Tana Toraja

Regierungsbezirk in Indonesien

Tana Toraja ist ein Regierungsbezirk (Kabupaten) in der Provinz Sulawesi Selatan, Indonesien. Mit einer Fläche von 1.990 km² und knapp 270.000 Einwohnern (2021)[1] beheimatet sie die Volksgruppe der Toraja. Der Regierungssitz ist Makale, das kulturelle Zentrum des Toraja-Landes ist Rantepao, welches aber Sitz des Regierungsbezirk Toraja Utara ist, der 2008 aus Tana Toraja ausgegliedert wurde. Tana Toraja ist sehr gebirgig. Die Höhe schwankt zwischen 150 und 3.083 Metern über dem Meeresspiegel.

Kabupaten Tana Toraja
Regierungsbezirk Tana Toraja

Symbole
Wappen
Wappen
Basisdaten
Staat Indonesien
Provinz Südsulawesi
Sitz Makale
Fläche 1.990,2 km²
Einwohner 270.489 (2021)
Dichte 136 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 ID-SN
Webauftritt tanatorajakab.go.id (indonesisch)
das Dorf Keti Kesu in Tana Toraja
das Dorf Keti Kesu in Tana Toraja

Geschichte

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Die Bezeichnung Toraja stammt aus dem Buginesischen to-riaja und bedeutet so viel wie „Leute da droben“, womit die im Tiefland siedelnden Bugis die Hochlandbewohner bezeichneten. Erst später wurde die Bezeichnung auch durch Europäer und von den Bewohnern als Selbstbezeichnung angenommen. Die Region war ursprünglich sehr dezentral in viele einzelne Tongkonanstrukturen unterteilt, die sich gegenseitig oft auch untereinander bekriegten. Der ursprüngliche Siedlungsschwerpunkt lag um das Sa'dantal zwischen dem heutigen Rantepao und Makale. Die Randgebiete wurden nach und nach besiedelt, indem in Tälern, die sich für den Reisanbau eigneten, neue Tochtertongkonans gegründet wurden. Erst ab ca. 1860 entwickelte sich mit dem Kaffeeanbau eine Einbindung Torajas in ein überregionales Handelsnetz. Gleichzeitig mit dem Kaffeehandel entwickelte sich ein Handel mit europäischen Schießwaffen und mit Baumwollstoffen von den Bugisstaaten im Osten und Süden nach Toraja, während Kaffee oder (Toraja)-Sklaven über die Bugisstaaten und arabische Händler aus Toraja exportiert wurden. Die beiden Handelsrouten führten nach Osten zur Hafenstadt und Sitz des Bugisreichs Luwu Palopo bzw. nach Süden zur Hafenstadt Parepare des Bugisgebietes Sidenreng. 1906 marschierten die Holländer nach der Einnahme der Bugisreiche Bone und Luwu 1905 auch in Toraja ein. Vor allem im Westen und Norden um Pangala' leistete die Bevölkerung heftigen Widerstand. Die Grenzen Tana Torajas wurden während der niederländisch-ostindischen Regierungszeit im Jahr 1909 festgelegt. Das Christentum, dem heute die Mehrheit der Bewohner offiziell angehören, kam mit niederländischen Missionaren 1913 nach Toraja und konnte seinen Anteil in den Jahrzehnten danach immer weiter steigern. In den 1920er Jahren begann die Reformierte Missionarische Allianz der Niederländisch-Reformierten Kirche ihre Missionsarbeit, gestützte von der niederländischen Kolonialregierung.[2] Neben der Einführung des Christentums schafften die niederländischen Kolonialherren die Sklaverei ab und verhängten lokalen Steuern. 1926 wurde Tana Toraja unter die Verwaltung des Bugis-Staates Luwu gestellt. In den 1930er Jahren griffen Muslime aus dem Tiefland die Toraja an, was zu einer Welle der Konversion zum Christentum unter denen führte, die sich von den Holländern Schutz versprachen und es bildete sich eine Bewegung gegen die muslimischen Bugis und Makassaren. 1942 erschienen japanische Besatzungstruppen in Toraja. 1946 erhielt die Region den Status einer regentschap und 1957 erhielt es den Status eines Regierungsbezirkes (Kabupaten). Frühen niederländischen Missionaren stand jedoch eine starke Opposition unter Toraja gegenüber, vor allem beim Adel, weil dieser durch die Abschaffung des profitablen Sklavenhandel verärgert war.[3] Einige Toraja wurden durch die Niederländer in das Tiefland zwangsumgesiedelt, wo sie leichter kontrolliert werden konnten. Die Steuern wurden hoch gehalten, was den Reichtum der Adeligen untergrub. Letztlich konnte der niederländische Einfluss die Kultur der Toraja nicht unterwerfen, und nur wenige Torajans konvertierten zum Christentum.[4] Bis 1950 waren nur 10 % der Bevölkerung zum Christentum konvertiert. Zwischen 1951 und 1965 (nach der indonesischen Unabhängigkeit), war herrschte im südlichen Sulawesi eine turbulenten Zeit da die muslimische Separatistenbewegung Darul Islam für einen islamischen Staat Sulawesi kämpfte. 15 Jahre Guerillakrieg führte zu massiven Konvertierungen zum Christentum unter den Toraja.[5] Loyalität mit der indonesischen Regierung garantierte jedoch nicht für die Sicherheit Torajas. Im Jahr 1965 verpflichtete ein Dekret des Präsidenten jeden indonesischen Bürger sich zu einer von fünf offiziell anerkannten Unternehmen Religionen zu bekennen: Islam, Christentum (Protestantismus und Katholizismus) Hinduismus oder Buddhismus.[6] Die Religion der Toraja, Aluk war nicht gesetzlich anerkannt und die Torajans erhoben ihre Stimmen gegen das Gesetz. Um Aluk zu legalisieren, musste es als Teil einer der offiziellen Religionen akzeptiert werden. Im Jahre 1969 wurde Aluk Um Dolo („der Weg der Vorfahren“) als Sekte des Hinduismus Dharma, wie der offizielle Name des Hinduismus in Indonesien lautete, legalisiert.[2] Heute ist Toraja ein beliebtes Ziel für Kulturtouristen. Außerdem haben zahlreiche westliche Anthropologen die einheimische Kultur studiert.

siehe Toraja.

Religion

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Die Religionen verteilen sich Stand 2021 wie folgt: Protestanten: 69,5 %, Katholiken: 16,4 %, Islam: 12,2 %, Toraja-„Hindu“ (Aluk To Dolo): 1,7 % und Buddhisten 0,2 %.[1]

Sehenswürdigkeiten

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Felsengrabkammern in Lemo

Folgende traditionelle Toraja-Siedlungen wurden im Juni 2009 auf die Tentativliste für das Welterbe in Indonesien gesetzt.[7]

  • Lemo: Felsengräber mit Galerien von Tau-Tau-Statuen
  • Tumakke: einzelner Tongkonan mit Reisspeicher auf einer erhöhten Terrasse 10 km westlich von Makale

Weitere Sehenswürdigkeiten

  • Buntu Kalando – 11 km östlich von Makale: Museum Buntu Kalando bei Sangalla
  • Sirope (6 km nördlich von Makale): Felsgräber und Tau-Tau
  • Kambira – 10 km östlich von Makale: Babygrabbäume
  • Suaya/Sanggalla – 11 km östlich von Makale: In Tampangallo Felsengräber mit Galerien von Tau Tau-Statuen der Nachkommen des Puang Tamboro Langi’ und der Könige von Sanggalla. Weiter gibt es einen Platz für rituelle Zeremonien des Adeligen Rabtelobe mit einigen Menhiren. Es wird geglaubt, dass die Könige von Sangalla von Tamboro Langi’ abstammen, der das Kastensystem, Beerdigungsriten und Agrartechniken in Toraja eingeführt haben soll und von dem gesagt wird, dass er auf einer steinernen Treppe vom Himmel hinabstieg. Allerdings beanspruchen neben den Nachkommen der Könige von Sangalla auch die Adeligen von Menkendek und Makale von Tamboro Langi’ abzustammen.
  • Sarambu Assing Wasserfall
  • Tilangnga': natürlicher Pool, 11 km vom Makale
  • Jesus Buntu Burake, eine der höchsten Jesus-Statuen der Welt

Wirtschaft

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Vor Suhartos "Neuer Ordnung" war die Wirtschaft Torajas rein agrarisch, mit kultivierten Nassreisfeldanbau in Terrassen an den Berghängen und zusätzlich Anbau von Süßkartoffeln und Mais. Viel Zeit und Energie wurde für die Aufzucht der Wasserbüffel, Schweine und Hühner aufgewandt, die vor allem zeremoniellen Opfern und dem Eigenverbrauch dienten.[5] Die einzige Agrarindustrie in Toraja war eine japanische Kaffeefabrik (Kopi Toraja). Mit dem Beginn der Neuen Ordnung im Jahr 1965 entwickelte sich Indonesiens Wirtschaft und öffnete sich für ausländische Investitionen. Multinationale Unternehmen wie Öl- und Bergbauunternehmen eröffneten neue Niederlassungen in Indonesien. Vor allem jüngere Torajas gingen um für die ausländischen Unternehmen zu arbeiten nach Kalimantan für Holz und Öl, oder in die indonesische Provinz Papua für Bergbau oder in die Städte Sulawesis und Javas. Die Abwanderungsrate von Torajas war bis 1985 konstant.[2]

Der Schwerpunkt der Wirtschaft in Toraja verschob sich ab 1984 allmählich hin zum Tourismus. Zwischen 1984 und 1997 verdienten viele Toraja ihr Einkommen mit dem Tourismus, arbeiten in Hotels, als Fremdenführer oder verkauften Souvenirs. Mit steigender politischer und wirtschaftlicher Instabilität in Indonesien in den späten 1990er Jahren, einschließlich religiöser Konflikte auf Sulawesi ging der Tourismus in Tana Toraja dramatisch zurück. Die Region ist auch heute noch agrarisch geprägt. Hauptprodukte sind Gemüse, Süßkartoffeln, Reis, Kaffee, Nelken, Kakao und Vanille. Ob der Kaffeeanbau durch die Holländer oder durch arabische Händler oder Bugis nach Toraja kam, ist nicht geklärt. Kommerzielle Bedeutung erlangte er aber erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Es gibt zwei Zentren des Kaffeeanbaus, im Norden um Pangala' und im Westen ein Dreieck südlich von Rantetayo. Arabica-Kaffee aus Toraja ist unter dem Namen 'Bungin' am Weltmarkt wegen seiner Qualität geschätzt. Der Name Bungin leitet sich von der gleichnamigen Stadt ab, über die die Kaffeehandelsrouten von Toraja aus führten. Es gibt sechs traditionelle Märkte, die jeweils alle sechs Tage stattfinden und dann zum nächsten Ort weiterziehen:

  • Pasar Makale
  • Pasar Rantepao
  • Pasar Ge'tengan
  • Pasar Sangalla'
  • Pasar Rembon
  • Pasar Salubarani

Verwaltungsgliederung

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Der Regierungsbezirk Tana Toraja setzt sich aus 19 administrativen Distrikten (Kecamatan) zusammen (Stand 2010):[8]

Name Bevölkerung
Zensus 2010
Bonggakaradeng 6.668
Simbuang 6.166
Rano 6,042
Mappak 5.509
Mengkendek 27.342
Gandang Batu Silanan 19.238
Sangalla 6.606
Sangalla Selatan
(Süd-Sangalla)
7.361
Sangalla Utara
(Nord-Sangalla)
7.327
Makale 33.631
Makale Selatan
(Süd-Makale)
12.415
Makale Utara
(Nord-Makale)
11.799
Saluputti 7.424
Bittuang 14.247
Rembon 18.219
Masanda 6.278
Malimbong Balepe 8.923
Rantetayo 10.737
Kurra 5.149

Persönlichkeiten

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Einzelnachweise

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  1. a b Visualisasi Data Kependudukan. Abgerufen am 31. Oktober 2021.
  2. a b c Toby Alice Volkman: Visions and Revisions: Toraja Culture and the Tourist Gaze. In: American Ethnologist. Band 17, Nr. 1, Februar 1990, S. 91–110, doi:10.1525/ae.1990.17.1.02a00060, JSTOR:645254.
  3. vergl. Hetty Nooy-Palm: The World of Toraja. In: Jowa Imre Kis-Jovak u. a.: Banua Toraja : changing patterns in architecture and symbolism among the Sa'dan Toraja, Sulawesi, Indonesia. 1988, ISBN 90-6832-207-9, S. 12–18.
  4. Zakaria J. Ngelow: Traditional Culture, Christianity and Globalization in Indonesia: The Case of Torajan Christians. In: Inter-Religio. Band 45, Sommer, 2004 (archive.org [PDF; abgerufen am 18. Mai 2007]).
  5. a b Toby Alice Volkman: A View from the Mountains. In: Cultural Survival Quarterly. Band 7, Nr. 4, 31. Dezember 1983 (culturalsurvival.org [abgerufen am 18. Mai 2007]).
  6. Heriyanto Yang: The history and legal position of Confucianism in postindependence Indonesia. In: Marburg Journal of Religion. Band 10, Nr. 1, August 2005 (archive.org [PDF; abgerufen am 18. Mai 2007]).
  7. Tana Toraja Traditional Settlement auf Tentativliste der UNESCO (englisch).
  8. Biro Pusat Statistik, Jakarta, 2011.

Literatur

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  • Terence W. Bigalke, Tana Toraja: A social History of an Indonesian People. Singapore University Press, 2005, ISBN 9971-69-313-5.
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Commons: Tana Toraja Regency – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien