Sturlungar

mächtiges Geschlecht im Island des Hochmittelalters
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Die Sturlungar (dt. auch Sturlunger) waren ein mächtiges Geschlecht im Island des Hochmittelalters.

Statue des Snorri Sturluson in Reykholt (Gustav Vigeland)

Herausragende Persönlichkeiten

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Als Urvater des Geschlechts gilt Sturla Þórðarson, der auch den Beinamen Hvamm-Sturla nach seinem Hauptsitz Hvammur im heutigen Bezirk Dalir im Norden von Snæfellsnes trug. Er lebte vermutlich um 1115 n. Chr. Von seinem Vater Þórður Gilsson hatte er das dortige Godentum geerbt. Sturla war bekannt dafür, mit vielen im Streit zu liegen. Jón Loftsson, einer der Mächtigen aus dem Clan der Oddaverjar, vermittelte in einem dieser Fälle.

Bei diesem wurde später Sturlas Sohn Snorri Sturluson als Ziehsohn untergebracht und aufgezogen, der der bedeutendste Vertreter dieses Geschlechts werden sollte. Sowohl als Politiker als auch als Literat erwarb er sich Ruhm weit über die Grenzen von Island hinaus.[1]

Neben zahlreichen (oft illegitimen) Halbgeschwistern und zwei Schwestern hatte Snorri zwei Brüder Þórður Sturluson und Sighvatur Sturluson, die sich ihrerseits als Politiker einen Namen machen sollten.

Macht und Bürgerkrieg

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Seine höchste Machtausdehnung erreichte der Familienclan in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Das dadurch entstandene Ungleichgewicht der Macht im Staate bewirkte schließlich bürgerkriegsähnliche Zustände und den Untergang der mittelalterlichen Republik in Island am Ende des 13. Jahrhunderts.[2]

Durch geschickte Bündnispolitik war es ihnen gelungen, Westisland, die Westfjorde und Nordostisland unter ihre Macht zu bringen. Auch im Süden hatten sie durch ihr Bündnis mit den Oddaverjar, einem anderen Machtclan, großen Einfluss.[3]

Die wichtigste Rolle in diesen Verwicklungen spielten neben Snorri Sturluson selbst sein Bruder Sighvatur Sturluson und dessen Sohn Þórður kakali Sighvatsson.

Literaten

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Als Autor ging neben Snorri selbst, dem Verfasser der Snorra-Edda, der Heimskringla und wohl auch der Saga um Egill Skallagrímsson[1], sein Neffe Sturla Þórðarson in die Literaturgeschichte ein. Er verfasste die Íslendingasaga, den größten Teil der Sturlungasaga und Hákonarsaga gamla, die Geschichte von Håkon IV. (Norwegen). Manche Literaturwissenschaftler sehen in ihm auch den Autor der Kristnisaga und einer Abschrift der historischen Quelle Landnámabók[4].

Trotz der politischen Wirren gilt die nach dem Geschlecht benannte Epoche Sturlungaöld als eine Blütezeit der Literatur, entstand doch genau zu dieser Zeit, d. h. vor 1280, ein Großteil der berühmtesten isländischen Texte des Mittelalters, vor allem die Isländersagas.

Sturlunga saga

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Die Geschichte der Familie der Sturlungar wird u. a. in der Sturlunga saga wiedergegeben.

Stammbaum der Sturlungar

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Hvamm-Sturla, Sturla Þórðarson, Gode in Hvammur, 1116 - 1183
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├─Halldór (unehel. Sohn)
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├─Björn (unehel. Sohn)
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├─Sveinn (unehel., Mutter: Ólöf Vilhjálmsdóttir)
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├─Helga (unehel., Mutter: Ólöf Vilhjálmsdóttir)
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├─Þuríður (unehel., Mutter: Ólöf Vilhjálmsdóttir)
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├─Valgerður (unehel., Mutter: Ólöf Vilhjálmsdóttir)
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├─Sigríður (unehel., Mutter: Ólöf Vilhjálmsdóttir)
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├─Steinunn, (Mutter: Ingibjörg Þorgeirsdóttir)
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├─Þórdís, (Mutter: Ingibjörg Þorgeirsdóttir)
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├─Þórður, (Mutter: Guðný Böðvarsdóttir), Bauer in Stað á Ölduhrygg, 1165 - 1237
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│ ╰─Sturla Þórðarson, Geschichtsschreiber ebd., 1214 - 1284
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│    ╰─Ingibjörg Sturludóttir, geb. 1240, vgl. Flugumýrarbrenna
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├─Sighvatur, (Mutter: Guðný Böðvarsdóttir), Gode u.A. in Grund (Eyjafjarðarsveit), 1170 - 1238
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│ ├─Tumi, geb. 1198
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│ ├─Sturla, Gode in Sauðafell í Dölum, 1199 - 1238, gefallen in der Schlacht Örlygsstaðabardagi
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│ ├─Steinvör, Dichterin in Keldur á Rangárvöllum, geb. um 1200, gest. um 1270
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│ ╰─Þórður kakali Sighvatsson, Machtpolitiker Ísland, 1210 - 1256
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├─Snorri Sturluson, (Mutter: Guðný Böðvarsdóttir), Schriftsteller und Machtpolitiker in Reykholt (Borgarbyggð), 1178 - 1241
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│ ├─Hallbera, 1. Ehe m. Árni óreiður, 2. Ehe mit Kolbeinn ungi aus Víðimýri in Skagafjörður (Gemeinde), um 1201 - 1231
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│ ├─Jón murtur Snorrason, ermordet in  Norwegen, um 1203 - 1231
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│ ├─Þórdís Snorradóttir, 2. Frau des  Þorvaldur Snorrason Vatnsfirðingur im Vatnsfjörður, um 1205 - 1245 oder später
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│ ├─Órækja Snorrason, gest. 1245, wohnte in  Stafholtstunga (Borgarbyggð), wurde aus dem Lande vertrieben
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│ ╰─Ingibjörg, verh. m. Gissur Þorvaldsson von  1224 bis 1233, geb. um 1208
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├─Vigdís, (Mutter: Guðný Böðvarsdóttir), Hausfrau auf der Insel  Flatey im  Breiðafjörður
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╰─Helga, (Mutter: Guðný Böðvarsdóttir), verh. m. Sölmundur austmann

[5]

Siehe auch

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Literatur

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Primärliteratur

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  • Geschichten vom Sturlungengeschlecht. (= Thule. Altnordische Dichtung und Prosa, Band 14). Übertragen von Walter Baetke. Eugen Diederichs Verlag Köln 1967. DNB 458338753
  • Sturlunga saga (s. u.)

Sekundärliteratur

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  • Árni Daníel Júlíusson, Jón Ólafur Ísberg, Helgi Skúli Kjartansson: Íslenskur sögu atlas: 1. bindi: Frá öndverðu til 18. aldar. Almenna bókafélagið, Reykjavík 1989
  • Irene R. Kupferschmied: Untersuchungen zur literarischen Gestalt der Kristni Saga. 2009
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Zum Geschlecht und zur Epoche

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Zur Sturlunga saga

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Einzelnachweise

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  1. a b Ævi og störf Snorra Sturlusonar. In: snorrastofa.is. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Dezember 2014; abgerufen am 4. Januar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.snorrastofa.is
  2. vgl. Háskóli Íslands zum Sturlungarzeitalter, abgerufen am 18. August 2010; s. auch Irene Ruth Kupferschmied: Untersuchungen zur literarischen Gestalt der Kristni saga. Herbert Utz Verlag, ISBN 978-3-381-60877-5, S. 155. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. vgl. z. B. Karte zu den jeweiligen Einflussbereichen (7) Sturlungaöld, abgerufen am 18. August 2010.
  4. Ármann Jakobsson: Háskóli Íslands zu Sturla Þórðarson. In: visindavefur.hi.is. 27. Juli 2001, abgerufen am 4. Januar 2015.
  5. Ættartré – Sturla Þórðarson (Memento vom 19. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) In: aettartal.is