Think-Pink-Fall

Umweltverbrechen, Kriminalfall

Der Think-Pink-Fall ist ein laufendes Gerichtsverfahren in Schweden gegen die Betreiber des ehemaligen Unternehmens NMT Think Pink, denen eine grobe Verletzung von Umweltauflagen zur Last gelegt wird.[1] Die Inhaber der Firma gelten seit 2020 als verdächtig und befinden sich in Untersuchungshaft.[2][3]

Ballförmige Müllsäcke der Firma Think Pink auf einer Deponie bei Västerås im März 2024.

Hintergrund

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Die Firma NM Trading & Transport (NMT) wurde 1998 von T. Nilsson (geboren 1967) und anderen Personen gegründet. Im Jahr 2004 übernahm Nilssons Frau B. Nilsson die Geschäftsleitung und änderte den Namen in NMT Think Pink AB.[4]

Als 2016 eine Polizeistreife zu einer Mülldeponie in Värmland gerufen wurde, fand sie dort etwa 600 Tonnen giftiger Abfälle vor, die nicht ordnungsgemäß gelagert waren.[5]

Die Anklage

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Dem Ehepaar T. und B. Nilsson sowie weiteren 9 Angeklagten wird zur Last gelegt, giftige Bauabfälle nicht auf der eigenen Deponie nach Vorschrift gelagert zu haben. Anstelle transportierten sie die Abfälle zu kleineren Deponien in Schweden.[1] Eine Trennung in Abfallskategorien fand nicht statt. Anstelle wurde das Material zerkleinert und in offenen Haufen gelagert oder vergraben.[5] Den kommunalen Besitzern der kleinen Deponien wurde eine Zahlung für kurzzeitige Zwischenlagerung angeboten, worauf die versprochene Abholung verzögert wurde.[6]

Nach der Verhaftung der Hauptverdächtigen tauchten im Umland von Stockholm Container von Think Pink auf, die ohne Genehmigung an Straßenrändern abgestellt waren.[1]

Eine Untersuchung der zu Think Pink zählenden Deponie in Skultuna bei Västerås fand Mengen an Kupfer, Blei und Zink, die als gesundheitsgefährdend gelten.[7] Andere Chemikalien, die in Luft, Boden und Wasser gelangten, waren PCB, Arsen und Quecksilber.[8] Müllsäcke der Firma befanden sich in mindestens 20 kleineren Orten in Mittelschweden.[9] Laut den Technikern der Polizei können die Abfälle Krebs oder Herz-Kreislauf-Krankheiten verursachen. Bei den benutzten Flächen ist eine spätere Nutzung als Ackerland oder Wohngebiet fraglich.[10]

Auf mehreren Deponien gerieten die Abfälle in Brand und im Ortsteil Kassmyra der Gemeinde Botkyrka gelang es der Feuerwehr nicht das Feuer zu löschen. Um die Einwohner der Gegend zu schützen, wurden 48.000 Tonnen des noch nicht brennenden Mülls zu einer Deponie in Norrköping gebracht, was im Jahr 2022 abgeschlossen war.[11]

Am 23. Dezember wurden B. Nilsson und zehn weitere Personen für grobe Verletzung von Umweltschutzauflagen angeklagt. Die Anklage beläuft sich auf 200.000 Tonnen Müll und die Dokumente der Voruntersuchung umfassen 45.000 Seiten, die innerhalb von vier Jahren zusammengestellt wurden. Ungefähr 20 Ermittler aus verschiedenen Polizeibezirken waren an den Ermittlungen beteiligt.[12][5] Alle Angeklagte weisen die Vorwürfe zurück. Der Anwalt von B. Nilsson legte dar, dass sie nach seiner Ansicht Opfer eines Komplottes von konkurrierenden Unternehmen der Abfallwirtschaft wurde. Nilsson soll geäußert haben, dass die giftigen Abfälle schon vorher auf den fremden Deponien lagerten. Die verzögerte Abholung eigener Müllsäcke beruhte auf dem Brexit, dessen Durchführung zum Zeitpunkt in der Schwebe lag. Dieser sollte eine günstigere Wiederverwertung der Abfälle ermöglichen.[10] Die Gerichtsverhandlung wurde zu Beginn September 2024 eröffnet und auf neun Monate angesetzt.[6][13]

Zusätzlich wurde das Ehepaar Nilsson im Juli 2024 für grobe falsche Buchführung, grobe Täuschung von Behördenmitarbeitern und grobe Hintergehung von Gläubigern angeklagt.[14]

Einzelnachweise

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  1. a b c Arne Lapidus: Think Pinks sopor dumpade längs vägar efter skandalen In: Expressen, 25. September 2020. Abgerufen am 7. September 2024 (schwedisch). 
  2. Lou Mikko: Tv-miljonär indragen i avfallsskandalen In: Vestmanlands Läns Tidning, 10. August 2022. Abgerufen am 7. September 2024 (schwedisch). 
  3. Lennart Hultman-Boye: Från porrklubbschef och strippa – till Sveriges ”Queen of trash”, TV4, 2. November 2023. Abgerufen am 7. September 2024 (schwedisch). 
  4. Sydvik, Moran & Tedeborg: Think pinks ägare – från dömd i porrbranschen till misstänkt i största miljöbrottsmålet In: Göteborgs-Posten, 11. Juli 2024. Abgerufen am 8. September 2024 (schwedisch). 
  5. a b c Sveriges hittills största miljöbrottsutredning. Polisen, abgerufen am 8. September 2024 (schwedisch).
  6. a b Ahmed Abdigadir: Nu börjar rättegången mot ”The queen of trash” In: Svenska Dagbladet, 2. September 2024. Abgerufen am 8. September 2024 (schwedisch). 
  7. Ökat behov av sanering efter Think Pink In: Sveriges Natur, Naturskyddsföreningen, 9. Dezember 2023. Abgerufen am 8. September 2024 (schwedisch). 
  8. Schwedens "Müll-Königin" vor Gericht In: ZDF, 3. September 2024. Abgerufen am 8. September 2024 
  9. Rättegångsstart i omfattande mål om grova miljöbrott på flera platser i Sverige. Anklageabteilung des schwedischen Justizministeriums (Åklagarmyndigheten), 26. August 2024, abgerufen am 8. September 2024 (schwedisch).
  10. a b Det här behöver du veta om Sveriges största miljöbrottsmål In: Dagens Nyheter, 2. September 2024. Abgerufen am 8. September 2024 (schwedisch). 
  11. Lüning & Larsson: 48 000 ton sopor har forslats bort från Kassmyra till Norrköping In: svt Nyheter, 4. Februar 2022. Abgerufen am 8. September 2024 (schwedisch). 
  12. 11 personer åtalas i omfattande ärende om grovt miljöbrott på flera platser i Sverige. Anklageabteilung des schwedischen Justizministeriums (Åklagarmyndigheten), 28. Dezember 2023, abgerufen am 8. September 2024 (schwedisch).
  13. ‘Queen of trash’ among 11 on trial in Sweden’s largest environmental crime case In: The Guardian, 5. September 2024. Abgerufen am 8. September 2024 (englisch). 
  14. Frida Bergkvist: Fyra åtalas för ekobrott i Think Pink-härvan In: Dagens Nyheter, 11. Juli 2024. Abgerufen am 8. September 2024 (schwedisch). 
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  • Abbildung der üblichen Think-Pink-Müllsäcke