Steve House

US-amerikanischer Alpinist

Steve House (* 4. August 1970 in La Grande, Oregon) ist ein US-amerikanischer Bergführer und professioneller Extrembergsteiger. Er wurde zusammen mit Vince Anderson für seine Begehung des Zentralpfeilers der Rupalwand am Nanga Parbat im Alpinstil mit dem 15. Piolet d’Or geehrt. Reinhold Messner bezeichnete House nach dieser Begehung als „den besten Höhenbergsteiger unserer Zeit“.[1]

House erhielt seinen Abschluss als Bachelor of Science in Ökologie am Evergreen State College im Jahr 1995. Als neunter Amerikaner[2] schloss er 1999 „die achtjährige Ausbildung zum Bergführer mit allen Qualifikationen der AMGA (American Mountain Guides Association) und IFMGA (International Federation of Mountain Guides Associations)“ erfolgreich ab.[3][4]

Im März 2010 stürzte House am Mount Temple während eines Begehungsversuchs mit seinem Kletterpartner Bruce Miller 25 Meter in die Tiefe und zog sich schwerwiegende Verletzungen zu.[5] Im September 2010 war er wieder als Bergführer „in Grindelwald und in den Dolomiten“ unterwegs.[6]

Zusammen mit seiner Ehefrau Eva initiierte House 2012 Alpine Mentors. In einem zwei- bis vierjährigen Ausbildungsprogramm waren Nachwuchsalpinisten mit ehrenamtlich tätigen Bergsteigern in unterschiedlichen Gebirgen der Welt unterwegs.[7] 2019 änderte House die Konzeption von Alpine Mentors.[8]

House lebt in Ridgway im Südwesten von Colorado und ist mit Vince Anderson als Bergführer des Skyward Mountaineering im San-Juan-Gebirge tätig.[9] Mehrere Monate im Jahr verbringt House mit seiner Familie in Europa in Kärnten.[3]

Gipfelerfolge (Auswahl)

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  • 1995: Eröffnung der Route First Born (Alaska Grade V = multiday, highly technical climb, 3350 Hm) an der Father and Sons Wall des Denali mit Eli Helmuth vom 1. bis 2. Juli in 33 Stunden.[10]
  • 1996: Eröffnung der Route Beauty is a Rare Thing (5.8 WI6, 2100 Hm), Washburn Wall, Denali am 23. Juni in 14 Stunden.[11]
  • 1997: Eröffnung der Route Mascioli's Pillar (5.10 A0 WI6, 1200 Hm), South Buttress, Denali mit Steve Swenson am 15. bis 16. Juni in 30,5 Stunden.[12]
  • 1998: Erste Winterbegehung der Route The Gift That Keeps on Giving (5.9 A3 WI6, 975 Hm) an der Südwand des Mount Bradley, Alaskakette mit Johnny Blizz und Mark Twight in drei Tagen.[13]
  • 1998: Eröffnung der Route Call of the Wild (VI WI6, 2200 Hm) an der Südwestwand des King Peak vom 18. bis 19. Juni mit Joe Josephson in 34 Stunden.[14]
  • 1999: Eröffnung der Winterroute M-16 (WI7+ A2, 1000 Hm) an der Ostflanke des Howse Peak, Waputik Mountains, Kanada vom 23. bis 27. März mit Barry Blanchard und Scott Backes.[15]
  • 2000: Schnellste Begehung der Slowakischen Direkte (5.9 WI6 M5, 2750 Hm), Südflanke des Denali mit Mark Twight und Scott Backes in 60 Stunden.[16]
  • 2001: Eröffnung der Route Sans Blitz (V 5.5 WI7, 800 Hm) an der Ostwand des Mount Fay in den Kanadischen Rocky Mountains mit Rolando Garibotti und Barry Blanchard. Durchstieg in 34 Stunden.[17]
  • 2001: Schnellste Begehung der Route The Infinite Spur (5.9 WI4) an der Südflanke des Mount Foraker vom 9. bis 10. Juni mit Rolando Garibotti in 45 Stunden.[18]
  • 2001: Solo-Begehung des Cho Oyu in 27 Stunden.[19]
  • 2003: Solo-Begehung und Erstbesteigung eines unbenannten Berges (5985 m) in der Masherbrum-Gebirgskette über die Route Hajji Brakk (5.9 65°, 1200 Hm) am 31. Juli in 19 Stunden.[20]
  • 2003 Zweite Begehung der Route Roberts-Rowell-Ward (5.9 A2, 1500 Hm) am Mount Dickey am Rande des Ruth-Gletschers im September mit Jeff Hollenbaugh in drei Tagen.[21]
  • 2003: Eröffnung der Route The Talkeetna Standard (V 5.9 WI5, 1100 Hm) am Eye Tooth oberhalb des Ruth-Gletschers vom 18. bis 20. September mit Jeff Hollenbaugh.[22]
  • 2004: Eröffnung der House-Prezelj Variation (5.9 A2, 1370 Hm) an der Route Lowe-Jones am North Twin Peak vom 5. bis 7. April mit Marko Prezelj.[23]
  • 2004: Erstbegehung des Kapura Peak (6544 m) im Karakorum über eine Route an der Südwestflanke (5.8 M5 90°, 1100 Hm) vom 2. bis 6. Juli mit Doug Chabot, Bruce Miller, Jeff Hollenbaugh, Marko Prezelj und Steve Swenson.[24]
  • 2004: Solo-Begehung des K7 und Eröffnung einer neuen Route an der Südwestflanke (5.10 M6+ A2, 80°) vom 24. bis 25. Juli in 41 Stunden. (2. Begehung des K7).[25]
  • September 2005 Zentralpfeiler der Rupalwand (M5 X, 5.9, WI4, 4100 Meter hoch), am Nanga Parbat mit Vince Anderson. Die Wand gilt als höchste Felswand der Erde.[26]
  • 2005: Erste freie Begehung On Sight des Cayesh (5719 m) in der Cordillera Blanca über eine Route mit dem Schwierigkeitsgrad 5.10, M7+ am 8. Juni mit Marko Prezelj in 16,5 Stunden.[27][28]
  • 2005: Erste freie Begehung der Route Italian (ED1 VI 5.9 Al, 900 Hm) am Taulliraju mit Marko Prezelj in drei Tagen.[29]
  • 2007: Eröffnung der Route House-Haley (WI5 M7 1770 Hm) an der Emperor Wand des Mount Robson vom 25. bis 27. Mai mit Colin Haley in 36 Stunden.[30]
  • 2007: Erstbesteigung des K7 West (6858 m) im Karakorum über die Südflanke (VI 5.10 – M6 WI4 A2, 2400 Hm) ab dem 1. September mit Vince Anderson und Marko Prezelj in 4 Tagen.[31][32]
  • 2008: Eröffnung der Winterroute House-Anderson (WI5+ M8 R/X, 1000 Hm) an der Nordwand des Mount Alberta im Jasper-Nationalpark vom 26. bis 28. März mit Vince Anderson.[33]

Auszeichnungen (Auswahl)

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  • 2005: Nominierung für den Piolet d’Or 2004 für die Solo-Begehung des K7 in 41 Stunden über eine neue Route an der Südwestflanke im Juli 2004.[34] (2. Begehung des K7.)
  • 2005: Gewinner des Publikumspreises im Rahmen der Vergabe des Piolet d’Or 2004 für die Solo-Begehung des K7 im Juli 2004.[25]
  • 2006: 15. Piolet d’Or zusammen mit Vince Anderson für die Begehung des Zentralpfeilers der Rupalwand am Nanga Parbat im Alpinstil[35]
  • 2009: Boardman-Tasker Mountain Literature Award für Beyond the Mountain.[36][37]
  • 2014: UIAA-Achievement Award für sein Engagement in der Nachwuchsförderung im Alpinismus.[38]

Literatur

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  • Steve House: Beyond the Mountain. Patagonia Books, New York 2009, ISBN 978-0-9790659-5-8. (englisch)
  • Steve House: Jenseits des Berges: Expeditionen eines Suchenden. Aus dem US-amerikanischen von Hans Freundl und Karina Of. Malik, München 2010, ISBN 978-3-89029-384-4.
  • Steve House, Scott Johnston: Training for the New Alpinism: A Manual for the Climber as Athlete. Patagonia Books, New York 2014, ISBN 978-1-938340-23-9. (englisch)
  • Steve House, Scott Johnston: The New Alpinism Training Log. Patagonia Books, New York 2015, ISBN 978-1-938340-39-0. (englisch)
  • Steve House und weitere: House Touren Booklet. 10 Skitouren-Tipps von Steve House in Osttirol. Osttirol Werbung GmbH, 2016[39]
  • Kílian Jornet Burgada, Steve House, Scott Johnston: Uphill Athlete: Training für Skibergsteiger und Bergläufer. Riva Verlag, München 2019, ISBN 978-3-7423-1032-3.

Gemeinnütziges Engagement

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House konzipierte im Jahr 2004 Baltistan Education Foundation und sammelte Geld für den Schulbesuch zweier Jungen im Nordosten Pakistans. 2007 weitete er das Engagement aus und finanziert zwei Lehrkräfte für Mädchenklassen an der Schule des Dorfes Kande, Gilgit-Baltistan.[40] Zwischen 2011 und 2014 hatte die Baltistan Education Foundation den Status einer gemeinnützigen Organisation nach US-amerikanischem Recht.[41]

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Einzelnachweise

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  1. Bernd Steinle: Steve House. Jenseits der Berge. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. November 2010, abgerufen am 24. November 2019.
  2. Vince and Steve. Skyward Mountaineering, abgerufen am 24. November 2019 (englisch).
  3. a b Alexandra Albert: Hinter dem Gipfel geht’s noch weiter. Porträt: Steve House. Deutscher Alpenverein, abgerufen am 24. November 2019 (DAV 3/2017).
  4. Lutz Bormann: Steve »farm boy« House. Bergsteiger, abgerufen am 24. November 2019.
  5. Stefan Nestler: Der schmale Grat. Deutsche Welle, 16. April 2010, abgerufen am 24. November 2019.
  6. Natascha Knech: Elite-Alpinist Steve House klettert nach seinem schweren Unfall wieder in der Eigernordwand. Basler Zeitung, 6. Oktober 2010, abgerufen am 24. November 2019.
  7. Alexandra Albert: Steve House über sein Projekt "Alpine Mentors". Deutscher Alpenverein, abgerufen am 4. Dezember 2013.
  8. Steve House: No More Alpine Mentors Groups. Alpine Mentors, abgerufen am 4. Dezember 2013 (englisch).
  9. Skyward Mountaineering. Skyward Mountaineering, abgerufen am 24. November 2019 (englisch).
  10. Steve House: The Ghost of a Chance, An Account of the First Ascent of Mount McKinley's Father and Son's Wall. American Alpine Club, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  11. Steve House: Beauty is a Rare Thing, The Birth of a New Route on the Northwest Face of Denali's West Buttress. American Alpine Club, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  12. Steve House: Mascioli's Pillar, A Tribute to a Climbing Friend on the South Buttress of Denali. American Alpine Club, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  13. Mark Twight: North America, United States, Alaska, Ruth Gorge, Mt. Bradley, South Face, The Gift (That Keeps On Giving). American Alpine Club, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  14. North America, Canada, Kluane National Park Reserve, King Peak, Call of the Wild. American Alpine Club, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
  15. Chic Scott: Pushing the Limits: The Story of Canadian Mountaineering. Rocky Mountain Books, Victoria (British Columbia) 2002 (Volltext in der Google-Buchsuche-USA).
  16. Scott Backes: The American Alpine Journal 2001: Mt. McKinley’s Slovak Route. American Alpine Club, New York 2001 (Volltext in der Google-Buchsuche-USA).
  17. Steve House, Barry Blanchard: The American Alpine Journal 2001: Mt. Climbs and Expeditions in Canada. American Alpine Club, New York 2001 (Volltext in der Google-Buchsuche-USA).
  18. Rolando Garibotti: North America, United States, Alaska, Denali National Park, Mt. Foraker, Infinite Spur, fast Ascent. American Alpine Club, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  19. Steve House: Beyond the Mountain. Patagonia, New York 2009, S. 288 (Volltext in der Google-Buchsuche-USA).
  20. Steve House: Hajji Brakk. In: Alpinist. Alpinist LLC, 1. Dezember 2003, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  21. Dougald MacDonald: French Team Repeats Alaskan Testpiece. In: Climbing.com. Active Interest Media, 9. Mai 2008, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
  22. Steve House: Eye Tooth. In: Alpinist. Alpinist LLC, 1. März 2004, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  23. North Twin. In: Alpinist. Alpinist LLC, 1. September 2004, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  24. Steve Swenson: Asia, Pakistan, Masherbrum Range, Charakusa Valley, K7, South Face New Route and Repeat of Japanese Route; Nayser Brakk, Southeast Ridge, Tasty Talking, No More Tasty Talking; Kapura, West Ridge; K7 West, Attempt. American Alpine Club, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
  25. a b Piolet d’Or 2004 – die Gewinner. In: Bergsteigen.com. Alpinverlag Jentzsch-Rabl GmbH, 4. März 2005, abgerufen am 12. Oktober 2016.
  26. Steve House: Neutour an der Rupal Flanke im Alpinstil eröffnet. bergsteigen.com, 30. September 2005, abgerufen am 18. Januar 2010.
  27. Marko Prezelj: Cayesh. In: Alpinist. Alpinist LLC, 1. Dezember 2005, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  28. Cayesh: The Calling. In: YouTube. Patagonia, 16. November 2010, abgerufen am 29. März 2015 (englisch).
  29. Steve House: Cayesh, Slo-Am Route. American Alpine Club, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  30. Colin Haley: New Line on Mt. Robson by House, Haley. In: Alpinist. Alpinist LLC, 29. Mai 2007, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  31. Luc Bauer: Prezelj, House, Anderson Tick K7 West. In: Alpinist. Alpinist LLC, 4. September 2007, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  32. Ice, Anarchy & The Pursuit of Madness: K7 West. In: YouTube. Patagonia, 12. September 2012, abgerufen am 29. März 2015 (englisch).
  33. Vince Anderson: New House-Anderson Line on Wintry Mt. Alberta. In: Alpinist. Alpinist LLC, 1. April 2008, abgerufen am 3. Oktober 2016 (englisch).
  34. Vinicio Stefanello und Betta Gobbi: Steve House. In: Planetmountain.com. Mountain Network s.r.l., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Januar 2009; abgerufen am 12. Oktober 2016 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.planetmountain.com
  35. Piolet d'Or 2005 an Vince Anderson und Steve House. Bergsteigen.com, 13. Februar 2006, abgerufen am 24. November 2019.
  36. Boardman Tasker Award Winners. BoardmanTasker.com, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
  37. Phil Bartlett: Boardman / Tasker 2009 Judgement. UKClimbing.com, November 2009, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
  38. American climber and mountaineer Steve House given UIAA Achievement Award. Union Internationale des Associations d’Alpinisme, 18. Oktober 2014, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
  39. Gunther Lehmann: Skibergsteigen. Auf Tour in den „House Bergen“ Osttirols. Mittelbayerische Zeitung, 4. April 2016, abgerufen am 24. November 2019.
  40. Baltistan Education Foundation. Steve House, abgerufen am 24. November 2019 (englisch).
  41. Baltistan Education Foundation. PUBLIC government data in United States (eochats.tech), abgerufen am 24. November 2019 (englisch).