Susan Abulhawa

US-amerikanische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin mit palästinensischen Wurzeln

Susan Abulhawa (* 23. Juni 1970 in Kuwait) ist eine palästinensisch-US-amerikanische Autorin, Aktivistin und Mitgründerin der Kampagne BDS gegen Israel sowie der NGO Playgrounds for Palestine.

Susan Abulhawa (2010)

Susan Abulhawa wurde in Kuwait als Kind eines palästinensischen Paares aus dem Stadtteil At-Tur in Ost-Jerusalem geboren. Ihre Eltern waren Flüchtlinge im Zusammenhang mit dem Sechstagekrieg 1967[1]. Das Paar trennte sich bald nach Abulhawas Geburt. Sie selbst wurde zunächst zu ihrem Onkel in die USA geschickt, bei dem sie bis zu ihrem fünften Lebensjahr lebte. Anschließend kam sie zu verschiedenen Verwandten nach Kuwait und Jordanien. Im Alter von zehn Jahren nahm man sie nach Jerusalem mit, wo sie in einem Waisenhaus unterkam. Im Alter von 13 Jahren wurde sie nach Charlotte (North Carolina) als Pflegekind vermittelt.

Abulhawa lebt seitdem in den USA. Sie erwarb einen Collegeabschluss in Biologie an der Pfeiffer University in North Carolina. Weitere Studien machte sie im Fach Humanmedizin und schloss sie mit einem Master in Neurologie an der University of South Carolina School of Medicine ab.[2] Danach arbeitete sie in der Forschung in einem medizinischen Labor in den USA.[3] In späteren Jahren wandte sie sich dem Journalismus sowie dem Schreiben von Kurzgeschichten und Romanen zu. Durch eine Reise im Jahre 2000 nach Palästina wurde sie aufgrund ihrer Erlebnisse und Beobachtungen zur politischen Aktivistin. Sie kämpft seither für die Sache der Palästinenser durch Veröffentlichungen, Interviews und Fernsehauftritte. Susan Abulhawa lebt heute mit ihrer Tochter in Yardley (Pennsylvania).

Politische Aktivitäten

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Die von Abulhawa ins Leben gerufene Nichtregierungsorganisation (NGO) Playgrounds for Palestine sammelt Spenden für den Grunderwerb, den Bau und die Erhaltung von Spielplätzen in den Palästinensergebieten und Flüchtlingslagern. Bisher wurden 20 Plätze fertiggestellt.

Die Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions wurde von Abulhawa mitgegründet. Die Organisation versucht, einen Boykott von Waren und Lebensmitteln zu organisieren, die von israelischen Firmen oder in jüdischen, illegalen Siedlungen im Westjordanland hergestellt werden.

Im Oktober 2024 gehörte Abulhawa zu den Unterzeichnern eines Aufrufs zum Boykott israelischer Kulturinstitutionen, „die an der überwältigenden Unterdrückung der Palästinenser mitschuldig sind oder diese stillschweigend beobachtet haben“.[4][5]

Wirken als Schriftstellerin

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Ihre Romane durchzieht das Thema „Aneignung der Kultur, der Erinnerungen und der Ökologie des palästinensischen Volkes“. Unter Aneignung der Ökologie der Palästinenser meint Abulhawa das Entwurzeln und/oder Verbrennen von Olivenbäumen durch Israel, um den Bau der Sperrmauer und den der illegalen Siedlungen zu ermöglichen. Sie verknüpft in ihrer Literatur das Persönliche mit dem Politischen. Auf dieser Basis geht sie der Vertreibungserfahrung der Palästinenser nach und hebt die Widerstandsfähigkeit dieses Volkes positiv hervor.

Mornings in Jenin (2011) hat die erzwungene Migration der Familie Abulheja aus ihrem Dorf zum Thema. Während der eine Sohn bei einer jüdischen Familie an Kindes statt aufwächst, lebt der andere als palästinensisches Flüchtlingskind in schwierigsten Verhältnissen. Ein Schwerpunkt des Romans liegt auf der Darstellung des Traumas, das durch den Verlust des eigenen Landes ausgelöst wurde. In diesen Roman fließen auch die Ergebnisse eigener Recherchen zur persönlichen Familiengeschichte ein.[6][7] The Blue Between the Sky and Water (2015) beschreibt den Werdegang der Familie Baraka und die Schwierigkeiten, die mit ihrem Umzug von Beit Daras nach Gaza verbunden sind. Im Zentrum steht Khaled, der aufgrund eines Traumas am Locked-In-Syndrom erkrankt ist. Die Resezionistin Martina Sabra sieht in dieser Figur ein eindringliches poetisches Sinnbild für das Schicksal der Palästinenser, da sie ebenso wenig wie Khaled den eigenen Schatz an Erfahrung, Wünschen und Geschichten angemessen ausdrücken und ausleben können, wobei der innere Reichtum hilft, den Lebensmut und die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht zu verlieren. Im Mittelpunkt von Against the Loveless World (2020) steht ein weiblicher Flüchtling. Sie findet einen Sinn in ihrem Leben, als sie sie sich in Palästina niederlässt[6].[7]

Das Buch Mornings in Jenin wurde in den USA zum Bestseller. Es ist in fast 30 Sprachen übersetzt.[7]

Adelaide Writers' Week 2023

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Anlässlich der Adelaide Writers' Week 2023 wurde die Forderung laut, Mohammed El-Kurd und Susan Abulhawa aus dem Festival auszuladen. Abulhawa wurde wegen zweier Tweets kritisiert.[8] In einem der Tweets hatte sie den Präsidenten der Ukraine Wolodymyr Selenskyj als „Nazi-fördernden Zionisten“ (Nazi-promoting zionist) bezeichnet.[9] Die Direktorin des Festivals, Louise Adler, deren Eltern den Holocaust überlebten, argumentierte, dass Autorinnen basierend auf ihren Büchern eingeladen würden und nicht basierend auf ihren Social-Media-Aktivitäten. Sie wies auch darauf hin, dass Kritik an Israel nicht dasselbe sei wie Antisemitismus. „Die Vermischung der beiden ist hier das zentrale Thema“, sagte sie.[10][8] Peter Malinauskas, der Premierminister von South Australia, wurde unter großen Druck gesetzt, dem Literaturfestival die finanzielle Unterstützung zu entziehen. Bei der Eröffnungsrede des Festivals erklärte er, dass er es in Betracht gezogen, aber sich schließlich dagegen entschieden habe: „Wenn ich Writers’ Week einseitig aufgrund der Ansichten von Susan Abulhawa die Finanzierung entziehen würde, welchen Weg würde das einschlagen?“ sagte er. „Es wäre ein Weg in eine Zukunft, in der Politiker entscheiden, was kulturell angemessen ist … ein Weg, der uns tatsächlich in das Gebiet von Putins Russland führt.“[10] Die ukrainischen Schriftstellerinnen Kateryna Babkina und Olesya Khromeychuk sowie die ukrainischstämmige australische Historikerin Maria Tumarkin sagten in der Folge ihre Teilnahme ab.[9]

Veröffentlichungen

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  • 2006: The Scar of David, Roman. Summerland: Journey Publications, 2006.
    • 2010: leicht veränderter Text und neuer Titel: Mornings in Jenin, Roman. New York: Bloomsbury, ISBN 978-1-60819-046-1.
    • 2014: Während die Welt schlief, Roman. Aus dem Amerikanischen von Stefanie Fahrner. München: Diana Verlag, ISBN 978-3-453-35662-7.
  • 2013: My Voice Sought the Wind, Gedichtsammlung. Charlottesville: Just World Books, ISBN 978-1-935982326.
  • 2015: The Blue Between Sky and Water. London: Bloomsbury Circus, ISBN 978-1-408865132.
    • Als die Sonne im Meer verschwand: Roman. Aus dem Amerikanischen von Stefanie Fahrner. München: Diana Verlag, ISBN 978-3-453-29170-6.
  • 2020: Against the Loveless World. London: Bloomsbury Circus, ISBN 978-1-526-618795.
    • 2019: Nahrs letzter Tanz, Roman. Aus dem Amerikanischen von Stefanie Fahrner. München: Diana Verlag, ISBN 978-3-453-29218-5.
in Anthologien
  • 2002: Shattered Illusions, Amal Press.
  • 2003: Searching Jenin. Cune Press.
  • 2012: Memories of an un-Palestinian story, in a can of tuna. In: Raja Shehadeh, Penny Johnson (Hrsg.): Seeking Palestine: New Palestinian Writing on Exile and Home. New Delhi: Women Unlimited.
  • 2017: Will the Flower Slip Through the Asphalt: Writers Respond to Capitalist Climate Change. Vijay Prashad (Hrsg.). New Delhi: LeftWord Books.
  • 2017: This Is Not A Border: Reportage & Reflections from the Palestine Festival of Literature. Ahdaf Soueif, Omar Robert Hamilton (Hrsg.). New York: Bloomsbury.
Vortrag

Preise und Auszeichnungen

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  • The Leeway Foundation Edna Andrade award for fiction and Creative Non-Fiction.
  • Best Books Award for Historic Fiction.
  • MEMO Palestine Book Award 2020 in der Sparte Creative für das Buch Against the Loveless World.
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Webpräsenz von Susan Abulhawa [1]

Webpräsenz von Playgrounds for Palestine [2]

Einzelnachweise

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  1. 2021 ARAB AMERICAN BOOK AWARD WINNERS. Arab American National Museum, 2021, abgerufen am 24. Januar 2025 (englisch).
  2. Tahira Yaqoob: Arab-American novelist fights for justice in Palestine. In: The National. 26. April 2012, abgerufen am 24. Januar 2025 (englisch).
  3. Bland, Sally: Susan Abulhawa: Writing for Palestine. Hrsg.: The Jordan Times. 27. März 2012.
  4. Alexandra Alter: Authors Call for a Boycott of Israeli Cultural Institutions. In: nytimes.com. The New York Times Company, 31. Oktober 2024, abgerufen am 1. November 2024 (englisch).
  5. Dan Sheehan: Hundreds of Authors Pledge to Boycott Israeli Cultural Institutions. In: Literary Hub. 28. Oktober 2024, abgerufen am 1. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  6. a b M. Nasooha: “A History Buried Alive”: Resisting Amnesia and Reclaiming Native Palestinian Ecology in the Works of Susan Abulhawa. In: Arab Studies Quarterly. Band 46, 15. Mai 2024, ISSN 0271-3519, S. 100–118, doi:10.13169/arabstudquar.46.2.0100 (scienceopen.com [abgerufen am 23. Januar 2025]).
  7. a b c deutschlandfunkkultur.de: Palästinensische Geschichte - Brechen eines Tabus. 8. Juni 2015, abgerufen am 24. Januar 2025.
  8. a b Are calls to cancel two Palestinian writers from Adelaide Writers’ Week justified?. The Conversation, 17. Februar 2023; abgerufen am 12. Januar 2025.
  9. a b Ukrainian authors withdraw from Adelaide Writers' Week amid line-up controversy Australian Broadcasting Corporation, 22. Februar 2023; abgerufen am 12. Januar 2025.
  10. a b Adelaide Writers’ Week: rare moments of empathy and nuance found amid a storm of controversy The Guardian, 11. März 2023; abgerufen am 12. Januar 2025
  11. Susan Abulhawa: Address to the Oxford Union, The Massachusetts Review, Winter 2023 issue, 3. Dezember 2024