TeleKarte
Die TeleKarte (auch „Buchungskarte“ genannt) wurde Ende der 1980er Jahre von der Deutschen Bundespost eingeführt und war in den 1990er Jahren eine Möglichkeit, an Kartentelefonen der Deutschen Bundespost Telekom, später der Deutschen Telekom AG, Ferngespräche zu führen. Im Unterschied zur Telefonkarte mussten die Telefongebühren nicht im Voraus bezahlt werden, sondern wurden über die monatliche Fernmelderechnung des Besitzers abgebucht.
Die Telekarte konnte für öffentliche Kartentelefone, im C-Netz sowie beim Bildschirmtext-Homebanking am Terminal, welches mit einem Kartenleser ausgerüstet war, eingesetzt werden.[1]
Geschichte
BearbeitenAb dem 15. März 1988 wurden „Berechtigungskarten“, die für das C-Netz[2] benötigt wurden, neben dem hierfür erforderlichen Magnetstreifen auf der Rückseite mit einem Speicherchip auf der Vorderseite ausgestattet. Mit diesem Chip war es möglich, an einem Kartentelefon Ferngespräche zu führen; dies wurde allerdings 1998/1999, also noch vor der Einstellung des C-Netzes am 31. Dezember 2000,[3] abgeschafft.[4]
Ab 1. Januar 1994 konnten die Zugtelefone im ICE 1 neben den Telefonkarten auch mit Telekarten genutzt werden. Gespräche mit dem C-Netz-Funktelefon im Konferenzabteil konnten mit einer ausgedruckten Rechnung sofort bar bezahlt oder auf eine C-Netz-Berechtigungskarte verrechnet werden.[5]
Neben den C-Netz-Berechtigungskarten gab es auch Telekarten, die nur für Kartentelefone genutzt werden konnten. Telekarten konnte man bei den Post- und Fernmeldeämtern der Bundespost sowie in den Telekom-Läden beantragen. Mit der weiten Verbreitung der Mobiltelefone Ende der 1990er Jahre (siehe auch Deutscher Mobilfunkmarkt) und dem Rückbau der entsprechenden Kartentelefone verlor die Telekarte ebenso wie die Telefonkarte an Bedeutung.
Die Telekarte oder andere Karten mit Telekarten-Funktion (wie etwa die AirPlus-Karte der Lufthansa) ließen sich für den Deutschland-Direkt-Service einsetzen. Die Gebühren für diesen Telekom-Service, der seit dem 1. Juli 1993 auch in Deutschland selbst angeboten wurde, beliefen sich auf rund 11 DM für die Operator-Vermittlung und zwischen 69 Pfennig (Inland) und 3,22 DM (Ausland) je Minute.[6][7]
Ausführungen
BearbeitenDie Telekarte gab es in drei Ausführungen:[8]
- International: gestattete Gespräche ins In- und Ausland.
- National: nur Inlandsgespräche möglich.
- Lokal: Gespräche nur im Ortsnetz möglich.
Auf der Telekarte konnten bis zu drei Rufnummern gespeichert werden, die dann an den entsprechenden Kartentelefonen per Kurzwahl abgerufen werden konnten. Vor Missbrauch war jede Karte mit einer persönlichen Geheimzahl geschützt; diese konnte vom Besitzer beliebig oft geändert werden.
Kosten
BearbeitenDie Gebühreneinheiten betrugen anfangs, wie vom Festnetzanschluss zu Hause, 0,23 DM. Hinzu kamen eine monatliche Bearbeitungsgebühr von 3,00 DM und eine einmalige Bereitstellungspauschale von 20,00 DM.[9]
Zum 1. Januar 1994 wurden die Preise für eine Tarifeinheit bei Nutzung der Telekarte an öffentlichen Kartentelefonen von 0,23 DM auf den bei Münztelefonen gültigen Preis von 0,30 DM (jeweils inklusive Mehrwertsteuer) angehoben. Mit dieser Angleichung des Telekarten-Tarifs an die Verbindungsentgelte für Nutzer von Kreditkarten mit integriertem Telekarten-Chip (Kooperationskarten) entsprach die Telekom einer Forderung der Europäischen Gemeinschaft nach der Aufhebung von Preisdiskriminierungen.[10]
Damalige Vorteile
BearbeitenEs wurden damals folgende Vorteile für die Anschaffung einer Telekarte genannt:[11]
- Keine Münzen bereitzuhalten oder zusammenzusuchen müssen.
- Gespräche müssen nicht beendet werden, weil keine Münzen mehr vorhanden sind.
- Gespräche werden exakt über die Fernmelderechnung am Monatsende abgerechnet, und es geht kein Restgeld verloren.
- Lohnend war die Telekarte vor allem für Geschäftsleute und Außendienstmitarbeiter, da die Abrechnung über die Fernmelderechnung des Unternehmens direkt erfolgte und damit die oft lästige Notwendigkeit der Belegpflicht für die Telefongespräche entfiel.
Literatur
Bearbeiten- Unterrichtsblätter der Deutschen Bundespost TELEKOM; Im Auftrag der Deutschen Bundespost TELEKOM Generaldirektion, herausgegeben von der Oberpostdirektion Hamburg.
- 43. Jahrgang; Heft 12 vom 10. Dezember 1990; S. 627
- 44. Jahrgang; Heft 12 vom 10. Dezember 1991; S. 527
- Telekom Unterrichtsblätter – Die Fachzeitschrift der Telekom für Aus- und Fortbildung
- 46. Jahrgang; Heft 9 vom 10. September 1993; S. 424
- 46. Jahrgang; Heft 11 vom 10. November 1993; S. 502; Neue Tarife bei der TeleKarte
- Amtsblatt: Amtliche Mitteilungen der Deutschen Bundespost TELEKOM
- Jahrgang 1991 vom 7. Juni 1991, Nr. 18; Verfügung 250/1991: Allgemeine Geschäftsbedingungen der Deutschen Bundespost TELEKOM; S. 433
- Anlage 28 zur Verfügung 250/1991: Bedingungen für die Telekarte zur Nutzung von öffentlichen Kartentelefonen (Telekarte ÖKart); S. 481–482
- Postbuch Ratgeber für Kunden; Ausgabe 1988; Hrsg.: Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen, PTZ; S. 324 und 346
- Der Postbrief:
- Heft Nr. 3/1989, S. 5
- Heft Nr. 2/1990, S. 6
- Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, Nr. 3, August 1990, S. 253–264
- Zeitschrift für Post und Telekommunikation, Nr. 6, 26. Juni 1990, S. 48–49
- „Unser Büro heute und morgen“, H.-Stam-Verlag, Köln-München, S. Fugel, H. Pawlik, 3. neubearbeitete Auflage 1992, ISBN 3-8237-0249-1, S. 190
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Dipl.-Ing. Uwe K. H. Korst, TFAm Deutsche Bundespost Telekom, FTZ Darmstadt; Unterrichtsblätter der Deutschen Bundespost TELEKOM, 44. Jahrgang, Heft 12 vom 10. Dezember 1991, S. 527
- ↑ Abbildung von C-Netz und TeleKarten
- ↑ heise online: Jahreswechsel: C-Netz abgeschaltet, 1. Januar 2001
- ↑ Hüllen für die Karten
- ↑ Meldung Telefonieren im ICE mit Telekarten. In: Die Deutsche Bahn. Nr. 11, 1993, S. 940 f.
- ↑ Telekom-Pressemitteilung vom 23. Juli 1993: Telekom baut „Deutschland-Direkt“-Service aus
- ↑ Telekom Unterrichtsblätter; Jahrgang 46; Heft 9 vom 10. September 1993; S. 424
- ↑ „Unser Büro heute und morgen“
- ↑ „Unser Büro heute und morgen“
- ↑ Neue Tarife bei der TeleKarte; in: Telekom Unterrichtsblätter – die Fachzeitschrift der Telekom für Aus- und Fortbildung; 46. Jahrgang; Heft 11 vom 10. November 1993; S. 502
- ↑ „Unser Büro heute und morgen“
Weblinks
Bearbeiten- Der Spiegel
- Eine chipbestückte Kreditkarte der Post soll künftig zum universalen Einsatz in der Kommunikation taugen - für Datenschützer ein Greuel. Heft 52/1990 vom 24. Dezember 1990
- Plastikkarten mit Mikrochips als Zahlungsmittel, Datenträger oder Ausweise werden nach Experten-Ansicht „unsere Lebensgewohnheiten total verändern“. Die Vision vom Chip-Bürger ist faszinierend und furchterregend zugleich: Führt die Smartcard zu „Massenkontrolle“ und „Verhaltenslenkung“? Heft 47/1994 vom 21. November 1994