Die Straßenbahn Ljubljana war – ursprünglich als Straßenbahn Laibach – ein Nahverkehrsmittel der Landeshauptstadt des Kronlandes Krain, später der Landeshauptstadt von Slowenien innerhalb von Jugoslawien.

Straßenbahn am Marienplatz, ca. 1910
Stadtplan mit den ersten Straßenbahnstrecken, 1902

Geschichte

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Um 1900 lag die Stadt Laibach in Österreich-Ungarn und war Hauptstadt des Kronlandes Krain. Zu dieser Zeit war es in europäischen Städten üblich, elektrische Straßenbahnen in Betrieb zu nehmen. Auch Laibach folgte diesem Trend. Der damalige Bürgermeister Ivan Hribar setzte sich für dieses damals zeitgemäße Verkehrsmittel ein.[1]

Die meterspurige Straßenbahn, an deren Bau auch der namhafte slowenische Bautechniker Franc Pavlin beteiligt war,[2] wurde am 6. September 1901 eröffnet.[3] Zu diesem Zeitpunkt lag allerdings noch keine Konzession vor. Diese wurde erst im folgenden Jahr erteilt. Die Laibacher Zeitung veröffentlichte am Eröffnungstag ein ganzseitiges Inserat, das ausführlich über Fahrplan, Fahrpreise und Beförderungsbedingungen der Straßenbahn informierte.[4] Redaktionelle Beiträge zur Straßenbahneröffnung wurden allerdings an diesem Tag nicht publiziert. Laut Fahrplan verkehrte die Straßenbahn zwischen 5:35 und 22:16 Uhr.

Im Zuge der 120. Kundmachung des Eisenbahnministeriums vom 10. Juni 1902 betreffend der Concessionierung von zwei mit elektrischer Kraft zu betreibenden schmalspurigen Kleinbahnlinien in Laibach wurde die Allgemeine Österreichische Kleinbahngesellschaft als Konzessionär eingesetzt. Obwohl die Straßenbahn zum Zeitpunkt der Kundmachung bereits in Betrieb war, wurde dem Konzessionär auferlegt, den Bau bis zum 10. Juni 1903 zu beginnen. Es wurden zwei Linien konzessioniert:[5]

„1. Vom Südbahnhof durch die Wiener Straße über den Marienplatz und die Franzensbrücke zum Rathausplatze und von dort durch die Florianigasse und durch die Karlstädterstraße zum Bahnhofe der Unterkrainer Bahnen.

2. von der sub 1 genannten Linie am Rathausplatze abzweigend über den Domplatz und den Kaiser Josephsplatz durch die Polanastraße und die Peterstraße zum Garnisonspital“

Eisenbahnministerium: Kundmachung vom 10. Juni 1902

Die Allgemeine Österreichische Kleinbahngesellschaft scheint im Katalog der Amtsbibliothek des Eisenbahnministeriums als Konzessionär auf[6] und ist auch in mehreren Jahrgängen von Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger: nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt[7] gelistet, wird aber ansonsten in der Wirtschafts- und Verkehrsliteratur nicht erwähnt.

Bereits am Ende des Jahres 1901 hatten die Straßenbahnen 136 000 Kilometer zurückgelegt und ungefähr 330 000 Passagiere befördert.[3]

1902 berichtete die Zeitschrift Der Bautechniker in ihrer Ausgabe vom 12. Februar, dass die k.k. Generalinspection der österreichischen Eisenbahnen die polizeilich-technische Prüfung beider Linien abgeschlossen habe und ein „provisorischer Betriebsconsens ertheilt“ worden sei. Abweichungen „von dem bereits genehmigten Projekte“ wurden nachträglich genehmigt.[8]

1917, im Ersten Weltkrieg, gab die Straßenbahn Wien einige sehr alte Beiwagen nach Laibach ab, die zunächst von Normalspur auf Meterspur umgespurt werden mussten.[9]

1929 wurde der Straßenbahnbetrieb in das neu gegründete Unternehmen Cestna električna železnica (ECŽ) übertragen. Die deutsche Übersetzung des Firmennamens lautet einfach Elektrische Straßenbahn.

In den 1930er Jahren beschaffte die ECŽ neue Fahrzeuge von der Waggonfabrik Slavonski Brod in Kroatien. 1935 wurde die meterspurige Straßenbahn Abbazia in Istrien stillgelegt - die Fahrzeuge gelangten nach Ljubljana.[10]

Der letzte Tag des Straßenbahnbetriebes war der 20. Dezember 1958. In einer Abschiedszeremonie wurden als Ersatz 12 neue Autobusse in Betrieb genommen. Einige noch nutzbare Fahrzeuge wurden an die Straßenbahnbetriebe Osijek und Subotica abgegeben.[9]

Das Straßenbahnnetz im Jahr 1905

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Linie Strecke
1 Südbahnhof – Magistrat
2 (Magistrat) Stadtplatz - Militärkrankenhaus
3 Magistrat (Mestni trg) – Bahnhof der Unterkrainer Bahnen

Gesamte Netzlänge: 5,22 Kilometer

Das Straßenbahnnetz im Jahr 1940

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Linie Strecke
1 Šentvid – Ajdovščina – Allgemeines Krankenhaus
2 Vič – Ajdovščina – Sveti Križ (Žale)
3 Magistrat – Rakovnik
4 Hauptpostamt – Sveti Križ (Žale)

Gesamte Netzlänge: 21,4 Kilometer[11]

Ausblick

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In der regionalen Politik tauchen immer wieder Überlegungen für den Bau eines neuen Straßenbahnsystems auf. Konkrete Entscheidungen wurden bisher aber nicht getroffen.

Fahrzeuge

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Die ersten Fahrzeuge stammten von der Grazer Waggonfabrik, Nachbeschaffungen wurden von Slavonski Brod geliefert. Einige Fahrzeuge wurden auch in der eigenen Werkstätte der Straßenbahn gefertigt.[9]

Rezeption

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Restaurierter Triebwagen 5

Im Technischen Museum Sloweniens in Bistra wird der Triebwagen 5 aus dem Jahr 1901 aufbewahrt und gezeigt[12][13]. An dessen Restaurierung war der slowenische Technikhistoriker Tadej Brate maßgeblich beteiligt. Eine Übersicht über alle erhaltenen Fahrzeuge der Straßenbahn Ljubljana ist bei Tramways.at dargestellt.[14]

Sowohl in Slowenien[15] als auch in Österreich[16] wurden Briefmarken zur Straßenbahn Ljubljana aufgelegt.

Literatur

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  • Martin Harák: Straßenbahnen der k.u.k. Donaumonarchie, bahnmedien.at. Wien 2015, ISBN 978-3-9503304-9-6
  • Tadej Brate: Ljubljanski tramvaj včeraj, danes, jutri = Ljubljana tramway yesterday, today, tomorrow. Tehniški muzej Slovenije, 1997, ISBN 961-90361-3-1.
  • Tadej Brate: Zgodovina mestnega prometa v Ljubljani. LPP d.o.o., 2005, ISBN 961-91685-0-X.
  • Tadej Brate: Ljubljanski mestni promet v slikah. Kmečki glas, 2008, ISBN 978-961-203-343-9.
  • Hans Lehnhart, Claude Jeanmaire: Straßenbahn-Betriebe in Osteuropa II. 1977. Verlag Eisenbahn, ISBN 978-3-85649-032-4
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Commons: Straßenbahn Ljubljana – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. Valentina Plahuta Simčič: Ten things about the legendary mayor Ivan Hribar. 25. Mai 2021, abgerufen am 17. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  2. Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation: Pavlin, Franc. 2003, abgerufen am 15. November 2022.
  3. a b Historical highlights. More than a century of memories and experience. Javni Holding Ljubljana, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2012; abgerufen am 17. November 2022 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jhl.si
  4. dLib.si - Laibacher Zeitung vom 6. September 1901. Abgerufen am 16. November 2022.
  5. ÖNB-ALEX - Reichsgesetzblatt 1849-1918. Abgerufen am 15. November 2022.
  6. Austria. K.K. Eisenbahn-Ministerium. Amtsbibliothek: Katalog der Amtsbibliothek des K.K. Eisenbahnministeriums. Erster-[zweiter] Band. Erwähnung auf Seite 156 im pdf. Wien, Verlag des K.K. Eisenbahnministeriums, 1899 (archive.org [abgerufen am 16. November 2022]).
  7. Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger : nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung. 1859 (wienbibliothek.at [abgerufen am 16. November 2022]).
  8. ÖNB-ANNO - Der Bautechniker. Abgerufen am 16. November 2022.
  9. a b c Josef Pospichal: Straßenbahn Ljubljana. Abgerufen am 15. November 2022.
  10. Zanimiva zgodovina: Ljubljanski tramvaj skozi čas | Ptujinfo.com. Abgerufen am 17. November 2022 (slowenisch).
  11. undatierter Netzplan
  12. Technisches Museum Bistra Fotos - Bahnbilder.de. Abgerufen am 16. November 2022.
  13. Lea Pečnik: Začasne postavitve • TMS - Tehniški muzej Slovenije. In: TMS - Tehniški muzej Slovenije. Abgerufen am 18. November 2022 (slowenisch).
  14. Straßenbahn Laibach bei Tramways.at. Abgerufen am 15. November 2022.
  15. Slowenien 2001 Straßenbahn Ljubljana 357 postfrisch - Briefmarken Dr. Rohde & Kornatz Kassel. Abgerufen am 15. November 2022.
  16. Austria-Forum | https://austria-forum.org/: Laibach. Abgerufen am 16. November 2022.