Stuttgarter Psalter
Der Stuttgarter Psalter (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Bibl. fol. 23) ist eine zwischen 820 und 830 in der Abtei Saint-Germain-des-Prés nahe Paris entstandene karolingische Bilderhandschrift. Das 168 Blätter (26,5 × 17,5 cm) lange Werk enthält die 150 Psalmen in schöner, gleichmäßiger karolingischer Minuskel. Unterbrochen werden diese von 316 farbigen Miniaturen. Diese Miniaturen illustrieren jeweils die Verse, zwischen denen sie stehen, und stellen meist deren theologische Deutung dar. Die sehr farbenfrohe und sorgsame Ausschmückung ist der Bildungsreform Karls des Großen zu verdanken. Trotz der ausdrucksstarken Illustrationen stand die Textüberlieferung bei der Herstellung im Vordergrund. Das Gebetbuch gehört heute mit zu den besten Vulgatafassungen.
Entstehung
BearbeitenDie Herstellung war akribisch geplant. Zuerst schrieb man sorgsam und gut leserlich den Text. Dabei ließ man ganze Zeilen frei für die späteren Illustrationen. Aber auch dort, wo später Teile der Miniaturen in den Text ragen sollten, wurden Aussparungen zuerst freigelassen. Die Schreiber orientierten sich bei der Niederschrift bereits an Vorlagen der Miniaturen für die Illustratoren. Diese Vorlagen überlieferten Bildmuster antiker Herkunft und reichen in die Zeit um 600 oder gar 400 n. Chr. zurück.
Das Manuskript wurde von Herzog Karl Eugen nach Württemberg geholt[1] und befindet sich seit über 200 Jahren in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart.
Literatur (nach Erscheinen geordnet)
Bearbeiten- Donatien de Bruyne: Le Psautier de Stuttgart (Landesbibliothek NO. 23). In: Speculum, 7 (1932), 3, S. 361–366, doi:10.2307/2846673.
- Der Stuttgarter Bilderpsalter. Bibl. fol. 23 Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, 2 Bände. Verlag E. Schreiber, Stuttgart 1965 (Faksimile-Band) und 1968 (Untersuchungen), DNB 550374434.
- Paulus Gordan: Es ist der Herr: 12 Betrachtungen zu den Bildern des Stuttgarter Psalters. Beuroner Kunstverlag, Beuron 1976, ISBN 3-87071-025-X [geistlich-kunsthistorische Deutungen von Miniaturen des 9. Jh.].
- Bertrand M. Maurice Davezac: The Stuttgart Psalter: Its pre-carolingian sources and its place in carolingian art. UMI, Ann Arbor 1993, OCLC 875480188 (Reprint der Diss., Columbia University, New York 1972).
- Vera Trost, Andrea Pataki-Hundt, Enke Huhsmann (Hrsg.): Kupfergrün, Zinnober & Co. Der Stuttgarter Psalter. Katalog zur Ausstellung vom 9. April bis 21. Mai 2011 (= Jahresgabe 2011 der Württembergischen Bibliotheksgesellschaft). Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-88282-072-0.
- Mechthild Clauss: Illustration als Textgestaltung. Der karolingische Stuttgarter Bilderpsalter um 830. Editions St. Ottilien, St. Ottilien 2019, ISBN 978-3-8306-7924-0.
Weblinks
Bearbeiten- Digitalisat bei der Württembergischen Landesbibliothek (archive.org)
- Abbildungen aus dem Stuttgarter Psalter
- Abbildung sämtlicher Miniaturen des Stuttgarter Psalters mit Erklärungen zur Ikonographie, in der Warburg Institute Iconographic Database
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Jörg Zink: Gespräche mit dem dunklen Gott. Das Vaterunser, ausgelegt nach Bildern des Stuttgarter Psalters (= Eschbacher Bilderbücher christliche Kunst). Verlag am Eschbach, Eschbach/Markgräflerland 1983, ISBN 3-88671-023-8, Coverrückseite.