Steigbaum
Der Steigbaum (auch Steighaken, Steigleiter, Sturmleiter, Einholmleiter) ist ein einfaches Gerät zur Überwindung von Höhen, das im Militär und im Bergbau schon lange bekannt ist.
Militärtechnik
BearbeitenDer Steigbaum ist vermutlich seit der vorchristlichen Zeit bekannt und wurde bei Tiefbauarbeiten in Lindau (Bodensee) gefunden. Als Ursprung ist ein langer Baumstamm mit seitlich eingesteckten Tritthölzern zu vermuten.
Für diesen Steigbaum auch Einholmleiter sind auch andere Begriffe bekannt, wie Steighaken oder Sturmleiter. Mit Steighaken und der Sturmleiter als Weiterentwicklung des Steigbaumes später zweiholmig erschließt sich die Bedeutung der besonderen Leiterform. In der zweiholmigen Ausführung war auch die Bezeichnung Mauerbrecher gebräuchlich. Die heutige moderne Form ist die ebenfalls zweiholmige Hakenleiter der Feuerwehr.[1]
Eskaladieren (Eskalade, frz.: escalader, escalade), bedeutet mittels Sturmleitern ersteigen[2], also die Ersteigung von Mauern oder steilen Böschungen. Dieses Gerät war ein wichtiges mittelalterliches Kriegsgerät. Häufig einholmig mit an der Spitze angebrachten Haken war es leicht und gut zu handhaben. So sollten die Sturmkolonnen den Wall der Burg oder Festung auf Sturmleitern ersteigen, versuchen sich dort festzusetzen und das Tor von innen öffnen, um den Reserven den Weg frei zu machen.
Zivile Nutzung
BearbeitenIn der Oeconomischen Encyclopädie (1773–1858) von J. G. Krünitz wird der Steigbaum den Treppenwangen gleichgesetzt: „Treppenwange, Treppenbacke, Quartierbaum, Steigebaum, beim Zimmermanne, die Seitenbohle einer Treppe, worein die Stufen eingelocht werden. Eine frei liegende Treppe, oft auch eine an der Wand liegende, hat zwei dergleichen Wangen zu beiden Seiten der Stufen, worin diese befestiget werden, so auch die Setzstufen.“[3]
Bergleute bezeichnen einen mit tiefen Kerben versehenen Baumstamm zum Überwinden steiler Stellen in der Grube (z. B. Felsstufen) als Steigbaum, welcher an steileren Stellen neben dem Fördergestänge zu finden ist. Diese Steigbäume dienten als Aufstiegshilfen, anstelle von Leitern, auf denen die Bergknappen das Erz über Tag befördern.[4]
Im Museum für Archäologie des Kantons Thurgau im schweizerischen Frauenfeld kann man einen 5400 Jahre alten Steigbaum aus dem Pfahlbaudorf Arbon-Bleiche betrachten; dieser Steigbaum diente somit bereits in der Jungsteinzeit als Leiter.
Heute werden Steigbäume bzw. Einholmleitern z. B. im Obstanbau (z. B. Tiroler Steigtanne) und im Schachtbau aufgrund ihres geringen Gewichts eingesetzt.
Formen
Bearbeiten- Steigbaum (Treppenwange) → Baumstamm oder Seitenbohle einer Treppe, worin die Stufen eingelocht werden, siehe Einbaumleiter, eingekerbte Baumstamm und Holztreppe
- Steigbaum (Einholmleiter) → Leiter in Form einer Stange, aus welcher zu beiden Seiten die Sprossen hervorstehen
- menschlicher Steigbaum → „Räuberleiter“
Heraldik
BearbeitenIn der Heraldik ist er als gemeine Figur selten.
Im Wappen der Familie von Bredow ist er abgebildet. „Das Geschlecht führte einen roten Steighaken in seinem Wappen, der gleichsam als Sinnbild für seinen Aufstieg in die erste Reihe des brandenburgischen Adels steht.“[5] Ebenso führen Orte, die unter der Herrschaft derer von Bredow standen, den Steigbaum in ihrem Wappen. Dies betrifft vor allem viele Orte im Havelland, wie z. B. Brieselang.
Als zweiholmige Ausführung ist die Sturmleiter im Wappen der Freiherren von Lützow (Beschlag der Familiengruft in der Kirche von Eickelberg).
Die Familie Risch von Chur aus der Stadt Chur (Schweiz) zeigt zwei unterschiedliche Steigbäume in ihrem Wappen anno 1887. Die Wappenbeschreibung[6] ist:
- In Rot auf drei grünen Spitzen goldener Steigbaum
- In Blau auf drei grünen Spitzen grüner Steigbaum
Die Eindeutigkeit der heraldischen Figur als Steigbaum war nicht immer klar. Oft als Handrammen, Gondelschnäbel und zuletzt als Steigbaum wurde sie beschrieben.[7]
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Wappen von Brieselang[8]
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Steigbaum im Wappen von Amt Brüssow (Uckermark)[9]
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Steigbaum im Wappen von Doksy
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Steigbaum im Wappen vom Löwenberger Land
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Joachim I. (1441–1507), Bischof von Brandenburg, Holzschnitt im Messbuch des Bistums Brandenburg um 1480
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Ortsteil Bredow Gemeinde Brieselang
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Ortsteil Zeestow Gemeinde Brieselang
Weblinks
Bearbeiten- Steigbaum als Kletterhilfe (Einholmleiter)
- Steigbaum im Bleibergwerk (Treppenwange)
- Steigbaum im Andreasstollen im Silberberg Davos, BSD
- Ein alter Steigbaum in einer Zeche
- Bronzezeitlicher Steigbaum (Treppenwange)
- Römischer Steigbaum (Treppenwange)
- Moderner Steigbaum: Steigbaum mit Fallschutzschiene (Schachtbau) (PDF-Datei; 68 kB)
- google.com Google Books, abgerufen am 16. Oktober 2022 im Curt O. von Querfurth: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Beck, Nördlingen 1872, S. 85. (Mauerbrecher)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Franz-Josef Sehr: X. Feuerwehr-Olympiade 1993 in Berlin. In: Florian Hessen 9/1993. Munkelt Verlag, 1993, ISSN 0936-5370, S. 24–26.
- ↑ Erläuterung des Duden - Deutsches Universalwörterbuch
- ↑ Oeconomischen Encyclopädie (1773–1858) von J. G. Krünitz
- ↑ Bergbauliche Begriffe
- ↑ Karla Lindt: Roter Steighaken im Wappen. In: Berliner Zeitung. 15. Oktober 1994, abgerufen am 28. Juni 2022.
- ↑ Dietrich Jäklin: Wappen der Anno 1887 lebenden Bürgergeschlechter der Stadt Chur. Zusammengetragen aus den Wappenbüchern, älterer u. neuerer Zeit sowie nach Sigillen und Pettschaften in der Sammlung Bündnerischer Wappen. B. Gerhardt, Chur 1889.
- ↑ Carl Mayer von Mayerfels: Heraldisches A.B.C. Buch. In Commission bei J. A. Finsterlin, München 1857, S. 284.
- ↑ Wappenbeschreibung – Brieselang: „Auf blauem Wellenschildfuß, belegt mit dem Wappen von Bredow - in Silber ein roter Steigbaum mit drei Quersprossen - in Silber zwei Birken mit natürlichem Stamm, grüner Krone und grünen Kätzchen.“ (Land Brandenburg – Wappen Gemeinde Brieselang)
- ↑ Wappenbeschreibung – Amt Brüssow (Uckermark). (PDF) „Von Silber und Rot gespalten, darin eine Steigleiter mit vier Sprossen in verwechselten Farben.“ Die Sprossen und der Mittelbalken symbolisieren die 5 amtsangehörigen Gemeinden. In: verwaltungsportal.de. Ehemals im ; abgerufen am 4. Februar 2023. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)