Tetraphosphorheptasulfid

chemische Verbindung

Tetraphosphorheptasulfid ist eine anorganische chemische Verbindung des Phosphors aus der Gruppe der Sulfide.

Strukturformel
Strukturformel von Tetraphosphorheptasulfid
α-Tetraphosphorheptasulfid
Allgemeines
Name Tetraphosphorheptasulfid
Summenformel P4S7
Kurzbeschreibung

farbloser bis gelblicher Feststoff[1][2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 234-868-9
ECHA-InfoCard 100.031.686
Wikidata Q24629934
Eigenschaften
Molare Masse 65,05 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[3]

Dichte

2,19 g·cm−3[3]

Schmelzpunkt

308 °C[3]

Siedepunkt

523 °C[3]

Löslichkeit

sehr schwer löslich in Schwefelkohlenstoff[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[4]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Struktur

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Es sind vier verschiedene Formen von Tetraphosphorheptasulfid bekannt. Alle Formen weisen eine Käfigstruktur auf, wobei die α-, β- und γ-Form zwei exocyclische Schwefelatome und die δ-Form ein exocyclisches Schwefelatom besitzt.[5]

 
Strukturformel von α-, β-, γ- und δ-Tetraphosphorheptasulfid

Die molekulare Struktur und die Kristallstruktur der stabilsten α-Form von Tetraphosphorheptasulfid wurde 1955 aufgeklärt. Sie besitzt eine monokline Kristallstruktur mit der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2.[6][7]

Gewinnung und Darstellung

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Bei der Umsetzung von flüssigem weißen Phosphor mit Cyclooctaschwefel bei 100 °C entsteht zunächst neben dem α-Tetraphosphorheptasulfid das α-Tetraphosphorhexasulfid, bevor sich dann weitere Polyphosphorsulfide bilden.[5]

Tetraphosphorheptasulfid kann durch Reaktion von rotem Phosphor mit Schwefel gewonnen werden. Auch die Darstellung durch Reaktion von Diphosphortetraiodid mit Schwefel in Schwefelkohlenstoff ist möglich.[8]

 

Eigenschaften

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Tetraphosphorheptasulfid ist ein farbloser bis gelblicher Feststoff,[1][2] der sich in Wasser oder Feuchtigkeit unter Bildung von Schwefelwasserstoff zersetzt.[3] Die Verbindung schmilzt unter partieller Dissoziation in β-P4S6 und Schwefel.[9]

Tetraphosphorheptasulfid reagiert mit Methylamin zu Amiden niedriger Thiophosphorsäuren.[10]

Verwendung

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Tetraphosphorheptasulfid wird als Reagenz in der Vollhard-Erdmann-Cyclisierung zur Darstellung von Thiophenen eingesetzt.[11][12]

 

Einzelnachweise

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  1. a b R. J. Meyer: Phosphor. Springer Berlin Heidelberg, 2013, ISBN 978-3-662-11551-0, S. 575 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b c N. N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemistry of the Elements. Elsevier Science, 2012, ISBN 978-0-08-050109-3, S. 508 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b c d e Arnold F. Holleman: Grundlagen und Hauptgruppenelemente. De Gruyter, 2016 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  5. a b Nils Wiberg: Holleman Wiberg - Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage. De Gruyter, Berlin, New York 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 785.
  6. Arthur D. F. Toy: The Chemistry of Phosphorus. Elsevier Science, 2016, ISBN 978-1-4831-3959-3, S. 448 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. A. Vos, E. H. Wiebenga: The crystal structures of P4S10 and P4S7. In: Acta Crystallographica. Band 8, Nr. 4, 1955, S. 217–223, doi:10.1107/S0365110X5500073X.
  8. H. Falius: Darstellung von Tetraphosphorheptasulfid. In: Naturwissenschaften. Band 50, Nr. 4, 1963, S. 126–126, doi:10.1007/BF00600618.
  9. W. Bues, M. Somer, W. Brockner: Schwingungsspektren von β‐P4S5 und P4S7. In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie. Band 476, Nr. 5, 1981, S. 153–158, doi:10.1002/zaac.19814760518.
  10. E. Fluck, H. Binder: Über die Reaktion der Phosphorsulfide P4S3 , P4S5, P4S7 und P4S10 mit Ammoniak und Aminen. Mit 5 Abbildungen. In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie. Band 359, Nr. 1-2, 1968, S. 102–112, doi:10.1002/zaac.19683590113.
  11. A. Hassner, I. Namboothiri: Organic Syntheses Based on Named Reactions. 3. Auflage, Elsevier, 2012, S. 504, doi:10.1016/C2009-0-30489-4.
  12. J. Volhard, H. Erdmann: Synthetische Darstellung von Thiophen. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. 1885, Band 18, Nummer 1, S. 454–455 doi:10.1002/cber.18850180199.

Anmerkungen

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  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu α-Phosphorsulfid: CAS-Nr.: 15578-16-2, PubChem: 86176022, Wikidata: Q129752086.
  2. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu β-Phosphorsulfid: CAS-Nr.: 169833-94-7, Wikidata: Q129752220.
  3. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu δ-Phosphorsulfid: CAS-Nr.: 263358-58-3, PubChem: 518483, ChemSpider: 452389, Wikidata: Q129752338.