The Woman in the Window (2021)

Film von Joe Wright (2020)

The Woman in the Window ist ein Mystery-Thriller von Joe Wright, der am 14. Mai 2021 in das Programm von Netflix aufgenommen wurde. Der Film basiert auf einem Roman von A.J. Finn.

Film
Titel The Woman in the Window
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2021
Altersempfehlung ab 16[1]
Stab
Regie Joe Wright
Drehbuch Tracy Letts
Produktion Eli Bush,
Anthony Katagas,
Scott Rudin
Musik Danny Elfman
Kamera Bruno Delbonnel
Schnitt Valerio Bonelli
Besetzung
Synchronisation

Handlung

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Die Kinderpsychologin Anna Fox lebt nach der Trennung von ihrem Mann Edward allein in einem Sandsteinhaus in Manhattan. Edward lebt mit ihrer Tochter Olivia außer Haus, aber sie spricht täglich mit ihnen. Anna leidet unter Agoraphobie und beobachtet aufgrund ihrer häuslichen Angewohnheit alle ihre Nachbarn aus einem Fenster im zweiten Stock, einschließlich der Familie Russell, die kürzlich in ein Haus auf der anderen Straßenseite eingezogen ist. Sie nimmt auch viele Medikamente und trinkt viel. Eines Abends besucht Jane Russell Anna und sie freunden sich an. Sie lernt auch Ethan kennen, Janes jugendlichen Sohn, der behauptet, sein Vater Alistair misshandelt ihn. Eines Nachts wird Anna Zeugin, wie Jane im Wohnzimmer erstochen wird. Sie kontaktiert die Polizei, aber diese glaubt ihr nicht und behauptet, dass es allen in der Familie gut geht. Alistair kommt zusammen mit „Jane“, die zu Annas Schock eine andere Frau ist als die, die sie kennengelernt hat. Sie beginnt, die Familie Russell auszuspionieren. Annas Mieter David, der in ihrem Keller lebt, behauptet, er habe nichts gehört oder gesehen, obwohl sie erfährt, dass David einmal im Gefängnis war und seine Bewährungsauflagen gebrochen hat. Sie erhält eine anonyme E-Mail mit einem Foto von ihr beim Schlafen. Sie kontaktiert erneut die Detektive, zu denen sich die Russells und David in Annas Haus gesellen, und Anna bricht zusammen, als ein Detektiv enthüllt, dass Edward und Olivia infolge eines Autounfalls, den Anna versehentlich verursacht hat, gestorben sind. Anna ist jetzt agoraphobisch und ihre Medikamente haben bei ihr Halluzinationen und Gespräche mit Leuten verursacht, die nicht da sind. Anna entschuldigt sich bei der Familie Russell und geht ihren Vermutungen nicht mehr nach. Sie nimmt ein Video mit ihrem Handy auf und plant, sich durch eine Überdosis das Leben zu nehmen. Dann entdeckt sie ein Foto, das sie von ihrer Katze gemacht hat, und sieht im Spiegelbild eines Weinglases die echte Jane, was beweist, dass sie real ist. Anna zeigt David das Foto und er gesteht, dass die echte Jane, die sie getroffen hat, eine Frau namens Katie Melli ist, Ethans biologische Mutter. Katie hatte die Familie Russell verfolgt und versucht, an Ethan heranzukommen. David weigert sich, Anna dabei zu helfen, die Wahrheit zu beweisen. Dann wird er plötzlich von Ethan angegriffen und getötet, der im Haus gelauert hatte. Ethan enthüllt Anna, dass er Katie ermordet hat und ein Serienmörder ist, der auch Alistairs Sekretärin in Boston getötet hat und nun vorhat, Anna zu töten. Er hatte sich die ganze Woche mit einem gestohlenen Schlüssel Zugang zu ihrem Haus verschafft und er war derjenige, der das Foto von ihr im Schlaf gemacht hat. Anna flieht aufs Dach, wo sie kämpfen, bis Anna Ethan durch das Dachfenster in den Tod stößt. Während Anna sich im Krankenhaus erholt, kommt Detective Little zu Besuch und sagt ihr, dass sie Alistair und Jane verhaftet haben, weil sie Ethan geholfen haben, Katies Mord zu vertuschen, und dass sie Katies Leiche gefunden haben. Little gibt zu, dass er Annas Selbstmordvideo gesehen hat, gibt ihr aber ihr Telefon zurück, damit sie es löschen kann, bevor sie es als Beweis zurückgeben muss. Er entschuldigt sich dafür, ihr nicht geglaubt zu haben. Neun Monate später verabschiedet sich Anna, nun nüchtern und gesund, von ihrem Haus, bevor sie auszieht und ihr Leben weiterführt, ohne nun Angst vor der Außenwelt zu haben.

Produktion

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Regie führte Joe Wright. Das auf A.J. Finns Thriller The Woman in the Window – Was hat sie wirklich gesehen? basierende Drehbuch schrieb Tracy Letts.

Die Filmmusik schrieb nicht Dario Marianelli, Joe Wrights bevorzugter Filmkomponist, den Auftrag erhielten die beiden Oscar-Preisträger Trent Reznor und Atticus Ross, die den Score für die erste Fassung vollständig herstellten.[2] Nachdem das Drehbuch auf Veranlassung des Produzenten Scott Rudin von Tony Gilroy überarbeitet worden war, trennte man sich, und Danny Elfman komponierte eine neue Filmmusik.[3] Das Soundtrack-Album mit insgesamt 18 Musikstücken wurde von Elfman im November 2023 auf seiner Website veröffentlicht.[4]

Für den Editor Valerio Bonelli war es nach Die dunkelste Stunde, der ihm eine Nominierung für den Satellite Award eingebracht hatte, die zweite Zusammenarbeit mit Wright. Die Kostüme entwarf Albert Wolsky, ebenfalls Oscar-Preisträger, für ihn war es der erste Film mit Joe Wright als Regisseur.

Ursprünglich sollte der Film im Oktober 2019 veröffentlicht werden, wurde aber zurückgezogen, nachdem er von einem Testpublikum abgelehnt worden war, und der Produzent eine Überarbeitung des Drehbuchs verlangt hatte.[5] Dann kam die Corona-Pandemie, und die Premiere in den USA wurde zunächst auf den 15. Mai 2020 verschoben[6], während der Film bereits am 14. Mai 2020 in die deutschen Kinos kommen sollte.[7] Dann verkauften ihn die 20th Century Studios (Walt Disney Company) an Netflix, und die Premiere fand schließlich am 14. Mai 2021 im Fernsehen statt.[8]

In den USA erhielt der Film von der MPAA ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[9]

Rezeption

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Die Rezeption des Films durch die professionelle Filmkritik und durch das Publikum fielen insofern unterschiedlich aus, als die Kritiker mehrheitlich zu dem Schluss kamen, der Film habe seine selbst gesteckten Ziele nicht erreicht, er andererseits Ende Mai 2021 zumindest die Spitze der globalen Netflix-Charts erreichte.[10]

Marius Nobach vom Filmdienst schreibt, Regisseur Joe Wright und Drehbuchautor Tracy Letts hätten sich bei ihrer Adaption des Romans von A.J. Finn eine Extradosis Alfred Hitchcock einverleibt, und die Parallelen zu Das Fenster zum Hof seien offensichtlich. Auch das meist von oben gefilmte Treppenhaus könnte eins zu eins aus Psycho übernommen worden sein, und Ethan wirke wie ein Wiedergänger der jungen Soziopathen aus Cocktail für eine Leiche. Allerdings fehle es The Woman in the Window an eigener Inspiration, zumal der Kriminalplot keine Originalitätsansprüche befriedigt, so Nobach. Wright forciere deshalb die potenzielle Spannung mit Faktoren wie Schatten- und Lichtspielen, Unheil verheißendem Sound-Design und dem Haus als Kulisse, in der in jeder Ecke weitere Gefahr lauern kann. Die musikalischen Attacken von Danny Elfman bewegten sich dabei immer wieder am Rande des Übermaßes oder aber der Konventionalität. Als Thriller erfülle der Film auf diese Weise zwar solide sein Soll, könne aber nicht das Gefühl verdrängen, dass er im Kern eine interessantere Geschichte zu bieten hätte als die der hier begangenen und aufgedeckten Verbrechen.[11]

Daniel Kortschulte von der Frankfurter Rundschau ist beeindruckt von der „faszierenden Filmmusik“ und des Lobes voll über Kameramann Bruno Delbonnel: „In einem behutsamen Zusammenspiel von Ausstattung und Licht taucht er die Innenräume in matte Buntstiftfarben, was wunderbar mit der Film-Noir-Ästhetik von expressionistischem Halbdunkel kontrastiert. Es ist schon ein seltenes Vergnügen: Während man einer Handlung folgt, die bis zu ihrem grotesken, unfreiwillig komischen Finale immer blödsinniger wird, bewundert man Bilder wie von Edward Hopper.“[12]

Kate Erbland vom IndieWire, die schon A.J. Finns „Instant-Bestseller“ für ein schamloses Ripoff (Plagiat) von Rear window hält, ist der Meinung, Joe Wrights Film mit Amy Adams als Star lasse alles vermissen, was ihn interessant mache. Betrachte man die Entstehungsgeschichte des Films, so könne man glauben, er sei verhext. Es sei jedoch noch viel schlimmer: „Er ist langweilig“. Was die Protagonistin sympathisch oder glaubhaft mache, sei im Drehbuch herausgestrichen. Man könne nur vermuten, dass alles, was Spannung und Nervenkitzel betreffe, auf dem Boden des Schneideraums gelandet sei.[13]

Alissa Wilkinson von Vox.com, fragt sich, was mit dem Film schiefgelaufen ist und betitelt ihren Beitrag mit „Netflix’s flashy, star-studded new drama is a big old dud“.[14] Der pedigree des Films sei makellos, er warte mit einem vielversprechenden Plot auf, einem Reigen hervorragender Schauspieler, einem preisgekrönten Drehbuchautor und mit Danny Elfman als Komponist. Die Übertragung der Geschichte auf die Leinwand habe aber einfach nicht funktioniert. „Die Obsessionen sind nicht obsessiv genug, die Bedrohungen sind läppisch und die Geheimnisse sind alles andere als geheimnisvoll [...] Man kann das beste Team der Welt haben [...] und trotzdem einen Flop produzieren [...]“[15]

Elizabeth Weitzman, Filmkritikerin des US-amerikanischen Online-Magazins The Wrap, zieht das Fazit: „Wrights Hingabe an sein Thema ist – auf gewisse Weise – lobenswert, aber seine beharrlichen Anstrengungen, eine Meisterikone zu beschwören anstatt sich auf seine bewährten Instinkte zu verlassen, fühlen sich letztlich an wie ein Akt der Selbstzerstörung.“[16]

Synchronisation

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Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch und der Dialogregie von Masen Abou-Dakn im Auftrag der Iyuno Media Germany GmbH, Berlin.[17]

Darsteller (Originalsprecher) Synchronsprecher Rolle
Amy Adams Giuliana Jakobeit Anna Fox
Anthony Mackie Stefan Günther Ed Fox
Gary Oldman Udo Schenk Alistair Russell
Julianne Moore Petra Barthel Jane
Fred Hechinger Patrick Baehr Ethan
Wyatt Russell Jaron Löwenberg David
Brian Tyree Henry Bernd Egger Detective Little
Jeanine Serralles Katharina Spiering Detective Norelli
Tracy Letts Erich Räuker Dr. Landy
Jennifer Jason Leigh Alexandra Ludwig Jane #2
Mariah Bozeman Clara Rüter Olivia
(Ben Davis) Steven Merting Steve

Literatur

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  • A.J. Finn: The Woman in the Window – Was hat sie wirklich gesehen? Deutsche Übersetzung von Christoph Göhler. München: Blanvalet 2018. ISBN 978-3-76450641-4
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Einzelnachweise

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  1. The Woman in the Window bei Netflix, abgerufen am 29. Januar 2023.
  2. Sehen ist glauben: Erster „The Woman in the Window“-Trailer (Update), Movie Jones, 5. Januar 2020, abgerufen am 16. Mai 2021
  3. Annabel Gutterman: What to Know About The Woman in the Window as the Movie Adaptation Hits Netflix Time, 14. Mai 2021, abgerufen am 17. Mai 2021
  4. Danny Elfman Shares Unreleased 'The Woman in the Window' Score. In: filmmusicreporter.com, 6. November 2023.
  5. Critics close curtains on The Woman in the Window BBC News, 14. Mai 2021
  6. Corona-virus movie delays,filmschoolrejects.com, 7. August 2020, abgerufen am 16. Mai 2021
  7. Starttermine Deutschland In: insidekino.com. abgerufen am 13. März 2020.
  8. What went wrong with The Woman in the Window?, vox.com, abgerufen am 16. Mai 2021
  9. The Woman in the Window. In: Box Office Mojo. Abgerufen am 14. März 2020.
  10. Jörg Rumbucher: Netflix Global: Thriller-Exklusive an der Spitze. In: Blickpunkt:Film, 27. Mai 2021.
  11. Marius Nobach: The Woman in the Window. Kritik. In: Filmdienst. Abgerufen am 18. Mai 2021.
  12. Daniel Kotheschulte: The Woman in the Window: Im Schatten des Zweifels, Frankfurter Rundschau, 18. Mai 2021, abgerufen am 28. Mai 2021
  13. Kate Erbland: ‘The Woman in the Window’ Review: Amy Adams Stumbles Through Joe Wright’s Netflix Dud, IndieWire, 13. Mai 2021, abgerufen am 15. Mai 2021
  14. deutsch ≈ Netflix' glänzendes, mit Stars gespicktes Drama ist ein rechter Flop
  15. What went wrong with The Woman in the Window? Vox.com., 14. Mai 2021, abgerufen am 16. Mai 2021
  16. Ellizabeth Weitzman: ‘The Woman in the Window’ Film Review: Amy Adams Commits to Wannabe-Hitchcock Thriller The Wrap, 13. Mai 2021, abgerufen am 17. Mai 2021
  17. The Woman in the Window. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 29. April 2021.