Survival sex

Form der Prostitution, die von Personen extremer Bedürftigkeit praktiziert wird

Survival sex (zu deutsch etwa „Überlebenssex“) ist eine Form der Prostitution, die von Personen extremer Bedürftigkeit praktiziert wird. Es handelt sich dabei um Obdachlose oder von der Gesellschaft anderweitig benachteiligte Personen. Diese Personengruppe tauscht Sex, um ihre Grundbedürfnisse (wie Nahrung oder einen Schlafplatz) zu befriedigen, oder für Drogen.[1] Der Begriff wird von der Sexindustrie, Armutsforschern und Personen in der humanitären Hilfe verwendet.[2][3]

Vorkommen

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Survival sex ist gängige Praxis. Es existieren ausgiebige Studien zur Situation in vielen Ländern wie Afghanistan, den Vereinigten Staaten, Kanada, Mexiko, den Philippinen, Thailand, Neuseeland, Kolumbien, Kenia, Uganda und Südafrika.[4]

Forscher schätzen, dass einer von drei obdachlosen Jugendlichen in Amerika Survival sex praktiziert. In einer Studie wurden die obdachlosen Jugendlichen befragt: Etwa ein Drittel der Frauen und die Hälfte der Männer gab an, schon einmal Survival Sex praktiziert zu haben.[5] Die Wahrscheinlichkeit steigt mit der Anzahl der Tage, die der Jugendliche auf der Straße verbracht hat. Personen, die Opfer eines Gewaltdelikts wurden, kriminelles Verhalten zeigten, illegale Drogen einsetzen, Selbstmord versuchten, schwanger sind oder an einer sexuell übertragbaren Krankheit leiden, zeigten auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, Survival Sex zu praktizieren.[6][7]

Survival sex ist in Flüchtlingslagern gängige Praxis. In Flüchtlingslagern für intern Vertriebene im nördlichen Uganda leben 1,4 Millionen Zivilisten. Sie wurden durch den Konflikt der militanten Lord’s Resistance Army mit Regierungstruppen vertrieben. 2005 berichtete Human Rights Watch, dass vertriebene Frauen und Mädchen in den Lagern Survival Sex mit anderen Lagerinsassen, lokalem Wachpersonal und Soldaten der Regierung praktizierten.[8]

Beweggründe

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Gewisse Forscher sagen, dass Straßenkinder Survival sex nicht immer als ausbeuterisch auffassen. Oft sähen sie es als „Beginn einer möglichen Beziehung“. Personen, die sexuellem Missbrauch durch Betreuungspersonen ausgesetzt waren, praktizieren häufig Survival sex. Daher mutmaßen einige Forscher, das Survival sex keine Verzweiflungstat ist, sondern dass es sich um ein Reproduzieren bekannter Verhaltensmuster handeln könnte.[9]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. R. Barri Flowers: Street kids: the lives of runaway and thrownaway teens. McFarland, 2010, ISBN 978-0-7864-4137-2, S. 110–112 (englisch).
  2. Melissa Hope Ditmore: Prostitution and Sex Work (Historical Guides to Controversial Issues in America). Greenwood, 2010, ISBN 978-0-313-36289-7, S. 4 (englisch, amazon.com).
  3. Sanja, Julia Breslin Kelly: Women's Rights in the Middle East and North Africa: Progress Amid Resistance (Freedom in the World). Freedom House / Rowman & Littlefield Publishers, 2010, ISBN 978-1-4422-0396-9, S. 556 (englisch).
  4. G. Barker: Research on AIDS: knowledge, attitudes and practices among street youth. In: Children Worldwide: International Catholic Child Bureau. 20. Jahrgang, Nr. 2–3, 1993, S. 41–42, PMID 12179310 (englisch).
  5. R. Barri Flowers: Street kids: the lives of runaway and thrownaway teens. McFarland, 2010, ISBN 978-0-7864-4137-2, S. 110–112 (englisch).
  6. Adolescent health care : a practical guide. 5. Auflage. Lippincott Williams & Wilkins, Philadelphia 2007, ISBN 978-0-7817-9256-1 (englisch).
  7. J.M., S.T. Ennett, and C.L. Ringwalt Greene: Prevalence and correlates of survival sex among runaway and homeless youth. In: American Journal of Public Health. 89. Jahrgang, Nr. 9, 1999, S. 1406–1409, doi:10.2105/AJPH.89.9.1406, PMID 10474560, PMC 1508758 (freier Volltext) – (englisch).
  8. Human Rights Watch: The Less They Know, the Better: Abstinence Only HIV/AIDS Programs in Uganda. Human Rights Watch, New York 2005, S. 55 (englisch, google.com).
  9. Gerald P., Peg McCartt Hess Mallon: Child Welfare for the Twenty-first Century: A Handbook of Practices, Policies, and Programs. Columbia University Press, New York 2005, ISBN 978-0-231-13072-1, S. 237 (englisch).