Thörl

Marktgemeinde im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag, Steiermark

Thörl ist eine Marktgemeinde mit 2169 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Gerichtsbezirk Bruck an der Mur und im politischen Bezirk Bruck-Mürzzuschlag in der Obersteiermark (Österreich).[1] Im Rahmen der Gemeindestrukturreform in der Steiermark wurde Thörl am 1. Jänner 2015 mit den Gemeinden Etmißl und St. Ilgen zusammengelegt.[2][3]

Marktgemeinde
Thörl
Wappen Österreichkarte
Wappen von Thörl
Thörl (Österreich)
Thörl (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Steiermark
Politischer Bezirk: Bruck-Mürzzuschlag
Kfz-Kennzeichen: BM
Hauptort: Palbersdorf
Fläche: 166,43 km²
Koordinaten: 47° 31′ N, 15° 13′ OKoordinaten: 47° 31′ 1″ N, 15° 13′ 9″ O
Höhe: 638 m ü. A.
Einwohner: 2.169 (1. Jän. 2024)
Bevölkerungsdichte: 13 Einw. pro km²
Postleitzahlen: 8621, 8622, 8623, 8624
Vorwahlen: +43 3861
Gemeindekennziffer: 6 21 47
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Palbersdorf 73
8621 Thörl
Website: www.thoerl.gv.at
Politik
Bürgermeister: Günther Wagner (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2015)
(15 Mitglieder)
10
4
1
10 
Insgesamt 15 Sitze
Lage von Thörl im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag
Lage der Gemeinde Thörl im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag (anklickbare Karte)AflenzBreitenau am HochlantschBruck an der MurKapfenbergKindbergKrieglachLangenwangMariazellMürzzuschlagNeuberg an der MürzPernegg an der MurSankt Barbara im MürztalSankt Lorenzen im MürztalSankt Marein im MürztalSpital am SemmeringStanz im MürztalThörlTragöß-Sankt KathareinTurnauSteiermark
Lage der Gemeinde Thörl im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Ortsansicht
Ortsansicht
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie

Bearbeiten

Geografische Lage

Bearbeiten

Thörl liegt in der nördlichen Steiermark. Die Fläche umfasst 166,43 Quadratkilometer.

Gemeindegliederung

Bearbeiten

Katastralgemeinden und gleichnamige Ortschaften sind (Stand: Fläche 31. Dezember 2020;[4] Einwohner 1. Jänner 2024[5])

  • Etmißl (844,27 ha, 396 Ew.)
  • Fölz (3.693,92 ha, 617 Ew.)
  • Hinterberg (1.165,85 ha, 30 Ew.)
  • Lonschitz (1.045,41 ha, 61 Ew.)
  • Oisching (875,86 ha, 4 Ew.)
  • Palbersdorf (292,00 ha, 597 Ew.)
  • St. Ilgen (7.346,88 ha, 246 Ew.)
  • Thörl (1.379,21 ha, 218 Ew.).

Nachbargemeinden

Bearbeiten
Wildalpen (Bezirk Liezen) Mariazell Turnau
  Aflenz
Tragöß-Sankt Katharein Kapfenberg Turnau

Eingemeindungen

Bearbeiten
  • Am 1. Jänner 1955 wurde die Gemeinde Fölz bei Thörl eingemeindet.
  • Am 1. Jänner 2015 wurden die Gemeinden Etmißl und St. Ilgen bei Thörl eingemeindet.

Geschichte

Bearbeiten
 
Blick auf Thörl, um 1850

Schon in der Jungsteinzeit dürften Siedlungen in der Gegend um Thörl bestanden haben. Um 600 n. Chr. zogen slawische Siedler in die Gegend, wovon heute noch einige Ortsnamen zeugen. Während des 8. Jahrhunderts wanderten Bayern ein.[6]

1103 schenkte Herzog Heinrich III. von Kärnten das Aflenztal, in dem auch Thörl liegt, dem Stift St. Lambrecht. 1342 erschien Palbersdorf das erste Mal urkundlich, Thörl (als toer in der aynoed; Thörl in der Einöd) 1345. Die Gegend war damals noch als Einöd bekannt. Die Straßensperre, die dem Ort den Namen gab, bestand damals bereits. Der Gegendname Hinterberg ist sogar schon seit 1253 bekannt.[6]

Im 14. Jahrhundert begann in Thörl die Eisenproduktion. Da das Tal allerdings in Thörl zu eng war, konzentrierte sich der Wohnungsbau auf Palbersdorf.

1849 wurde Thörl in die Gemeinde Aflenz eingebunden, 1915 sollte diese wegen divergierender Interessen wieder aufgeteilt werden, was wegen des Ersten Weltkrieges auf 1919 verschoben wurde.

1893 wurde die Thörlerbahn eröffnet, welche Kapfenberg mit Turnau verband. Vor allem die ansässige Eisenindustrie profitierte stark davon. Geplant war auch eine Verlängerung bis zur Mariazellerbahn, um die Südbahn mit der Westbahn zu verbinden, dies wurde aber nie realisiert.

1945, zum Ende des Zweiten Weltkriegs, marschierten Soldaten der Roten Armee ein. Sie blieben bis Thörl noch im selben Jahr der britischen Besatzungszone zufiel.

1955 vereinigten sich die Gemeinden Thörl und Fölz, außerdem erhielt Thörl das Recht, ein Wappen zu führen.

1959 wurde der Personenverkehr auf der Bahnstrecke eingestellt, fünf Jahre später wurde der Abschnitt von Seebach nach Seewiesen, einem Ortsteil von Turnau, stillgelegt, 1990 auch der Abschnitt von Aflenz nach Seebach. 1991 startete der Verein Thörlerbahn ein Museumsbahn-Projekt, welches auch gut angenommen wurde. Als allerdings 1995 die Eisenindustrie wegen einer Bankenpleite in den Konkurs schlitterte, verlor der Betreiber der Strecke, die Steiermärkischen Landesbahnen, den größten Frachtkunden und musste den Betrieb einstellen. Der Verein durfte danach noch bis 1997 die Strecke befahren und bot dabei auch eine Muskelkraft-Draisine an. Die Gleise der Thörlerbahn wurden 2003/04 abgetragen, von Kapfenberg aufwärts bis Hinterberg wurde aus der Bahntrasse ein Ģeh- und Radweg.

1994 wurde die Gemeinde wegen ihrer Leistungen, wie zum Beispiel Bau von Haupt- und Volksschule, Hallenbad und Gemeindewegen, zur Marktgemeinde erhoben.

Religion

Bearbeiten

Für die evangelische Glaubensgemeinschaft bestand bereits zum Beginn des 20. Jahrhunderts eine Predigtstation in Thörl, sie wurde am 29. Juni 1914 geweiht.

Am 21. Juni 1964 wurde auch die katholische Kirche eingeweiht, die Aflenzer Expositur Thörl wurde zu einer selbständigen Pfarre erhoben. Das Grundstück für die Kirche wurde von Johann III. von Pengg gestiftet. Bis dahin diente die Barbarakapelle im Schloss Thörl als Gottesdienstraum.

Bevölkerungsentwicklung

Bearbeiten

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
 
Schloss Thörl, im Hintergrund Burg Schachenstein
 
Katholische Pfarrkirche Thörl
 
Evangelische Christuskirche

Wirtschaft und Infrastruktur

Bearbeiten

Ansässige Unternehmen

Bearbeiten
  • Joh. Pengg AG – Drahtwerk

Tourismus

Bearbeiten

Die Gemeinde bildet gemeinsam mit Aflenz den TourismusverbandHochschwab“. Dessen Sitz ist in Aflenz.[7]

Thörl zählt jährlich etwa 7000 bis 10.000 Übernachtungen, den Großteil davon in den Sommermonaten Juni bis September.[8]

Im Gemeindegebiet von Thörl befinden sich:

  • Kinderbetreuung
    • Gemeindekindergarten Etmißl
    • Gemeindekindergarten Thörl
    • eine Tagesmutter
  • Schulen

Viele Jugendliche besuchen weiterführende Schulen in Kapfenberg und Bruck an der Mur.

Thörl liegt an der Mariazeller Straße B 20, welche die wichtigste Verbindung zwischen Kapfenberg im Mürztal und dem Wallfahrtsort Mariazell sowie im weiteren Verlauf auch Sankt Pölten darstellt.

Die Gleise der Thörlerbahn wurden 2003/04 abgetragen, von Thörl bis Kapfenberg wurde die Strecke durch einen Radweg ersetzt.

Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom hier behandelten Ort.

Motiv: Gemeindeamt/Rathaus der Gemeinde

Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht.
BW

Gemeinderat

Bearbeiten

Der Gemeinderat hat 15 Mitglieder.

Bürgermeister

Bearbeiten
  • 2015–2024 Günther Wagner (SPÖ), designierter Nachfolger Christian Polaschek[11]

Zwei der drei Vorgängergemeinden hatten je ein Gemeindewappen. Wegen der Gemeindezusammenlegung verloren diese mit 1. Jänner 2015 ihre offizielle Gültigkeit, die Neuverleihung für die Fusionsgemeinde erfolgte bisher nicht (Stand: Ende 2017).
Das 1955 verliehen Wappen von Thörl nahm Bezug auf die das Ortsbild beherrschende Ruine Schachenstein und auf die große Bedeutung der Thörler Werke in der metallverarbeitenden Industrie.[12]

Regionalpolitik

Bearbeiten

Thörl ist Mitglied in der 2. Dezember 2009 gegründeten Regionext-Kleinregion Hochschwab Süd,[13] und in der LEADER-Region Mariazellerland–Mürztal.[14]

Bezüglich der Gemeindestrukturreform der Steiermark 2010–2015 führte die Gemeinde zum einen Gespräche mit Bruck und Kapfenberg (große Lösung),[15] zum anderen war auch eine Fusion mit Etmißl und Sankt Ilgen im Gespräch,[16][17] oder eine weitergehende Fusion mit Aflenz Kurort/Aflenz Land sowie Turnau (Sechser-Lösung). Eine Fusion mit den beiden Städten wurde von der Etmißler[18] wie auch von der St.-Ilgner[19] Lokalpolitik abgelehnt.

Gemeindepartnerschaften

Bearbeiten

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Ehrenbürger

Bearbeiten

Söhne und Töchter von Thörl

Bearbeiten

Personen mit Bezug zur Gemeinde

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Josef Riegler, Gemeinde Thörl (Hrsgb.): Geschichte der Gemeinde Thörl, Eigenverlag, Hausmannstätten/Graz 1994, ISBN 3-901202-10-2.
Bearbeiten
Commons: Thörl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Thörl – Steiermark | Similio. Abgerufen am 10. März 2020.
  2. Steiermärkische Gemeindestrukturreform.
  3. § 3 Abs. 1 Z 7 des Gesetzes vom 17. Dezember 2013 über die Neugliederung der Gemeinden des Landes Steiermark (Steiermärkisches Gemeindestrukturreformgesetz – StGsrG). Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 2. April 2014. Nr. 31, Jahrgang 2014, ZDB-ID 705127-x, S. 2.
  4. Regionalinformation, bev.gv.at (1.273 KB); abgerufen am 10. Jänner 2021.
  5. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
  6. a b Die Geschichte Thörl. Marktgemeinde Thörl, abgerufen am 4. November 2023.
  7. Grazer Zeitung, Amtsblatt für die Steiermark. 30. Dezember 2014, 210. Jahrgang, 52. Stück, Nr. 306, ZDB-ID 1291268-2, S. 626.
  8. Ein Blick auf die Gemeinde Thörl, Übernachtungen. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 10. Oktober 2021.
  9. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Thörl. Land Steiermark, 22. März 2015, abgerufen am 17. Oktober 2024.
  10. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Thörl. Land Steiermark, 28. Juni 2020, abgerufen am 17. Oktober 2024.
  11. Markus Hackl: Bürgermeisterwechsel in Thörl: "Ich habe mein Ablaufdatum stets gewusst". In: meinbezirk.at. 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
  12. Die Geschichte von Thörl auf der Webseite der Gemeinde, abgerufen am 28. Dezember 2017
  13. Konstituierende Sitzung der Kleinregion Hochschwab Süd (Memento vom 26. Januar 2017 im Internet Archive). Raumplanung Steiermark | News.
  14. LAG Mariazellerland-Mürztal (Memento vom 8. Dezember 2014 im Internet Archive), netzwerk-land.at
  15. Wird Thörl Stadtteil oder Kleinregion? kleinezeitung.at, 4. Oktober 2012.
  16. Die neue Gemeindestruktur der Steiermark (Memento vom 29. Juli 2013 im Internet Archive). Liste Endversion A01, 2012 (pdf, gemeindestrukturreform.steiermark.at; 97 kB).
  17. Karte Grafik, Teil 2, Nr. 42 in Die neue Steiermark (Memento vom 23. Juni 2013 im Internet Archive). kleinezeitung.at, 21. Jänner 2013. Stand der Karten 22. Jänner 2013
  18. Aktuelles für Gemeindebürger, etmissl.at, abgerufen am 3. Mai 2013
  19. Gemeindestrukturreform (Memento vom 8. März 2016 im Internet Archive), st-ilgen.at, abgerufen am 3. Mai 2013