Rittergut Stargordt eine Flächengröße von 1883 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 339 Einwohner.[14]

Am Anfang der 1930er Jahre hatte die Gemarkung der Landgemeinde Stargordt eine Flächengröße von 34,8 km², und im Gemeindegebiet standen zusammen 45 bewohnte Wohnhäuser an elf verschiedenen Wohnstätten:[13]

  1. Bahnhof Stargordt
  2. Forsthaus Matzkenheide
  3. Forsthaus Überschlag
  4. Krössin
  5. Molstow
  6. Mühle
  7. Schofanz
  8. Stargordt
  9. Stärkefabrik
  10. Vorwerk Stargordt
  11. Ziegelei

Bis 1945 gehörte Stargordt zum Kreis Regenwalde der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Stargordt war Sitz des Amtsbezirks Stargordt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee erobert. Die Rote Armee brannte das Schloss nieder. Anschließend wurde die Region zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es wanderten nun Polen zu. Stargordt erhielt den polonisierten Namen Starogard. Die eingesessenen Einwohner wurden in der darauffolgenden Zeit von der polnischen Administration aus Stargordt vertrieben.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliges Gut mit einem Schloss, einem Vorwerk, einer Schäferei, einer Ziegelei, einer Hächselmühle, einer Mahl-Wassermühle, einer Mutterkirche und 36 Feuerstellen (Haushaltungen)[15]
1818 331 Dorf mit Wassermühle, adlige Besitzung[16][17]
1852 310 Dorf[18]
1864 331 am 3. Dezember, Gutsbezirk[19]
1867 331 am 3. Dezember, Gutsbezirk[20]
1871 365 am 1. Dezember, Gutsbezirk, sämtlich Evangelische[20]
1885 297 am 1. Dezember, Gutsbezirk, darunter 295 Evangelische, ein Katholik und ein Jude[21]
1890 305 am 1. Dezember, Gutsbezirk[22]
1910 340 am 1. Dezember, Gutsbezirk[23]
1925 671 davon 657 Evangelische und 14 Katholiken, keine Juden[13]
1933 633 [24]
1939 628 [24]
 
Dorfkirche im Jahre 2014 (bis 1945 evangelisch)

Die vor 1945 in Stargordt anwesende Bevölkerung gehörte mit großer Mehrheit der evangelischen Konfession an. Im Jahr 1925 befanden sich unter den gezählten 671 Einwohnern 657 Protestanten und 14 Katholiken.[13] Das Dorf war Sitz eines evangelischen Pfarramts (der Landeskirche). Zum evangelischen Kirchspiel Stargordt gehörten die Gemeinden Alt Döberitz, Stargordt und Zozenow.

Die von 1578/1579[1] stammende Fachwerkkirche erhielt erst 1908 einen Turm. Im Turm befindet sich eine Glocke, die im Jahr 1572 von dem Stargarder Glockengießer Joachim Karstede gegossen wurde.[25]

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter des Ortes

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  • Ernst Kuhlo (1843–1923), deutscher Elektrotechniker und Gründer der Stettiner Electricitäts-Werke

Sonstige

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  • Adrian Bernhard von Borcke (1668–1741), Erbherr auf Stargordt, ließ Schloss Stargordt erbauen.
  • Heinrich Adrian von Borcke (1715–1788), Erbherr auf Stargordt, formte aus dem Stargordter Vorwerk einen von der zeitgenössischen Fachwelt anerkannten landwirtschaftlichen Musterbetrieb
  • Heinrich Gustav von Borcke (1829–1916), Fideikommissbesitzer auf Stargordt, Mitglied des Preußischen Herrenhauses

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Ernst Bahr: Stargordt. In: Helge Bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 12: Mecklenburg/Pommern (= Kröners Taschenausgabe. Band 315). Kröner, Stuttgart 1996, ISBN 3-520-31501-7, S. 279.
  2. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. II. Teil, 4. Band, Anklam 1868, S. 108 unten.
  3. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser für das Jahr 1855. Gotha 1855, S. 104 ff.
  4. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser für das Jahr 1859. Gotha 1859, S. 115.
  5. Karl Friedrich von Benekendorff: Kleine ökonomische Schriften. Band 2, Küstrin 1784, S. 98 ff.
  6. Allgemeine deutsche Bibliothek. Band 39, Berlin und Stettin 1779, S. 19.
  7. Adrian Heinrich von Borcke: Beschreibung der Stargordtschen Wirtschaft in Hinterpommern, nebst G. M. L von Wedells Vorlesung in der patriotischen Gesellschaft zu Breslau über diesen Gegenstand und von Eickstädts Beschreibung der Hohenholzischen Wirtschaft in Vorpommern. Berlin 1792, Volltext, ohne gefaltete Seiten. Rezension: Göttinger Anzeiger vom 5. Juni 1783, S. 904. Rezension: Allgemeine deutsche Bibliothek, Band 57 (1784), S. 261–266.
  8. Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Kgl.-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 1. Band, S. 353–354, Nr. 58.
  9. Ökonomische Enzyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirtschaft in alphabetischer Ordnung (Johann Georg Krünitz, Hrsg.). Band 20, Berlin 1780, S. 616 ff., digitalisiert mit Ausnahme der technischen Zeichnungen.
  10. Johann III Bernoulli: Sammlung kurzer Reisebeschreibungen Band 3, Berlin 1781, S. 386.
  11. Gottfried Erich Rosenthal: Briefe an Graf von Borcke über die wichtigsten Gegenstände der Meteorologie. Band 1, Leipzig und Nordhausen 1784, S. 49 ff.
  12. Christian Friedrich Wutstrack (Hrsg.): Nachtrag zu der Kurzen historisch-statistisch-geographischen Beschreibung des Kgl.-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Stetin 1795, S. 191.
  13. a b c d Die Gemeinde Stargord im ehemaligen Kreis Regenwalde in Pommern. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011.
  14. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke. In: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 1927, 67. Jahrgang, Berlin, S. 344–477, insbesondere S. 396 (Google Books).
  15. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 353, Ziffer 58 (Google Books).
  16. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 4: P–S. Halle 1823, S. 365, Ziffer 6276 (Google Books).
  17. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Nicolaische Buchhandlung, Berlin / Stettin 1827, S. 227, Ziffer 78 (Google Books).
  18. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 594 (Google Books).
  19. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 9. Kreis Regenwalde. Berlin 1866, S. 26–33, Ziffer 165 (Google Books).
  20. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 82–83, Ziffer 175 (Google Books).
  21. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 94–95, Ziffer 179 (Google Books).
  22. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. I. Regierungsbezirk Stettin. 13. Kreis Regenwalde, S. 35, Ziffer 32 (Google Books), und S. 38, Ziffer 178 (Google Books).
  23. Landkreis Regenwalde. Gemeindeverzeichnis.de, U. Schubert, 2020.
  24. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Regenwalde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  25. M. Majewski: Ludwisarstwo stargardzkie XVI-XVII wieku. Przyczynek do "Corpusu Campanorum Pomeranorum". In: Mała Ojczyzna - Wczoraj i Dziś. Materiały z sesji, Stargard 1999, S. 66.