Tagish Lake (Meteorit)
Der Meteorit Tagish Lake trat in den frühen Morgenstunden des 18. Januar 2000 in die Erdatmosphäre ein und zog als helle Feuerkugel über Kanada hinweg, bevor er schließlich in den vereisten Tagish Lake einschlug.[1]
Tagish Lake | |||||
---|---|---|---|---|---|
Bruchstück des Tagish-Lake-Meteoriten | |||||
Allgemeines | |||||
Offizieller Name nach MBD |
Tagish Lake | ||||
Authentizität | bestätigt | ||||
Lokalität | |||||
Land | Kanada | ||||
Provinz / Territorium |
British Columbia & Yukon | ||||
See | Tagish | ||||
Arm/Bucht | Taku, auf dem Eis | ||||
Fall und Bergung | |||||
Datum (Fall) | 18. Januar 2000 | ||||
Datum (Fund) | 25./26. Januar und 20. April–8. Mai 2000 | ||||
Beschreibung | |||||
Typ | Chondrit | ||||
Klasse | kohlig | ||||
Gruppe | ungruppiert (C2-ung) oder CI2 | ||||
Masse (total) | 10 t | ||||
Referenzen | |||||
|
Die Feuerkugel erreichte eine Helligkeit von −22 mag. Die Auswertung von Satellitenaufnahmen ergab, dass der ursprüngliche Meteoroid eine Masse von 200 bis 250 Tonnen und einen Durchmesser von 4 bis 7 Metern besaß. Damit war der Tagish-Lake-Meteorit der bislang größte beobachtete Meteoritenfall in Kanada. Die Eintrittsgeschwindigkeit wurde auf 15 bis 16 km/s geschätzt. Seine Herkunft liegt wahrscheinlich im Asteroidengürtel.
Die zu Hunderten gefundenen, insgesamt mehrere Kilogramm schweren und gut erhaltenen Bruchstücke haben hohe Anteile an Kohlenstoff, Schwefel und Stickstoff und ähneln in ihrer Zusammensetzung einem Kometenkern. Darüber hinaus enthalten sie außergewöhnlich viele so genannte Nanodiamanten, die noch vor der Entstehung des Sonnensystems bei der Explosion einer Supernova entstanden sein könnten. Es fanden sich Aminosäuren, die als Bausteine des Lebens auf der Erde angesehen werden.[2]
Der Tagish-Lake-Meteorit wird als CI-Meteorit aus der Gruppe der kohligen Chondrite eingestuft. Dies sind primitive kohlenstoffhaltige Meteoriten. Das Alter des Meteoriten wird auf 4,5 Milliarden Jahre geschätzt. Er ist somit ein Zeugnis aus der Frühzeit des Sonnensystems.
Im April 2022 wurde eine vervollständigte Liste der Nukleinbasen veröffentlicht, die in dem Meteoriten gefunden wurden.[3]
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Doris Unbehaun: Der Tagish Lake Meteorit! ( vom 21. Februar 2008 im Internet Archive). Auf astronomie.de vom 7. Juni 2000.
- Andrea Naica-Loebell: Der Tagish-Lake-Meteorit enthält fast keine Aminosäuren. Auf: heise.de vom 17. April 2001.
- P. Brown, D. O. ReVelle, A. R. Hildebrand: The Tagish Lake Meteorite Fall: Interpretation of fireball physical characteristics. (PDF, englisch; 8,36 MB).
- Tagish Lake Meteorite (englisch).
- Yuki Kimura, Kazuo Yamamoto, Shigeru Wakita: Electron Holography Details the Tagish Lake Parent Body and Implies Early Planetary Dynamics of the Solar System. In: The Astrophysical Journal Letters, Band 917, Nr. 1, L5, 11. August 2021;, doi:10.3847/2041-8213/ac13a8. Dazu:
- Michelle Starr: Hidden Magnetic Patterns Inside Meteorites Reveal Secrets of The Early Solar System. Auf: siencealert, 13. August 2021.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Tagish Lake. Meteoritical Bulletin Database, The Meteorological Society (MetSoc), Lunar And Planetary Institute (LPI), Stand: 2. Januar 2024.
- ↑ Yasuhiro Oba er al.: Identifying the wide diversity of extraterrestrial purine and pyrimidine nucleobases in carbonaceous meteorites. In: Nature Communications. Band 13, 2022, S. 2008, doi:10.1038/s41467-022-29612-x.
- ↑
Yasuhiro Oba, Yoshinori Takano, Yoshihiro Furukawa, Toshiki Koga, Daniel P. Glavin, Jason P. Dworkin, Hiroshi Naraoka: Identifying the wide diversity of extraterrestrial purine and pyrimidine nucleobases in carbonaceous meteorites. In: Nature Communications, Band 13, Nr. 2008, 26. April 2022; doi:10.1038/s41467-022-29612-x. Dazu:
- Nadja Podbregar: DNA-Basen in Meteoriten entdeckt – Cytosin und Thymin vervollständigen Nachweis aller fünf Erbgut-Buchstaben in Meteoriten. Auf:nscinexx.de vom 27. April 2022.
Koordinaten: 59° 42′ 16″ N, 134° 12′ 5″ W