Tagebau Welzow-Süd

Braunkohletagebau in der südlichen Niederlausitz

Der Tagebau Welzow-Süd ist ein Braunkohletagebau in der südlichen Niederlausitz im Landkreis Spree-Neiße, der von der Lausitz Energie Bergbau AG betrieben wird. Im Tagebau Welzow-Süd werden bis zu 20 Millionen Tonnen Braunkohle im Jahr gefördert. Der Heizwert der Braunkohle liegt bei 9.000 kJ/kg; sie enthält etwa 56 % Wasser, 1 % Schwefel und 5 % Asche.[1]

Tagebau Welzow-Süd
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Blick über den Tagebau
Abbautechnik Tagebau
Förderung/Jahr (2020) 15,8 Mio. t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft LEAG
Betriebsbeginn 1959
Betriebsende spätestens 2038 (gemäß Kohleverstromungsbeendigungsgesetz)
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Braunkohle
Braunkohle

Flözname

2. Lausitzer Flöz
Mächtigkeit 10–16 m
Größte Teufe 90–130 m
Geographische Lage
Koordinaten 51° 35′ 17″ N, 14° 13′ 59,3″ OKoordinaten: 51° 35′ 17″ N, 14° 13′ 59,3″ O
Tagebau Welzow-Süd (Brandenburg)
Tagebau Welzow-Süd (Brandenburg)
Lage Tagebau Welzow-Süd
Standort Welzow
Gemeinde Spremberg, Welzow, Drebkau, Neupetershain
Landkreis (NUTS3) Landkreis Spree-Neiße, Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Land Land Brandenburg
Staat Deutschland
Revier Lausitzer Braunkohlerevier
 
Luftbild des Tagebaus (2016)
 
Blick über den Tagebau Welzow-Süd zum Gaskombinat (1989)
 
Tagebau Welzow Süd (Luftaufnahme, 2019)

Der Tagebau im Südosten des Bundeslandes Brandenburg grenzt im Westen an die Stadt Welzow; im Osten grenzen die bereits rekultivierten Flächen an die Stadt Spremberg.

Er ist seit dem 22. Dezember 2023 (Ende des Braunkohleabbaus im Tagebau Jänschwalde) der einzige Tagebau in Brandenburg.[2]

Geologie

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Der Tagebau Welzow-Süd liegt in der stark pleistozän-eiszeitlich geprägten Niederlausitz im Bereich des Lausitzer Grenzwalls (Südlicher Landrücken).[3] Die pleistozänen Schichten bestehen aus Großgeschieben (bis zu 60 Tonnen schwer)[4] sowie Kiesen, Sanden, Schluffen und Geschiebemergeln des Saale- und Elster-Glazials. Unmittelbar südlich des Tagebaus schneidet sich das Pleistozän in Gestalt der Barnsdorf-Blunoer Rinne des „Lausitzer Urstromtals“ (Breslau-Magdeburger Urstromtal) tief in das unterlagernde Tertiär ein.[5] Es trennt das Kohlefeld Welzow-Süd vom Kohlefeld Spreetal.

Das jüngste Tertiär wird repräsentiert durch die obermiozän–? pliozäne Rauno-Formation („Raunoer Folge“), die im Wesentlichen Kiese und Grobsande des ältesten Senftenberger Elbelaufs sowie den sogenannten Flaschenton umfasst.[6] Die nur in Senkungsbereichen wie dem Kauscher Graben erhaltene Rauno-Formation wird unterlagert von der mittel–? obermiozänen Meuro-Formation („Obere Briesker Folge“), in deren oberstem Abschnitt (Klettwitz-Subformation) sich der 1. Miozäne Flözkomplex („1. Lausitzer Flöz“) befindet, der aber nur historisch bauwürdig ist und bis ca. 1920 abgebaut wurde. Die ansonsten überwiegend sandige (fluviatil im mittleren, brackisch im unteren Teil) Meuro-Formation wird unterlagert von der unter–mittelmiozänen Brieske-Formation („Untere Briesker Folge“). Diese enthält im obersten Abschnitt (Welzow-Subformation) den 2. Miozänen Flözkomplex („2. Lausitzer Flöz“), dessen Hauptflöz Ziel des Abbaus ist. Die Mächtigkeit des lokal in zwei Bänke geteilten Hauptflözes beträgt zwischen 10 und 16 Metern, das darüber liegende Deckgebirge ist zwischen 90 und 130 Meter mächtig.[4] Im Liegenden der Brieske-Formation folgen die Schichten des tieferen Miozäns und Oligozäns. Weil sich der Tagebau Welzow-Süd nordöstlich des Lausitzer Abbruchs befindet, lagert das Tertiär dort permisch-triassischen Schichten der Niederlausitzer Senke (Lausitzer Triasscholle) auf – südwestlich des Lausitzer Abbruchs lagert es auf cadomisch prädeformiertem variszischem Grundgebirge.[5] Durch die Gletschertätigkeit im Pleistozän ist das Tertiär bis ins Liegende des 2. Lausitzer Flözes exogen gestört und teils auch in die pleistozänen Ablagerungen eingeschuppt.[3]

Geschichte

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Reste einer aufgelassenen Grube im 1. Lausitzer Flöz im Tagebau Welzow-Süd

Das 1. Lausitzer Flöz im Raum Welzow wurde bereits im 19. Jahrhundert abgebaut, in der Regel im Tiefbau in kleinen, auch unangemeldeten Gruben. Die Grube Clara I Welzow nahm den Braunkohlenabbau auf der Welzower Hochfläche im Jahr 1866 auf.[7]

1957 begannen die ersten Rodungs- und Planierarbeiten für den heutigen Tagebau. Im Jahre 1959 begann die Entwässerung des Abbaufeldes durch Entwässerungsstrecken (Schachtholz-Legung). Der Aufschluss des Tagebaus begann am 19. November 1962, die erste Kohle wurde am 14. November 1966 für das Gaskombinat Schwarze Pumpe gefördert. Aufgrund der stetig ansteigenden Mächtigkeit des Deckgebirges wurde im Jahre 1969 mit der Montage der ersten 60-Meter-Abraumförderbrücke der Welt begonnen. Diese begann Ende 1972 mit dem Probebetrieb und ging im Frühjahr 1973 in den regulären Förderbetrieb. Da auch weiterhin die Mächtigkeit des Deckgebirges zunahm, wurde die Förderbrücke im Jahre 1977 um eine Zubringerbrücke ergänzt. 1995 wurde die Förderbrücke saniert und zwei der drei alten Brückenbagger durch die beiden Bagger der Abraumförderbrücke aus dem ehemaligen Tagebau Klettwitz-Nord ersetzt.[8] Im Oktober des Jahres 2011 wurde damit begonnen, die Zubringerbrücke, um die die Abraumförderbrücke 1977 ergänzt wurde, zu demontieren, da diese im Zuge des Umschwenkens des Tagebaus in das Teilfeld Süd nicht mehr benötigt wird.

Am 13. Mai 2016 besetzten mehr als 1600 Menschen unter dem Motto „Ende Gelände“ das Tagebaugelände und blockierten die Kohleförderung.[9] Am 13. Januar 2021 gab die LEAG in einem überarbeiteten Revierkonzept bekannt, auf die Öffnung des Teilfeldes II des Tagebaus zu verzichten.[10][11]

Umgesiedelte Ortschaften

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Bis zum Jahr 2011 wurden durch den Braunkohleabbau 17 Dörfer abgebaggert.[12] Dem Tagebau weichen mussten überwiegend sorbische Dörfer: Dollan (Dolań), Geisendorf (Gižkojce), Gosda (bei Spremberg) (Gózdź), Groß Buckow (Bukow), Haidemühl (Gózdź), Jessen (Jaseń), Josephsbrunn, Kausche (Chusej), Klein Buckow (Bukowk), Klein Görigk (Gorki), Pulsberg (Lutoboŕ), Radeweise (Radojz), Roitz (Rajc), Sagrode (Ortsteil von Steinitz), Stradow (Tšadow), Straußdorf (Tšuckojce), Wolkenberg (Klěšnik).

Im Fall der Weiterführung des Tagebaus war zudem die Devastierung der Orte Karlsfeld (Karlowe Pólo), Lindenfeld (Lindojske Pólo), Proschim (Prožym), Sibirien (Sibirska) und Zollhaus (Cłonica) geplant, die Planungen dazu wurden im Januar 2021 allerdings verworfen.

 
Besichtigungstour durch den Tagebau Welzow-Süd
 
Schaufelradbagger 1532 SRs 1301 mit Bandwagen 732 BRs 1400 im Tagebau Welzow-Süd

Im Tagebau Welzow-Süd werden verschiedene Abbaugeräte und -techniken zur Freilegung und Gewinnung der Rohbraunkohle eingesetzt. Hierbei sind im Einsatz:[13]

Geräte im Vorschnittbetrieb

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Geräte im Brückenbetrieb

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Förderbrücke F60 Nr. 32 nach der Demontage des Zubringers

Geräte im Grubenbetrieb

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  • Eimerkettenbagger 348 ERs 710
  • Eimerkettenbagger 352 ERs 710
  • Eimerkettenbagger 358 ERs 710
  • Bandwagen 731 BRs 1400
  • Bandwagen 732 BRs 1400
  • Bandwagen 751 BRs 1600
  • Schaufelradbagger 1530 SRs 1301
  • Schaufelradbagger 1532 SRs 1301

Geräte am Grabenbunker

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Sonstige Großgeräte

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  • Schaufelradbagger 1496 SRs 630 (Ton-Deponie)

Wirtschaft

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Der Tagebau Welzow-Süd ist der Hauptversorger für das Kraftwerk Schwarze Pumpe sowie für die Brikettfabrik Schwarze Pumpe. Der Betreiber LEAG ist der größte Arbeitgeber der Lausitz. Vattenfall, der Vorbesitzer des gesamten Geschäftsbereichs, beschäftigte im Jahr 2010 direkt etwa 8000 Menschen in der Braunkohleförderung, -veredelung und -verstromung.[14]

Siehe auch

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Literatur

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  • Gerhard Fugmann (Red.): Haidemühl. Eine Festschrift. Cottbus 2007.
  • Tim S. Müller: Gosda/Niederlausitz. Landnutzungswandel einer ostelbischen Gutsherrschaft zwischen „Ökonomischer Aufklärung“ und anbrechendem Industriezeitalter (1790–1860). Waxmann-Verlag, Münster 2012 (= Die Niederlausitz am Anfang des 21. Jahrhunderts. Geschichte und Gegenwart, Band 2), ISBN 978-3-8309261-8-4.
  • Wolfgang Schossig (Gesamtleitung) mit Wolfram Köbbel: Bergbau in der Niederlausitz. Herausgegeben vom Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz, Arbeitskreis Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz. Cottbus 2007, ISBN 978-3-9811412-1-4.
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Commons: Tagebau Welzow-Süd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Braunkohlentagebau Welzow-Süd (PDF 8,5 MB) Vattenfall Europe Mining AG, 2012
  2. niederlausitz-aktuell.de: Abschied vom Tagebau Jänschwalde (22. Dezember 2023)
  3. a b Ralf Kühner, Jaqueline Strahl: Die Eem-Vorkommen am Außenrand der warthestadialen Vereisung im Tagebau Welzow-Süd, Niederlausitz. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften. Bd. 159, Nr. 2, 2008, S. 191–204
  4. a b Tagebau Welzow-Süd. (Memento vom 27. Februar 2013 im Internet Archive) Internetpräsenz der Vattenfall Europe AG (vattenfall.de)
  5. a b vgl. Klaus Stanek, Leomaris Domínguez-Gonzalez, Louis Andreani, Bernd Bräutigam: 3D-Modellierung des Tertiärs in der Lausitz. Schriftenreihe des LfULG, Nr. 19/2016. Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Dresden 2016 (publikationen.sachsen.de), S. 11 f., 25 ff.
  6. vgl. Jan-Michael Lange, Birgit Gaitzsch, Christoph Breitkreuz: Der frühe Elbstrom – Architektur und Rekonstruktion des Senftenberger Laufes. Fallstudie Ottendorf-Okrilla. Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, Neue Folge. Bd. 97, 2015, S. 301–320
  7. Wolfgang Schossig u. a.: Bergbau in der Niederlausitz. Cottbus 2007. S. 27.
  8. Tagebau Welzow-Süd auf Ostkohle.de
  9. rbb-online.de: Braunkohlegegner besetzen Tagebau Welzow-Süd. (Memento vom 29. Juni 2020 im Internet Archive), abgerufen am 13. Mai 2016
  10. Jan Siegel: Mühlrose muss dem Tagebau weichen – Proschim bleibt verschont. Lausitzer Rundschau, 13. Januar 2021, abgerufen am 14. Januar 2021.
  11. Leag legt Plan vor: Welzow II ist raus und Proschim bleibt. Zeit, 14. Januar 2021, abgerufen am 14. Januar 2021.
  12. Dokumentation bergbaubedingter Umsiedlungen, Archiv verschwundener Orte, Forst 2010, S. 154
  13. Die Geräte Welzow auf Ostkohle.de
  14. Prognos: Bedeutung der Braunkohle in Ostdeutschland. Berlin 2011, S. 14 (S. 22 in der PDF-Seitenzählung) (online).