Tile Wardenberg

Bürgermeister (Cölln)

Tile Wardenberg (auch Thilo von Wardenberg, Tielo Wardenberg; gestorben 1390) war ein einflussreicher Berliner Patrizier sowie Bürgermeister von Cölln, der im Machtkampf zwischen Wittelsbachern und Luxemburgern um die Mark Brandenburg sich für die ersteren einsetzte.

Thilo von Wardenberg rechts neben Otto V. von Wittelsbach auf der Siegesallee

Über sein Leben ist relativ wenig bekannt. Dennoch inspirierten seine Aktivitäten und seine Persönlichkeit mehrere historische Romane (siehe Literatur); schließlich galt er als bedeutsam genug, um in der Siegesallee Kaiser Wilhelms II. neben Otto V. von Wittelsbach präsentiert zu werden. 1375 wurde ein Tile Wartenberg in einem Landbuch der Mark Brandenburg als Bürger von Berlin genannt.[1] Er führte die Doppelstadt Berlin/Cölln gemeinsam mit dem Berliner Bürgermeister Albert Rathenow. Beide setzen durch, dass ein Berliner Truppenkontingent gegen den mit dem Kaiser Karl IV. verbündeten Erzbischof von Magdeburg kämpfte.[2] Nachdem Karl 1373 die Mark schließlich durch Kauf für das Haus Luxemburg erworben hatte, ließ er seine Gegner aus dem Berliner Rat entfernen.

Wardenberg spielte eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau der Doppelstadt nach den Stadtbränden von 1376 und 1380.[3] Andererseits soll er seine Stellung benutzt haben, um Geld aus der Stadtkasse für eigene Zwecke zu verbrauchen und Straftaten von Freunden zu decken. Daraufhin wurde er als Bürgermeister abgesetzt, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Gemäß einem Eintrag im Berliner Stadtbuch von 1391 wurden ihm insgesamt elf Vergehen vorgeworfen.[4]

Tile Wardenberg wurde in der Berliner Siegesallee als eine der Nebenfiguren von Otto dem Faulen (Figurengruppe 12) dargestellt. Die Skulptur ist erhalten und in der Zitadelle Spandau ausgestellt.[5]

Das Leben von Tile Wardenberg wurde im 19. Jahrhundert mehrfach literarisch gestaltet, u. a. von Willibald Alexis und Julius Wilhelm Otto Richter.[6]

Seit dem 9. Januar 1901 ist die Tile-Wardenberg-Straße im Berliner Ortsteil Moabit nach ihm benannt.[7]

Rezeption

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  • Willibald Alexis: Der Roland von Berlin. F.A. Brockhaus, 1840 (historischer Roman)
  • Willibald Alexis: Der falsche Woldemar, 1842 (historischer Roman)[8]
  • Prof. Dr. J.W. Otto Richter alias „Otto von Golmen“: Thilo von Wardenberg. Berliner Zeit- und Charaktergemälde aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Schall & Grund, Berlin 1897 (historischer Roman). urn:nbn:de:kobv:109-1-15418720 Zentral- und Landesbibliothek Berlin.

Literatur

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  • Eckhard Müller-Mertens: Tile Wardenberg – Schlüsselfigur der Berliner Geschichte 1363–1382. Porträt, politische Szene, historisches Verhältnis. In: Jahrbuch für Geschichte, Band 35, 1987, S. 59–92.

Einzelnachweise

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  1. Berlin in Geschichte und Gegenwart. (PDF; 1,4 MB) In: Jahrbuch des Landesarchivs Berlin. 1994, S. 49; abgerufen am 29. Februar 2016
  2. „Auch Thilo von Wardenberg war ein Berliner Patricier von reichem Gut und hervorragender Stellung; als Parteigänger der Wittelsbacher ist er in die Katastrophe dieser Dynastie hineingezogen worden. […] Er hat weiter Zwietracht zwischen den Städten Berlin und Kölln gesät und hat den gemeinen Mann gegen die regierenden Geschlechter aufgewiegelt, hat mit Hilfe der gemeinen Bürger seine Wiederwahl in den Rat durchgesetzt.“ Reinhold Koser: Die historischen Denkmale der Sieges-Allee des Berliner Tiergartens. In: Paul Seidel (Hrsg.): Hohenzollern-Jahrbuch. 1900, S. 360–379; hier S. 374–375 (zlb.de – mit Fotos).
  3. Berlin/Cölln im Mittelalter. preussenweb.de; abgerufen am 29. Februar 2016
  4. Albert Rathenow. In: Liste der Bürgermeister des Luisenstädtischen Bildungsvereins; abgerufen am 29. Februar 2016
  5. „Puppen“ auf der Zitadelle Spandau, www.unterwegs-in-spandau.de, abgerufen am 16. März 2018
  6. In dem „Zeitgemälde“, das auf seine „Getreulichkeit“ Wert legt, heißt es in der „Vorbemerkung“: „Im Mittelpunkt der Handlung steht der thatkräftige Thilo von Wardenberg, ein in der Umgegend der Spreestädte reich begüterter Patrizier, welcher, zuletzt erster Bürgermeister von Berlin-Kölln, noch nach Abschluß des Vertrages von Fürstenwalde (18. August 1373) den Widerstand gegen die Luxemburger fortsetzte und als Geächteter seine Vaterstadt verlassen musste.“ S. VII.
  7. Tile-Wardenberg-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  8. freilesen.de abgerufen am 29. Februar 2016