Thectardis

ausgestorbene Tiergattung

Thectardis ist eine ausgestorbene Tiergattung des Ediacariums unsicherer taxonomischer Zuordnung.[1]

Thectardis

Rekonstruktion von Thectardis

Zeitliches Auftreten
Ediacarium
575 bis 565 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Vielzellige Tiere (Metazoa)
Thectardis
Wissenschaftlicher Name
Thectardis
Clapham u. a., 2004
Arten
  • Thectardis avalonensis

Etymologie

Bearbeiten

Der Gattungsname Thectardis ist eine Zusammensetzung aus den altgriechischen Wörtern thektos (scharf zulaufend) und ardis (Pfeilspitze). Der Artname avalonensis leitet sich von der Typlokalität, der Avalon-Halbinsel in Neufundland ab.

Erstbeschreibung

Bearbeiten

Thectardis avalonensis wurde im Jahr 2004 zum ersten Mal von Matthew E. Clapham und Kollegen wissenschaftlich beschrieben.[1]

Vorkommen

Bearbeiten

Thectardis wurde bisher nur an der Typlokalität, dem Mistaken Point in Neufundland, angetroffen. Es sind insgesamt 205 Fossilfunde bekannt, die auf zwei unterschiedlichen Schichtflächen auftreten, welche lithologisch 2000 Meter und chronologisch 10 Millionen Jahre auseinanderliegen. Die ältere Schichtfläche liegt in der oberen Drook Formation und besitzt ein Alter von 575 Millionen Jahren BP,[2] wohingegen die jüngere Schichtfläche zum oberen Abschnitt der Mistaken Point Formation gehört und ein Alter von 565 ± 3 Millionen Jahre BP aufweist.[3]

Vergesellschaftung

Bearbeiten

Thectardis kann mit folgenden Taxa vergesellschaftet sein:

Beschreibung

Bearbeiten
 
Thectardis avalonensis aus der Sammlung des MUSE in Trient

Auf den Schichtflächen legen Fossilien von Thectardis, die allesamt als leicht herausragendes, positives Epirelief auf der Schichtoberseite erhalten sind, eine Dreiecksfigur an den Tag. Angehobene, 5 bis 7 Millimeter breite Ränder und eine zentrale Vertiefung deuten jedoch darauf hin, dass es sich in Wirklichkeit um einen Kegel handelt, der mit seiner Spitze im Sediment steckt. Die Kegellänge kann von 2,6 bis 16,5 Zentimeter variieren, die Breite von 2,4 bis 9,6 Zentimeter. Das Verhältnis Höhe zu Breite bleibt in etwa konstant – Fossilien auf der älteren Schichtfläche haben ein Verhältnis von 1 bis 2,5, wohingegen die Fossilien auf der jüngeren Schichtfläche ein etwas höheres Verhältnis (1 bis 3) erreichen können. Dieses mehr oder weniger gleich bleibende Verhältnis legt überdies nahe, dass der Organismus von der im Sediment steckenden Spitze aufwärts wuchs. Die Innenseite des Kegels ist entweder glatt und unverziert oder von undeutlichen, transversalen Markierungen durchzogen. Letzteres Charaktermerkmal scheint offensichtlich nur auf die Mitglieder der Schichtfläche im Hangenden begrenzt zu sein.

Ökologie

Bearbeiten

Wasserströmungen konnten die dreiecksförmigen Fossilien gerichtet umwerfen. Fielen sie hierbei auf andere Gegenstände, so bogen sie sich über ihr Widerlager. In Lebendposition steckten die Organismen wie Nadeln in einem Nadelkissen mit ihrer Spitze in den die Sedimentoberfläche überziehenden und agglutinierenden Mikrobenmatten des Ediacariums und ähnelten dabei umgedrehten Kegeln.

Thectardis lebte sehr wahrscheinlich von suspendierten Nahrungspartikeln. Da keinerlei Haftscheiben erhalten sind, bleibt es ein Rätsel, wie das Fossil letztendlich mit dem Substrat verhaftet war.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Clapham, Matthew E., Narbonne, Guy M., Gehling, James G., Greentree, Carolyn und Anderson, Michael M.: Thectardis avalonensis: A New Ediacaran Fossil from the Mistaken Point Biota, Newfoundland. In: Journal of Paleontology. Band 78 (6), 2004, S. 1031–1036, doi:10.1666/0022-3360(2004)0llllllllllll;78<1031:TAANEF>2.0.CO;2.
  2. Bowring, S. A. u. a.: Geochronological constraints on terminal Neoproterozoic events and the rise of metazoans. In: NASA Astrobiology Institute General Meeting Abstracts. 2003, S. 113–114.
  3. Benus, A. P.: Sedimentological context of a deep-water Ediacaran fauna (Mistaken Point, Avalon Zone, eastern Newfoundland). Hrsg.: Landing, E. u. a., Trace Fossils, Small Shelly Fossils, and the Precambrian-Cambrian boundary. New York State Museum and Geological Survey Bulletin. Band 463, 1988, S. 8–9.