Thortveitit
Thortveitit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralgruppe der Silikate und Germanate. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der idealisierten, chemischen Zusammensetzung Sc2Si2O7[2] und bildet prismatische, bis zu 35 cm große Kristalle von graugrüner bis schwarzer Farbe. Mitunter findet man auch farblose oder blaue Kristalle.
Thortveitit | |
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Thortveitit-Kristall aus Ljoslandsåsen (Hålandsgruva), Iveland, Aust-Agder, Norwegen | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Tvt[1] |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VIII/C.01 VIII/C.01-010 9.BC.05 55.02.01a.04 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m |
Raumgruppe | C2/m |
Gitterparameter | a = 6,65 Å; b = 8,616 Å; c = 4,686 Å β = 102,2° Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen |
Zwillingsbildung | häufig, senkrecht zu {110} |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6 bis 7 |
Dichte (g/cm3) | 3,27 bis 3,58 |
Spaltbarkeit | vollkommen entlang {100} |
Bruch; Tenazität | uneben bis muschelig |
Farbe | braun, grauschwarz, schwarz, gräulich grün, blau |
Strichfarbe | grau |
Transparenz | halbtransparent |
Glanz | glasartig |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,750 bis 1,756 nβ = 1,789 bis 1,793 nγ = 1,802 bis 1,809 |
Doppelbrechung | δ = 65° 30' |
Etymologie und Geschichte
BearbeitenDas Mineral wurde 1911 vom norwegischen Mineralogen Olaus Thortveit in der Typlokalität Ljosland in der norwegischen Provinz Aust-Agder gefunden und von J. Schetelig beschrieben. Es ist nach Thortveit benannt.
Klassifikation
BearbeitenIn der Systematik nach Strunz wird Thortveitit zu den Gruppensilikaten gezählt. Nach der 8. Auflage bildet dabei zusammen mit Gittinsit, Keiviit-(Y), Keiviit-(Yb), Kristiansenit, Percleveit-(Ce), Rowlandit-(Y) und Yttrialith-(Y) eine Gruppe. In der 9. Auflage bildet es mit Gittinsit, Keiviit-(Y), Keiviit-(Yb) und Yttrialit-(Y) eine Untergruppe der Gruppensilikate mit Si2O7 Gruppen und ohne nicht-tetraedrische Anionen. Die Kationen sind dabei in oktaedrischer [6] und/oder anderer Koordination.
In der Systematik nach Dana bildet es mit Calciumoxid, Manganosit, Monteponit, Periklas, Wüstit und Hongquiit die Periklasgruppe, eine Untergruppe der einfachen Oxide mit einer Kationenladung von 2+.[4]
Modifikationen und Varietäten
BearbeitenScandium kann in Thortveitit durch verschiedene andere Elemente ersetzt sein. Dazu zählen insbesondere, Yttrium, Lanthanoide wie Ytterbium und Lutetium, aber auch bis zu 10 % Thorium, Zirconium, Hafnium, Calcium oder Mangan können enthalten sein. Mangan ist für eine Blaufärbung des Thortveritits verantwortlich, den man im Granit von Baveno in Italien findet.[5]
Bildung und Fundorte
BearbeitenThortveitit bildet sich in granitischen Pegmatit-Gängen. Bei der Entstehung spielt wahrscheinlich die Komplexierung von Scandium mit Fluor als [ScF]2+ eine Rolle.[5] Das Mineral ist je nach Fundort vergesellschaftet mit Euxenit, Biotit, Oligoklas, Mikroklin und Quarz; Monazit, Fergusonit, Ilmenorutil, Beryll, Muskovit und Magnetit oder Kobeit, Perrierit, Turmalin, Euxenit, Monazit, Zirkon, Allanit, Magnetit und Ilmenit.
Ein weiteres Vorkommen sind einige Calcium-Aluminium-reiche Einschlüsse (CAI) von kohligen Chondriten. Im Murchison-Meteoriten tritt Thortveitit zusammen mit Panguit, Vanadium-reichen Davisit und Spinell auf. Es wird angenommen, dass Thortveitit während der Frühphase der Entstehung des Sonnensystems bei der Abkühlung des präsolaren Nebels zu den ersten Mineralen gehört, die aus der heißen Gasphase resublimieren.[6]
Es sind (Stand Februar 2010) 48 Fundorte für Thortveitit bekannt.[7] Neben der Typlokalität und weiteren Funden in den norwegischen Provinzen Aust-Agder, Finnmark und Telemark, findet man das Mineral unter anderem im Obersulzbachtal in Österreich, Paraíba in Brasilien, Marathon in Kanada, Linwu in China, Pello in Finnland, Luzenac in Frankreich, Thiemendorf in Deutschland, mehreren Orten in Italien, der Präfektur Kyōto in Japan, Befanamo in Madagaskar, Świdnica in Polen, dem Ural und der Kola-Halbinsel in Russland, mehreren Orten in Schweden sowie Ravalli County und Odgensburg in den Vereinigten Staaten.
Kristallstruktur
BearbeitenThortveitit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12) mit den Gitterparametern a = 6,65 Å; b = 8,616 Å; c = 4,686 Å und β = 102,2° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle. Die Si2O7-Anionen liegen in Form von eckenverknüpften Doppeltetraedern vor. Diese sind kantenverküpft mit ScO6-Oktaedern und kommen in Schichten in der Kristallstruktur vor.
Verwendung
BearbeitenThortveitit ist ein wichtiges Scandium-Mineral.[5]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Thortveitit. In: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy. Mineral Data Publishing, Tucson (AZ) 1990, Bd. 1, S. 101 (pdf).
- Eckard Amelingmeier: Thortveitit. In: Römpp Chemie-Lexikon. Thieme Verlag, Stuttgart (Stand Mai 2005).
- Lesley Smart, Elaine Moore: Einführung in die Festkörperchemie. (Übersetzung: Arno Martin) Vieweg Verlag, Braunschweig 1997.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X (englisch).
- ↑ New Dana Classification of Halogenide Minerals
- ↑ a b c Eckard Amelingmeier: Thortveitit. In: Römpp Chemie-Lexikon. Thieme Verlag, Stand Mai 2005.
- ↑ Chi Ma, John R. Beckett, Oliver Tschauner and George R. Rossman: THORTVEITITE (Sc2Si2O7), THE FIRST SOLAR SILICATE? In: Meteoritics and Planetary Science. 46 (S1), 2011, S. A144 (caltech.edu [PDF; 96 kB; abgerufen am 20. Februar 2019]).
- ↑ Thortveitite bei mindat.org (engl.)