Thüringisches Landesmusikarchiv
Das Hochschularchiv|Thüringische Landesmusikarchiv (Eigenname: HSA|ThLMA) wurde im Oktober 1995 als eine zentrale Einrichtung der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar gegründet und übernahm zunächst die klassischen Aufgaben als Zwischen- und Endarchiv für die Akten der Hochschulverwaltung.[1]
Hochschularchiv | Thüringisches Landesmusikarchiv
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Archivtyp | Hochschularchiv |
Koordinaten | 50° 58′ 42,2″ N, 11° 20′ 22,3″ O |
Ort | Weimar |
Besucheradresse | Carl Alexander Platz 1 99406 Weimar |
Gründung | Oktober 1995 |
ISIL | DE-2309 (Thüringisches Landesmusikarchiv) |
Träger | Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar |
Organisationsform | Einrichtung der Hochschule |
Website | www.hfm-weimar.de/343 |
Geschichte
BearbeitenDie dringende Notwendigkeit einer sachgerechten Verwahrung wertvoller Notenschätze, die auch noch heute in zahlreichen thüringischen Pfarr- und Gemeindearchiven zu finden sind, führte bereits wenige Jahre nach Gründung zu einer erheblichen Erweiterung der Aufgaben, die in die Ernennung zum Thüringischen Landesmusikarchiv mündete. Auf der Basis eines Rahmenvertrages mit der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland bietet das HSA|ThLMA seit 2001 besonders den Pfarrarchiven fachliche Hilfestellung bei der Rettung ihrer alten Notenbestände an.[2]
Dank der engen Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena und dem Thüringischen Landesarchiv Weimar, sowie einem Rahmenvertrag mit der Evangelischen Kirche (EKM) gelang es, viele hochrangige Notenbestände als Dauerleihgabe zu übernehmen, zu katalogisieren und damit der internationalen Forschung zur Verfügung zu stellen. Hierzu zählen u. a. die Adjuvanten- und Kantoreiarchive von Neustadt an der Orla, Udestedt, Goldbach[3], Gräfenroda, Molsdorf, Kaltensundheim, Bad Lobenstein, Großfahner/Eschenbergen, Thörey/Ichtershausen, Tabarz, Vogelsberg und Niedertrebra.
Im HSA|ThLMA ist auch der historische Notenbestand des Deutschen Nationaltheaters Weimar (DNT)[4] und das Notenarchiv des Allgemeinen Deutschen Musikvereins (ADMV) verfügbar.
Bestand
BearbeitenIn den modern ausgestatteten und voll klimatisierten Magazinräumen werden außerdem wertvolle Nachlässe (u. a. Hermann und Elisabeth Abendroth, Johann Cilenšek[5], Franz Magnus Böhme, Arno Werner und Günther Kraft) sachgerecht aufbewahrt.[6] Auch Choralbücher aus dem 18. Jahrhundert sind im Bestand.[7]
Mit fast 18.000 Einträgen (Stand August 2023) wissenschaftlich erfasster Musikalien zählt das HSA|ThLMA Weimar in der Online-Datenbank des internationalen Quellenlexikons der Musik (RISM) mittlerweile zu den Top Ten der größten Notensammlungen in Deutschland.
Seit 2002 befindet sich das HSA|ThLMA Weimar, auch als Musikschatzkammer Thüringen bezeichnet,[8] im Hochschulzentrum am Horn (ehem. Streichhan-Kaserne) in Weimar. Leiter des Thüringischen Landesmusikarchivs ist Dr. Christoph Meixner.[9]
Nachlässe, Stiftungen und Teilnachlässe (Die Jahreszahlen beziehen sich auf den Sammlungszeitraum)
Bearbeiten- Abendroth, Hermann und Elisabeth (1895–1982)
- Baußnern, Waldemar von (1911–1936)
- Beyer, Adolf (1876–1968)
- Boes-Kniese, Julie (1877–1961)
- Böhme, Franz Magnus (1827-1898)
- Buchal, Hermann (1884–1961)
- Cilenšek, Johann (19l3-1998)
- Franke, Georg (l9. Jh.)
- Goepfart, Carl (1859–1941)
- Grötzner/Römhild (1693–1953)
- Großmann, Helmut (19./20. Jh.)
- Hartenstein, Carl (1863–1943)
- Herder, Artur (1885–1953)
- Hettstedt, Emil (1954)
- Hinze-Reinhold, Bruno (1877–1964)
- Hlouschek, Theodor (1923–2010)
- Hoehn, Alfred (1903–1994)
- Kirchner, Franz (1871–1943)
- Knesevic, Spiridon (1875-1881)
- Köhler, Erich (1877–1973)
- Köhler, Johannes Ernst (19./20. Jh.)
- Köhler, Karl-Heinz (20. Jh.)
- Kraft, Günther (20. Jh.)
- Lansky, Josef (1948–1961)
- Leipold, Bruno (1879–1949)
- Lewin, Gustav (1869–1938)
- Ludwig, Albin (1858–1939)
- Martin, Friedrich (1888-1931)
- Methfessel, Albert (1785–1869)
- Meyer-Olbersleben, Ernst-Ludwig (1940–1946)
- Meyer-Olbersleben, Max (1850–1927)
- Möller, Heinrich (1876–1957)
- Müller, Siegfried (20. Jh.)
- Müllerhartung, Carl (1883-1938)
- Münnich, Richard (1919–1965)
- Niemeyer, Annemarie (1714–1972)
- Rapp, Siegfried (1917–1977)
- Rasch, Kurt (1902–1986)
- Rinkens, Wilhelm (1879–1933)
- Rücker, Curt (1949–1969)
- Schellenberg, Ernst Ludwig (1904–1953)
- Thiele, Alfred (1950–1961)
- Thurm, Joochim (20. Jh.)
- Töpfer, Rudolf (1847–1967)
- Volland, Friedrich Wilhelm (1774–1841)
- Vulpius, Melchior (1913–1976)
- Werner, Arno (1600–1955)
- Werner, Franz (1914–1953)
- Wetz, Richard (1901–1955)
Adjuvantenarchive
Bearbeiten- Bad Lobenstein (19. Jh.)
- Bad Tabarz/Cabarz (18./19. Jh.)
- Goldbach (17./18. Jh.)
- Gräfenroda (18./19. Jh.)
- Großfahner/Eschenbergen (17./18. Jh.)
- Kaltensundheim (18./19. Jh.)
- Molsdorf (l8. Jh.)
- Niedertrebra/Obertrebra/Flurstedt (18./19. Jh.)
- Neustadt (Orla) (16.-19. Jh.)
- Thörey/Ichtershausen (17./18. Jh.)
- Udestedt (17./18. Jh.)
- Vogelsberg (Ende 18./frühes 19. Jh.)
Vereine und Gesellschaften
Bearbeiten- Allgemeiner Deutscher Musikverein (Musikarchiv, 1859–1937)
- Arbeiterkultur und -sängerbewegung (1915–1960)
- Folklorezentrum Gera (20. Jh.)
- Folklorezentrum Suhl (20. Jh.)
- Gesangverein Bittstedt (19./20. Jh.)
- Komponistenverband (20. Jh.)
- Lautengilde Gräfenroda (19./20. Jh.)
- Liedertafel Pfiffelbach (1846)
- Liedertafel Remda/Volkschor Remda (l841-1966)
- Männergesangverein Apolda (1820–1938)
- Männergesangverein Erfordia (19./20. Jh.)
- Männergesangverein Siebleben (19./20. Jh.)
- Salonorchester Leube, Gräfenthal (o. J.-20. Jh.)
- Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler in der DDR (1950–1990)
Historischer Notenbestand des Deutschen Nationaltheaters Weimar
BearbeitenSeit 2002 wird der Bestand des Deutschen Nationaltheaters als Depositum im Hochschularchiv|Thüringischen Landesmusikarchiv Weimar unter bestmöglichen klimatischen und feuerschutztechnischen Bedingungen sachgerecht aufbewahrt. Darunter sind wertvolle Partituren, deren Geschichte oft am schlechten Erhaltungszustand ablesbar ist.[10] In vielen Fällen konnten diese mittlerweile dank privater Spender oder öffentlicher Unterstützungsgelder restauriert und gerettet werden. Es ist der seit dem späten 18. Jahrhundert gewachsene historische Notenfundus des Theaters in Vollständigkeit erhalten geblieben. Er überstand den Theaterbrand von 1825, die bewegten und oft verheerenden Zeiten der jüngeren deutschen Geschichte und steht heute, wissenschaftlich katalogisiert und erschlossen, den Forschern bei ihrer Suche nach noch unbekannten musikalischen Schätzen, nach wichtigen Zeugnissen der Praxis der Schauspielmusik bei Goethe, Schiller oder Shakespeare oder nach seltenen (Ur)-Aufführungsmaterialien mit autographen Eintragungen etwa von Franz Liszt oder Richard Strauss zur Verfügung.[11]
Fotoansichten aus dem Archiv
Bearbeiten-
Alte Noten aus der Zeit um 1800, die als Dichtungsmaterial in einer Thüringer Kirchenorgel wiederverwendet wurden
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Blick in das Klima-Magazin
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Das Tonband-Archiv (ca. 1945–1990)
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Schellackplatten-Sammlung
Literatur
Bearbeiten- Schröter, Axel: Der historische Notenbestand des Deutschen Nationaltheaters Weimar Sinzig: Studiopunkt Verlag, ISBN 978-3-89564-130-5, 2010.
- Cornelia Brockmann, Der Weimarer ,Katalog über Noten für Instrumentalmusik um 1775‘. Faksimile, Edition und Kommentar (= Musik und Theater 8, zugleich Schriften des ThHStA Weimar 5), Sinzig 2010.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ wolfthomas: Thüringisches Landesmusikarchiv. In: Archivalia. Abgerufen am 19. Dezember 2018 (deutsch).
- ↑ Hilfe für die Arnstädter Oberkirchen-Bibliothek. In: Pressemitteilung Nr.: 19/2018. Universität Erfurt, 19. April 2018, abgerufen am 11. März 2019.
- ↑ Aktuelles - 10. Thüringer Adjuvantentage in Goldbach und Bufleben vom 8.-10. September - Kirchenkreis Gotha. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
- ↑ Thüringisches Landesmusikarchiv | nmz - neue musikzeitung. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
- ↑ Der Komponist Johann Cilensek - Mosaik voller Klangfarben. Abgerufen am 20. Dezember 2018 (deutsch).
- ↑ weimar GmbH Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, Kongress-und Tourismusservice: Kulturstadt Weimar - Archiv der Hochschule für Musik. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
- ↑ Augsburger Allgemeine: Verschollene Bach-Quelle von 1772 wiederentdeckt. Abgerufen am 20. Dezember 2018.
- ↑ Restaurierter Erstdruck der "Lohengrin"-Partitur wird vorgestellt. 5. September 2013, abgerufen am 20. Dezember 2018 (deutsch).
- ↑ "O du fröhliche" als Kulturerbe vorgeschlagen. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
- ↑ Faustedition. Frankfurter Goethe-Haus, abgerufen am 11. März 2019.
- ↑ DNT-Bestand: Signaturgruppe „DNT“. In: RISM-Datenbank. Abgerufen am 11. März 2019.