Tibolon ist ein synthetisch hergestellter Arzneistoff mit Hormonwirkung, der zur Hormonersatztherapie in der Postmenopause der Frau angewendet wird. Es handelt sich um einen gewebeselektiv wirksamen Regulator der estrogenen Aktivität (englisch selective tissue estrogenic activity regulator, STEAR).

Strukturformel
Strukturformeln von Tibolon
Allgemeines
Freiname Tibolon
Andere Namen
  • 17-Hydroxy-7α-methyl-19-nor-17α-pregn-5(10)-en-20-in-3-on
  • (7α,17β)-17-Ethynyl-17-hydroxy-7-methylestr-5(10)en-3-on
Summenformel C21H28O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 5630-53-5
EG-Nummer 227-069-1
ECHA-InfoCard 100.024.609
PubChem 444008
ChemSpider 392038
DrugBank DB09070
Wikidata Q413805
Arzneistoffangaben
ATC-Code

G03CX01

Eigenschaften
Molare Masse 312,45 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

165–169 °C[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Achtung

H- und P-Sätze H: 319
P: 305+351+338[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Chemisch gesehen ist Tibolon ein Steroid, das strukturell dem Norethisteron ähnelt und sowohl estrogene, gestagene als auch androgene Wirkung besitzt.[3][4] Nach oraler Gabe wird Tibolon rasch verstoffwechselt (metabolisiert), wobei drei aktive Metaboliten entstehen, die maßgeblich zur Wirkung beitragen: Das Δ4-Isomer besitzt überwiegend gestagene und androgene Wirkung, die beiden in Position 3 hydroxylierten Substanzen 3α-OH-Tibolon und 3β-OH-Tibolon dagegen besitzen estrogenähnliche Wirkung. Eingesetzt wird Tibolon zur Behandlung klimakterischer Beschwerden in der Postmenopause.[5]

In manchen Ländern, z. B. in der Schweiz, ist Tibolon auch zur Vorbeugung gegen eine postmenopausale Osteoporose zugelassen.[6] In den meisten Geweben werden 3α- und 3β-Hydroxytibolon durch dort vorkommenden Sulfotransferasen in unwirksame, sulfatierte Metaboliten überführt. Da hingegen speziell im Knochengewebe nicht nur weniger Sulfotransferasen, sondern darüber hinaus auch mehr Sulfatasen vorkommen, welche die Konjugate hydrolytisch in die wirksamen Metaboliten zurückverwandeln,[5] soll der Knochenabbau auf diesem Wege gehemmt werden.

Unter den unerwünschten Wirkungen ist ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Schlaganfalls oder von Brustkrebs zu verzeichnen.[7]

Handelsnamen

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Liviella (D (Essex Pharma)), Heria (B), Livial (CH (Essex Pharma); z. B. A, NL, DK, N, S, F u. a. (Organon))

Einzelnachweise

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  1. The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; S. 1620, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. a b Datenblatt Tibolone bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. April 2011 (PDF).
  3. Patent EP1563833B1: Pharmazeutische Zubereitungen mit amorphem Tibolon. Angemeldet am 22. Dezember 2004, veröffentlicht am 2. November 2006, Anmelder: Helm AG, Erfinder: Klaus Glänzer.
  4. Deutsches Ärzteblatt: Tibolon: Ähnliche Risiken wie Östrogene (13. Mai 2005).
  5. a b Mutschler, Ernst: Mutschler Arzneimittelwirkungen. Pharmakologie, klinische Pharmakologie, Toxikologie. 10. Auflage. Stuttgart. 2013; S. 418.
  6. B. Fuchs et al.: Tibolon - Ein synthetisches Steroid gegen menopausale Beschwerden, Pharmazeutische Zeitung Ausg. 47, 2002.
  7. USA - keine Zulassung von Tibolon (LIVIELLA) bei Wechseljahresbeschwerden (Memento vom 1. Januar 2017 im Internet Archive), arznei-telegramm 2006; 37:67.