Susan O’Neill (Musikerin)

irische Singer-Songwriterin aus Ennis im County Clare

Susan O’Neill (* 21. April 1990) ist eine irische Singer-Songwriterin aus Ennis im County Clare, die zeitweilig auch unter ihrem Akronym SON auftrat.[1] Bekannt wurde sie einem breiteren Publikum, vor allem in Irland und den USA, durch ihr Duett Baby Talk mit dem irischen Musiker Mick Flannery und ihr nachfolgendes, gemeinsames Album In the Game, das im September 2021 auf Platz 2 der irischen Albumcharts einstieg und Kanye West von dort verdrängte.[2]

Susan O’Neill bei einem Gastauftritt beim WOMADelaide in Adelaide, South Australia (2019)

Das Akronym SON

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Susan O’Neill wurde in Irland unter ihrem Akronym SON bekannt. Nachdem sich zusammen mit Mick Flannery internationale Erfolge einstellten, griff sie wieder auf ihren eigenen Namen zurück. Sie bezeichnet das Akronym als „UnGoogleable“ und es ergaben sich auch rechtliche Probleme.[3][4]

Musikalischer Werdegang

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Susan O’Neill wuchs in einer musikbegeisterten Familie auf; ihr Vater spielte Tuba, ihre Mutter Akkordeon.[5] Als Kind besuchte sie regelmäßig die Willie Clancy Summer School, eine einwöchige Veranstaltung für traditionelle irische Musik und Tanz, die jedes Jahr Anfang Juli in Milltown Malbay stattfindet. Durch die Plattensammlung ihrer Eltern entdeckte sie weitere Musikrichtungen von Beethoven und Mozart über The Beatles, Simon and Garfunkel und Madness bis hin zu Brassbands. Zur Rolle befragt, die Musik damals für sie spielte, sagte sie in einem Interview:

“It was always the thing that made the most sense to me. I think as a child a lot of things didn't make sense, but music always did.”

„Das war immer das, was für mich am meisten Sinn ergeben hat. Ich glaube, als Kind haben viele Dinge keinen Sinn ergeben, aber die Musik schon immer.“

Susan O’Neill: Interview im The Clare Champion[6]

Im Alter von etwa zwölf Jahren meldeten ihre Eltern sie als eines der jüngsten Mitglieder bei der Ennis Brass Band an, wo sie Kornett spielen lernte. Nach vier Jahren wechselte sie zur Trompete, nachdem ein Freund ihr sein Instrument verkauft hatte. Mit 16 trat sie dann einem Gospelchor bei. Der Chorleiter animierte sie, an der Castingshow You're a Star teilzunehmen[1], wo sie die nach eigener Aussage „weniger nachsichtigen Seiten der Musikindustrie“ kennenlernte.[6] Nachdem sie an zwei Abenden Leonard Cohens Hallelujah gesungen hatte, trat sie in der dritten Show mit einem eigenen Song auf, ohne zu wissen, dass Eigenkompositionen keine Chance haben, und wurde herausgewählt.[1]

Nach der Schulzeit schrieb sich Susan O’Neill am Waterford Institute of Technology ein, um dort Musik zu studieren und nach vier Jahren ihren Bachelor zu machen. Für eine kurze Zeit nahm sie auch Unterricht in klassischem Gesang, merkte jedoch, dass ihr die klassische Musik nicht die Ausdrucksmöglichkeiten bot, die sie suchte, weil es ihr zu wenig Raum für Interpretationen und Improvisation gab. So verlagerte sie ihren Schwerpunkt auf Jazz, Rock und Pop.[5] Seitdem spielte sie regelmäßig auf Veranstaltungen aller Art – Hochzeiten, Jubiläen, Beerdigungen, Get-Togethers und Folk Nights.[6] Während einiger Reisen durch Europa trat sie auch in Österreich, Italien und auf Zypern häufiger auf. Später sang O’Neill bei den irischen Bands King Kong Company (Dance, Techno) und Propeller Palms (Folk-Rock) auf einer Reihe von Festivals, während sie parallel an eigenem Material arbeitete.

2017 startete sie ihre Solokarriere und brachte unter dem Künstlernamen SON ihr erstes Album Found Myself Lost mit einer „Sammlung von Songs“ heraus, die sie während der letzten acht Jahre geschrieben hatte.[1] Das Album wurde vom Musikmagazin Hot Press zu einem der „Alben des Jahres“ gewählt und verschaffte ihr unter anderem die Gelegenheit, Sharon Shannon auf ihrer ausverkauften Tournee durch Australien und Neuseeland zu begleiten.[7] Zum 30-jährigen Jubiläum des U2-Albums The Joshua Tree coverte sie den Song Exit und machte damit auch Bono zu einem ihrer großen Fans.[3]

2020 lernte O’Neill über ihre Managementfirma ihren Kollegen Mick Flannery, einen in Irland sehr angesehenen Songwriter, kennen. In einer Songwriting-Session arrangierten sie ihren ersten gemeinsamen Song Trouble, ein „grüblerisches Stück mit schwerer Melodie“. Es folgte eine Reihe weiterer Songs, die die beiden aufgrund der Einschränkungen während der COVID-19-Pandemie größtenteils über Videokonferenzen schrieben und arrangierten. Dann begann Flannery in Los Angeles mit seinen Aufnahmen für die Single Baby Talk und ließ sie in Irland von O’Neill vervollständigen. Der Song wurde im September 2020 veröffentlicht und gewann bei den renommierten RTÉ Radio 1 Folk Awards den Preis für den besten Original-Folk-Song.[8] Er stellte sich als so erfolgreich heraus, dass Susan und Mick gemeinsam das Album In The Game aufnahmen, das im September 2021 auf Platz 2 der irischen Albumcharts einstieg[2] und O’Neill auch international bekannt machte.

Susan O’Neill singt, spielt Gitarre, Trompete und Mundharmonika. Nach eigener Aussage ist sie von Irish Traditional Music beeinflusst, ohne diese zu kopieren. Bei ihren jüngeren Soloauftritten loopt sie sich selbst. Ihre Gesangsstimme wird von Kritikern als „timeless voice that is equal parts balm and blowtorch“ (deutsch etwa „zeitlose Stimme mit zu gleichen Teilen Balsam und Schweißbrenner“) beschrieben. Sie experimentiert mit Musik. So hat sie z. B. während eines Covid-Lockdowns mit der Trompete in einer Kalksteinhöhle in der Nähe ihrer Heimat Ennis für sich alleine gespielt. Aus dieser Idee ging eine ganze Serie von Höhlenkonzerten bei einem irischen Radiosender hervor.[9]

Diskografie

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Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  IE
2017 Found Myself Lost
Erstveröffentlichung: 2017
2021 In the Game IE2
(16 Wo.)IE
mit Mick Flannery
Erstveröffentlichung: 10. September 2021
Rosaleen Records
2022 Now You See It (EP)
Erstveröffentlichung: 14. September 2022
Star House Collective
2024 Now in a Minute IE4
(1 Wo.)IE
Erstveröffentlichung: 20. September 2024
Star House Collective

Das Album Now In A Minute stieg in der Kategorie Independent auf Platz 1.[11]

Bei King Kong Company: Forest (Aretha Tribute) als Frontsängerin. Susan O’Neill singt den Aretha-Franklin-Song (You Make Me Feel Like) A Natural Woman zu einem The Cure-Cover. Live beim Electric Picnic-Festival in Stradbally 2018 kurz nach dem Tod von Aretha Franklin.[12]

Filmregie

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Im Februar 2021 gab O’Neill ihr Regiedebüt. Ein Jahr nach Ausbruch der Covid-Pandemie lud sie insgesamt vierundzwanzig Künstlerinnen und Künstler ein, um im normannischen Bunratty Castle zusammenzuarbeiten. Es wirkten jeweils zwei Künstler unterschiedlicher Genres, die sich vorher nicht oder kaum kannten, zusammen in der großen Halle der Burg. Dabei entstand die Kunstdokumentation „The Space between - An Spás Eadrainn“.[13][14]

Während der internationalen Tournee 2024/2025 wurde Susan O’Neill krank, weshalb einige Konzerte in Europa abgesagt wurden.[15]

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Rising SON: Susan O'Neill talks treading her own path this year. Hotpress, 26. Januar 2017, abgerufen am 16. Dezember 2024 (englisch).
  2. a b Official Irish Albums Chart, 17 September 2021 - 23 September 2021. In: officialcharts.com. The Official UK Charts Company, abgerufen am 17. Dezember 2024 (englisch).
  3. a b Danny McElHinney: How Susan O'Neill is keeping true to herself. In: Irish Mail On Sunday. DMG Media, 22. September 2024, abgerufen am 21. Dezember 2024.
  4. Ullrich Maurer: Susan O'Neill: Now In A Minute (Review). In: Musikreviews. 21. September 2024, abgerufen am 21. Dezember 2024.
  5. a b Interview with Susan O’Neil AKA, SON. In: The Echo. Echo Publications Pty Ltd, 6. März 2019, abgerufen am 17. Dezember 2024 (englisch).
  6. a b c Jessica Quinn: Songs of SON. In: The Clare Champion. 28. September 2024, abgerufen am 17. Dezember 2024 (englisch).
  7. RTÉ Folk Award for Clare’s Susan O’Neill. In: Clare Herald. 29. November 2020, abgerufen am 11. Februar 2025 (englisch).
  8. Jen Long: How Irish artists Mick Flannery and Susan O’Neill won the Phoebe Bridgers seal of approval. In: thelineofbestfit.com. 3. Dezember 2021, abgerufen am 11. Februar 2025 (englisch).
  9. Interview: Susan O’Neill Prizes Collaboration and Resonance For “Now In a Minute”. Americana Highways, 11. November 2024, abgerufen am 17. Dezember 2024 (englisch).
  10. Chartquellen: [1]
  11. Susan O'Neill debuts at No.1 on Independent Chart – and No.4 on Irish Albums Chart – with Now In A Minute. Hotpress, 27. September 2024, abgerufen am 16. Dezember 2024 (englisch).
  12. King Kong Company: Forest (Aretha Tribute) bei Youtube. 3. Oktober 2018, abgerufen am 16. Dezember 2024 (englisch).
  13. Jessica Quinn: New documentary directed by Ennis' Susan O’Neill airs on TG4. In: The Clare Champion. 16. März 2022, abgerufen am 11. Januar 2025 (englisch).
  14. The Space between - An Spás Eadrainn bei Youtube. Abgerufen am 11. Januar 2025 (englisch).
  15. Marie-Therese Gewert: Konzert in Schermbeck verschiebt sich Künstlerin Susan O’Neill musste Europatour absagen. In: Dorstener Zeitung. Verlag Lensing-Wolff, 13. November 2024, abgerufen am 21. Dezember 2024.