Als Terma (tib.: gter ma གཏེར་མ་) werden in der Tradition des tibetischen Buddhismus (vor allem in der Nyingma-Tradition) religiöse Texte, „Schätze“ bezeichnet, die Padmasambhava verborgen haben soll, damit sie in späteren Jahrhunderten von Inkarnationen seiner Schüler wiedergefunden werden. Die fraglichen Texte sollen nicht nur in der Erde, sondern sogar im Geiste des „Entdeckers“ gefunden werden können.[1]

Historische Authentizität

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Der Tibetologe Donald S. Lopez schreibt:

Mit einer lobenswerten Ausnahme Aris 1989 haben westliche Gelehrte sich weder direkt mit dem Problem der historischen Legitimität der Terma auseinandergesetzt, noch haben sie die Annahme in Betracht gezogen, dass diese Werke von ihren Entdeckern verfaßt und nur verborgen wurden, um wieder aufgefunden zu werden. Die Tatsache, dass diese fromme Fiktion der Authentizität sogar von Tibetologen so lange aufrechterhalten wurde, ist selbst ein faszinierendes Forschungsobjekt innerhalb des größeren Bereichs der Mystifizierung.[2]

Guru Rinpoche

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Terma sind insbesondere ein Phänomen der tibetischen Nyingma-Tradition. Guru Rinpoche und seine engsten Schüler und Schülerinnen sollen im 9. Jahrhundert eine große Zahl von Texten, Ritualgegenständen und Reliquien an geheimen Orten versteckt haben, um die Lehren des Buddhismus vor der Zerstörung durch den, dem Buddhismus feindlich gesinnten, tibetischen König Langdarma zu bewahren.

Terma-Linien

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So entstanden insbesondere in der Nyingma-Tradition zwei Arten der Übertragung: die sogenannte „lange“ Übertragungslinie vom Meister auf den Schüler in einer ununterbrochenen Linie, und die „kurze“ Übertragungslinie der „verborgenen Schätze“ (Terma). Die aufgedeckten Termas wurden später von Meistern mit besonderen Fähigkeiten, sogenannten „Schatzfindern“ (tib.: gter ston གཏེར་སྟོན་; Tertön), wiederentdeckt und an ihre Schüler überliefert. Die entdeckten Termas unterscheiden sich in ihrer Art nach „Erd-Terma“ (tib.: sa gter ས་གཏེར་), „Geist-Terma“ (tib.: dgongs gter དགོངས་གཏེར་) und „Reine-Vision-Terma“ (tib.: dag snang དག་སྣང་). Die Terma-Meister werden häufig als Inkarnationen der 25 Hauptschüler des Guru Rinpoche angesehen. Somit entstand durch die Jahrhunderte ein vielschichtiges System von Übertragungslinien, die die Lehren der Nyingma-Schulen ständig mit „frischen“ Lehren ergänzten, die jeweils ihrer Zeit angemessen waren.

Ein Tertön ist jemand, der Termas findet. Jamgön Kongtrül Lodrö Thayes Schrift Der kostbare Lapislazulikranz beinhaltet die Lebensgeschichten von 108 bedeutenden Tertöns. Das Entdecken von Terma fand bis in die jüngste Vergangenheit statt.

Nyingma-Tertön

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Tertön Rigdzin Gödem

Das Auffinden der Termas begann mit dem ersten Tertön Sanggye Lama (1000–1080). Bedeutende Tertöns waren unter anderem:

Sarma-Tertön

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Der 5. Dalai Lama

Aber auch in den drei neuen Schulen (Sarma) und im tibetischen Bön traten – etwas seltener als bei den Nyingma – Tertöns auf. Bedeutende Tertöns der Neuen Schulen:

Bön-Tertön

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Nagarjuna

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Im buddhistischen Kontext sind verborgene Schätze aber nicht etwas völlig Neuartiges. So wurden schon in Indien Termas gefunden.

Literatur

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  • Michael Aris: Hidden Treasures and Secret Lives. A Study of Pemalingpa (1450–1521) and the Sixth Dalai Lama (1683–1706). London / New York: Paul Kegan, 1989.
  • Tulku Thondup: Die verborgenen Schätze Tibets – Eine Erklärung der Termatradition der Nyingma-Schule des Buddhismus. Theseus Verlag, Zürich-München 1994, ISBN 3-85936-067-1
  • Tulku Thondup: Die verborgenen Schätze Tibets – Eine Erklärung der Termatradition der Nyingma-Schule des Buddhismus. Neuausgabe der überarbeiteten und autorisierten Übersetzung. edition khordong im Wandel Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-942380-08-9
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Commons: Tertöns – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Donald S. Lopez: Der merkwürdige Fall des Engländers mit den drei Augen. In: Thierry Dodin, Heinz Räther (Hg.): Mythos Tibet. Wahrnehmungen, Projektionen, Phantasien. Köln: Dumont, 1997; hier S. 203.
  2. Donald S. Lopez: Der merkwürdige Fall des Engländers mit den drei Augen. In: Thierry Dodin, Heinz Räther (Hg.): Mythos Tibet. Wahrnehmungen, Projektionen, Phantasien. Köln: Dumont, 1997; hier S. 203f.