Theodor von Raithu

Mönchspriester im Kloster von Raithu

Theodor von Raithu († vor 625) war ein Presbyter, der im Kloster von Raithu wirkte. Er gilt als wichtigster und zugleich letzter Vertreter des Neo-Chalkedonismus.

Zum Leben des Theodor von Raithu gibt es nur indirekte Hinweise aus seinen Werken.[1] Er war um 600 Mönchspriester im Kloster von Raithu, dem heutigen at-Tur. Möglicherweise wurde er später Bischof von Pharan (heute: Fīrān) und wäre damit identisch zu Theodor von Pharan. Diese Identifikation hängt jedoch an der Bestimmung eines Werks des Theodor von Pharan als Praeparatio des Theodor von Raithu. Wahrscheinlich starb Theodor von Raithu vor 625.[2]

Theodor schrieb auf Griechisch. Seine Werke sind heute, bis auf die προπαρασκευή (eher bekannt unter dem lateinischen Begriff Praeparatio oder De incarnatione), nicht mehr erhalten oder nicht mehr sicher zuordenbar.[3][1] Die Preparatio entstand wohl zwischen 580 und 620 und nimmt inhaltlich Bezug auf das Konzil von Chalkedon.[4] In seinem Werk vertritt er den Neo-Chalkedonismus und argumentierte gegen den Monophysitismus.

Die Praeparatio ist in zwei Teilen angelegt:[1][4] Im ersten Teil eine theologische Widerlegung verschiedener christologischer Häresien, unter anderem des Manichäismus. Im zweiten Teil erfolgen Begriffsbestimmungen aus der Christologie; in diesem Teil wird auch die Übereinstimmung des Konzils von Chalkedon mit den Lehren des Kyrill von Alexandria argumentiert.

Theodor gilt als einer der spätantiken Theologen, die mithilfe aristotelischer Logik theologische Beweise führten.[5] Unklar bleibt, ob Theodor von Raithu später noch das Amt des Abtes oder andere Kirchenämter bekleidet hat; diese Einordnung ist von der Identifikation mit Theodor von Pharan abhängig.[6]

Rezeption und Forschung

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Bereits Johannes von Damaskus griff die Argumente der Preparatio von Theodor auf.[1] Sein Werk war folglich lange bekannt und wurde insbesondere im 17. Jahrhundert erneut rezipiert.[7] Seine Schriften wurden im 19. Jahrhundert in den Patrologia Graeca von Jacques-Paul Migne in Band 91 veröffentlicht, eine kritische Edition seines Hauptwerks erfolgte 1938 durch Franz Diekamp.[4]

In der modernen Forschung wird Theodor von Raithu gelegentlich gleichgesetzt mit Theodor von Pharan, sodass weitere, fragmentarische Schriften erhalten sein könnten.[1][8] Ein weiteres, ihm zugeschriebenes Werk ist De Sectis, als dessen Verfasser früher Leontios von Byzanz galt.[2] Diese Zuordnung sowie die anderer Werke wird allerdings in der Forschung kontrovers diskutiert.[1][9]

Literatur

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  • Franz Diekamp: Anthologia Patristica: Texte und Abhandlungen zur griechischen Patristik (= Orientalia Christiana Analecta. Band 117). Pont. institutus orientalus studiorum, Rom 1938.
  • Werner Elert: Theodor von Pharan und Theodor von Raithu. In: Theologische Literaturzeitung 76 (1951), 67–76.
  • Heinz Ohme: Theodor von Pharan revisited. Häretiker und Häresiarch der μία ἐνέργεια Jesu Christi? In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 117 (2020), 409–471.
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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Wassilios Klein: Theodor von Raithu. In: Horst Robert Balz (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie. Band 33. De Gruyter, Berlin / New York 2002, ISBN 3-11-013898-0, S. 246–247.
  2. a b Smilen Markov: Die metaphysische Synthese des Johannes von Damaskus: Historische Zusammenhänge und Strukturtransformationen (= Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters. Band 118). Brill, Leiden 2015, ISBN 978-90-04-29935-1, S. 22.
  3. Franz Diekamp: Anthologia Patristica: Texte und Abhandlungen zur griechischen Patristik (= Orientalia Christiana Analecta. Band 117). Pont. institutus orientalus studiorum, Rom 1938, S. 173.
  4. a b c The Editors of Encyclopaedia Britannica: Theodore Of Rhaithu: Chalcedonian theologian. In: Britannica. 1998, abgerufen am 28. November 2022 (englisch).
  5. Christophe Erisman: The Trinity, Universals, and Particular Substances: Philoponus and Roscelin. In: Traditio. Band 63. Fordham University Press, 2008, ISSN 2166-5508, S. 277, doi:10.1353/trd.2008.0006.
  6. Franz Diekamp: Anthologia Patristica: Texte und Abhandlungen zur griechischen Patristik (= Orientalia Christiana Analecta. Band 117). Pont. institutus orientalus studiorum, Rom 1938, S. 176–177.
  7. R.: Franz Diekamp, Analecta Patristica. Rezension. In: Zeitschrift für katholische Theologie. Band 63, Nr. 1/4. Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, Innsbruck 1939, S. 259.
  8. Jonathan Bieler: Der Einheitsbegriff als Kohärenzprinzip bei Maximus Confessor. Brill, Leiden 2019, ISBN 978-90-04-39975-4, S. 240.
  9. Jonathan Bieler: Der Einheitsbegriff als Kohärenzprinzip bei Maximus Confessor. Brill, Leiden 2019, ISBN 978-90-04-39975-4, S. 238.