Tatjana Irrah

deutsche Theater- und Stummfilmschauspielerin

Tatjana Irrah (auch Tatjana Irah und Tatjana Yrrah; * 15. Mai 1892 als Selma Elisabeth Olga Seifert in Witten; † 13. Januar 1949 in Essen) war eine deutsche Theater- und Stummfilmschauspielerin.

Tatjana Irrah, Fotografie von Alexander Binder von 1916

Die gebürtige Wittenerin war eine Tochter des Buchhalters Max Seifert und seiner Ehefrau Clara, geb. Krüpe.[1] Über ihre Ausbildung und ihre Jugendjahre ist derzeit nichts bekannt. 1913 heiratete sie in Berlin-Schöneberg den Filmregisseur Fritz Bernhardt,[2] unter dessen Regie sie mit der Titelpartie des Melodrams Die Kabarett-Königin noch im selben Jahr ihren Einstand beim Stummfilm gab. Diese Debütrolle lässt autobiographische Facetten der nunmehr unter dem Pseudonym Tatjana Irrah auftretenden Schauspielerin erkennen: Eine Warenhausverkäuferin namens Olga Seifert träumt von einer Bühnenkarriere. Indem sie sich einen Künstlernamen zulegt, vermag sie diese ohne Wissen ihrer Familie zu lancieren. Nachdem sie als Vermittlerin bei einem Arbeiterstreik zwischen die Fronten geraten ist, gelingt ihr schlussendlich nicht nur die Versöhnung mit ihrem Vater, sondern auch von Proletariat und Kapital. Produziert wurde Die Kabarett-Königin von Alfred Duskes, bei dessen Literaria Film GmbH Berlin Tatjana Irrah einen vertraglichen Monatslohn von 260 Mark (1.673 Euro) erhielt.

In den folgenden Jahren trat Tatjana Irrah als Darstellerin tragender Rollen in Filmen unterschiedlichster Regisseure und Produktionsgesellschaften in Erscheinung. Meist handelte es sich dabei um publikumsträchtige Unterhaltungsware ohne großen künstlerischen Anspruch, darunter eine Reihe von Detektivfilmen und Lustspielen. Ernste Sujets wie in Amarant blieben die Ausnahme.

1916 reiste sie mit dem schwedischen Kameramann John Ewertz in die Vereinigten Staaten,[3] wo sie von der Fachpresse als „Slavic beauty“ angekündigt wurde. Nachdem sie ihr Engagement bei der deutschen Flora-Film GmbH aufgelöst hatte, wurde sie in New York von Edward Lyell Fox unter Vertrag genommen, einem US-amerikanischen Kriegskorrespondenten, der in Europa auf Tatjana Irrah aufmerksam geworden war.[4][5] Inwieweit es in der Folgezeit tatsächlich zu einer Zusammenarbeit kam, lässt sich nicht nachweisen.

Nachdem ihre Ehe mit Fritz Bernhardt 1919 geschieden worden war, heiratete Tatjana Irrah 1920 John Ewertz,[6] als dessen Ehefrau sie bereits einige Jahre zuvor inoffiziell firmiert hatte.[7] Bald darauf kehrte sie ins Deutsche Reich zurück, wo sie erneut an ihre Filmtätigkeit anknüpfen konnte. Für die Jahre bis 1926 sind mehrere Reisen des Ehepaares dokumentiert, etwa nach Schweden, Afrika (Monrovia und Luanda), Rio de Janeiro und wiederum in die Vereinigten Staaten. In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre scheint sich Tatjana Irrah in Gumlösa (Gemeinde Hässleholm), der Heimat ihres Mannes, niedergelassen zu haben.

1934 zog sie nach der Scheidung von Ewertz zunächst zu ihren Eltern nach Essen,[8] ehe sie dort 1935 mit dem Syndikatsbeamten Karl Schäfer ihre dritte Ehe einging.[9] Über das spätere Leben der ehemaligen Schauspielerin liegen keine Informationen vor. Sie starb 1949 an einem Herzinfarkt infolge Chronischer Bronchitis.[10]

Die Schauspielerin Lore Giesen war eine Schwester Tatjana Irrahs.[11]

Filmografie

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Einzelnachweise

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  1. Stadtarchiv Witten, Geburtsregister Standesamt Witten-Mitte, Nr. 427/1892.
  2. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin-Schöneberg II, Nr. 659/1913 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  3. National Archives and Records Administration, Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York 1897–1957, T715, S. 40 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  4. Foreign Screen Star here. In: Variety. 12. Januar 1917, S. 19 (online im Internet Archive).
  5. Edward Lyell Fox has Slavic Star. In: The Moving Picture World. 27. Januar 1917, S. 503 (online im Internet Archive).
  6. Heiratsurkundenindex New York 1907–2018, Nr. 5899/1920 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  7. vgl. National Archives and Records Administration, US-Einzugsregistrierungskarten 1. Weltkrieg, 1917–1918, M1509 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  8. Stadtarchiv Essen, Melderegister Essen.
  9. Stadtarchiv Essen, Heiratsregister Standesamt Essen I, Nr. 1387/1935.
  10. Stadtarchiv Essen, Sterberegister Standesamt Essen-Bredeney, Nr. 3/1949.
  11. Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Rembrandt-Verlag, Berlin 1956, S. 345.