Unter deinen Schutz und Schirm
Unter deinen Schutz und Schirm (lateinisch Sub tuum praesidium) ist eines der ältesten Mariengebete und eine marianische Antiphon.
Geschichte
BearbeitenEs finden sich Belege schon aus dem dritten Jahrhundert in einem griechischen Papyrusfragment.[1] Daher sei es, Papst Paul VI. zufolge, „wegen seines Alters verehrungswürdig und seinem Inhalt nach großartig“. Auffallend ist insbesondere die Verwendung des seit Origenes nachweisbaren Begriffs der Gottesgebärerin (griechisch Θεοτόκος Theotókos). Es zeigt, dass dieser Glaubensinhalt bereits der frühen Kirche vertraut war (vergleiche Gregor von Nazianz, Oratio 24,10 Migne PG 35, 1180). Zum ersten mariologischen Dogma wurde die Aussage erst auf dem Konzil von Ephesus (431 n. Chr.) erhoben.[2]
Text
Bearbeitenlateinisch:
Sub tuum præsidium confugimus,
Sancta Dei Genetrix.
Nostras deprecationes ne despicias in necessitatibus (nostris),
sed a periculis cunctis libera nos semper,
Virgo gloriosa et benedicta.
(Domina nostra, mediatrix nostra, advocata nostra,
tuo filio nos reconcilia,
tuo filio nos commenda,
tuo filio nos repræsenta.)
Amen.
deutsch:[3]
Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir,
o heilige Gottesgebärerin.
Verschmähe nicht unser Gebet in unsern Nöten,
sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren,
o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau.
(Unsere Frau, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin.
Versöhne uns mit deinem Sohne,
empfiehl uns deinem Sohne,
stelle uns vor deinem Sohne.)
Amen.
Die Textteile in Klammern sind spätere Ergänzungen.
Vertonungen
BearbeitenDas Gebet wurde in der klassischen abendländischen Musik häufig vertont. Allein Jan Dismas Zelenka schuf zehn Vertonungen (ZWV 157).[4] Die Autorschaft des Wolfgang Amadeus Mozart zugeschriebenen Offertoriums Sub tuum praesidium KV 198 (158b; Anh. C 3.08) war lange umstritten und wurde erst 1962 durch den Fund einer Stimmenabschrift erhärtet.[5][6]
Siehe auch
Bearbeiten- Mariä-Schutz-Kirche, zu Patrozinien
Literatur
Bearbeiten- Johann Auer: Unter deinen Schutz und Schirm. Das älteste Mariengebet der Kirche. 11. Auflage, Johannes-Verlag, Leutesdorf 2004.
- Wolfgang Bretschneider: Marianische Antiphonen. II. Musikalisch. In: Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage, Band 6, 1996, Sp. 1359.
- Theodor Maas-Ewerd: Art. Sub tuum praesidium. I. Liturgie-West. In: Remigius Bäumer, Leo Scheffczyk (Hg.): Marienlexikon, Bd. 6: Scherer – Zypresse, Nachträge. Eos-Verlag, St. Ottilien 1994, ISBN 3-88096-896-9, Sp. 327a-328a (Lit.!).
- Johannes Madey: Art. Sub tuum praesidium. I. Liturgie-Ost. In: Remigius Bäumer, Leo Scheffczyk (Hg.): Marienlexikon, Bd. 6: Scherer – Zypresse, Nachträge. Eos-Verlag, St. Ottilien 1994, Sp. 328a.
- Otto Stegmüller: Sub tuum praesidium. Bemerkungen zur ältesten Überlieferung. In: Zeitschrift für katholische Theologie. Band 74, 1952, S. 76–82, JSTOR:24179278.
Weblinks
Bearbeiten- Norbert Kebekus (Erzbistum Freiburg): Unter deinem Schutz und Schirm – Maria als Schutzpatronin; abgerufen am 15. Oktober 2008.
- Sub tuum praesidium, gesungen von den Mönchen der Abtei Mariawald, als mp3-Datei
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ John Rylands Library Nr. 470
- ↑ Heinrich Denzinger: Enchiridion Symbolorum. Herder, Freiburg i. Br. 200139; ISBN 3-451-22442-9; Randnummer 251.
- ↑ Übersetzung aus: Stundenbuch. Die Feier des Stundengebetes für die katholischen Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Die Fassung im Gotteslob 2013 (Nr. 5,7) lautet: „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesmutter, verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten, sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren. O du glorreiche und gebenedeite Jungfrau, unsere Frau, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin, versöhne uns mit deinem Sohne, empfiehl uns deinem Sohne, stelle uns vor deinem Sohne.“
- ↑ ZWV 157 Sub tuum praesidium (10 settings). In: Discover Zelenka, abgerufen am 23. Mai 2022
- ↑ Sub tuum praesidium, K.198/Anh.C 3.08 (Mozart, Wolfgang Amadeus): Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- ↑ „Sub tuum praesidium“. Offertorium für zwei Soprane, Orchester und Orgel KV 198 (158b): Partitur und kritischer Bericht in der Neuen Mozart-Ausgabe