Stephanie Rothman
Stephanie Rothman (* 9. November 1936 in Paterson, New Jersey) ist eine US-amerikanische Filmregisseurin, -autorin und -produzentin, die in den 1960er- und 1970er-Jahren mit ihrer Arbeit für Roger Corman Aufmerksamkeit erregte.
Leben und Werk
BearbeitenRothman studierte in den 1950er-Jahren Soziologie an der University of California in Los Angeles und in Berkeley und schloss mit dem Bachelor ab. Nachdem Das siebente Siegel und Wege zum Ruhm ihr Interesse am Filmemachen geweckt hatten, begann sie 1962 ein Filmstudium an der University of Southern California.[1] Sie erhielt als erste Frau ein Stipendium von der Directors Guild of America. Rothman verdingte sich während ihrer Graduierung als Second-Unit-Mitarbeiterin bei Roger Cormans billig hergestellten Exploitationfilmen.
1966 übernahm sie von einem von Corman entlassenen Regisseur den Film Horror Cocktail, für den das halbstündige Fragment eines jugoslawischen Spionagefilmes mit einer dazu gedrehten kalifornischen Serienkiller-Story zu einer Variation des Vampirfilmes vermengt wurde. Stephanie Rothmans erster eigener Film für die Corman Factory war 1967 It's a Bikini World, über Geschlechterkampf und Rollenspiele an sonnigen Stränden zur Musik der Animals und der Gentrys.
Eindrucksvoller geriet Stephanie Rothman ihre nächste Arbeit: The Student Nurses (1970), der erste Film von Roger Cormans neu gegründeter Produktionsfirma New World Pictures, über eine Gruppe von attraktiven Schwesternschülerinnen, deren erotische Eskapaden geschickt mit sozialkritischen Handlungselementen gewürzt wurden, war ein großer kommerzieller Erfolg und der Start einer Serie von weiteren „Schwesternfilmen“ aus dem Hause Corman.
1971 drehte Stephanie Rothman The Velvet Vampire, mit dem sie den Vampirmythos endgültig in die sengende Sonne Kaliforniens transferierte: Ein junges Paar wird von einer geheimnisvollen Schönheit in die Mojave-Wüste gelockt, wo eine erotische Dreiecksbeziehung in einen Kampf ums Überleben mündet. 1973 ließ die Regisseurin in ihrem nächsten Film sechs junge Menschen beiderlei Geschlechts eine „Gruppenhochzeit“ (Group Marriage) feiern. Im gleichen Jahr drehte sie Männer wie die Tiger, über eine sonnige Insel, auf die verurteilte Mörder und Mörderinnen verbannt und dort sich selbst überlassen werden, was zunächst dazu führt, dass die Frauen als Sklavinnen gehalten werden und zum Beispiel wie Vieh Pflüge zu ziehen haben. Dies war einer der ersten Filme mit Tom Selleck.
Nachdem Corman die Regie für den Film Die Faust des Rebellen 1972 nicht ihr, sondern Martin Scorsese überließ, machte sich Rothman selbständig.[2] Zusammen mit ihrem Mann Charles S. Schwartz beteiligte sie sich an der unabhängigen Produktionsfirma Dimension Pictures. Sie war dort maßgeblich an der Entwicklung und Vorbereitung von Filmprojekten beteiligt, schrieb Drehbücher und führte Regie. Ihr letzter Film war 1974 die Sexploitation-Komödie The Working Girls, in der drei junge mittellose Frauen gegen vielerlei Widerstände versuchen, in der Arbeitswelt von Los Angeles Fuß zu fassen.[3]
Stephanie Rothmans Filme unterschieden sich von den üblichen Exploitation-Filmen durch die starken weiblichen Charaktere und den durchscheinenden gesellschaftskritischen Ansatz. Im Gegensatz zu anderen Protegés von Roger Corman wie Scorsese oder Francis Ford Coppola war es ihr nicht möglich, im Mainstream Fuß zu fassen. Sie selbst gab zu Protokoll, dass sie als Frau und ehemalige Exploitation-Filmemacherin keine Chance bei größeren Produktionen bekam. Nachdem sie zehn Jahre lang erfolglos versucht hatte, im Hollywood-Studiosystem Filme zu drehen, wechselte sie schließlich ins Immobiliengeschäft.[4]
Filmografie
Bearbeiten- 1965: Voyage to the Prehistoric Planet – Produktion
- 1965: Beach Ball – Produktion
- 1966: Queen of Blood – Produktion
- 1966: Horror Cocktail (Blood Bath) – Buch, Regie
- 1967: It's a Bikini World – Buch, Regie
- 1970: The Student Nurses – Produktion, Buch, Regie
- 1971: The Velvet Vampire – Buch, Regie
- 1973: Sweet Sugar – Buch
- 1973: Group Marriage – Buch, Regie
- 1973: Männer wie die Tiger (Terminal Island) – Buch, Regie
- 1974: The Working Girls – Buch, Regie
- 1977: Ruby – Regie (uncr.)
Literatur
Bearbeiten- Alicia Kozma: The Cinema of Stephanie Rothman. Radical Acts in Filmmaking. University Press of Mississippi, 2022, ISBN 978-1-4968-4099-8
Weblinks
Bearbeiten- Stephanie Rothman bei IMDb
- Deutsche Seite über Velvet Vampire ( vom 28. September 2007 im Internet Archive)
- Terminal Island auf prisonflicks.com (engl.) ( vom 15. August 2007 im Internet Archive)
- Exploiting Feminism in Stephanie Rothman’s Terminal Island (engl.) ( vom 17. November 2007 im Internet Archive), filmtheoretischer Text von Henry Jenkins.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Alicia Kozma: The Cinema of Stephanie Rothman. Radical Acts in Filmmaking. The University of Mississippi Press, 2022, ISBN 978-1-4968-4099-8, S. 63 ff.
- ↑ Selina Robertson, Isabel Moir: Programming the Films of Stephanie Rothman in the UK. In: Women's Film and Television History Network – UK/Ireland. 5. Juli 2024, abgerufen am 20. August 2024 (englisch).
- ↑ Alicia Kozma: The Cinema of Stephanie Rothman. Radical Acts in Filmmaking. The University of Mississippi Press, 2022, ISBN 978-1-4968-4099-8, S. 73 ff., 157 ff.
- ↑ Marjorie Baumgarten: Exploitation's Glass Ceiling. 9. April 2010, abgerufen am 20. August 2024 (amerikanisches Englisch).
Personendaten | |
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NAME | Rothman, Stephanie |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Filmregisseurin, -produzentin und -autorin |
GEBURTSDATUM | 9. November 1936 |
GEBURTSORT | Paterson, New Jersey |