Timm Rautert (* 13. September 1941 in Tuchel, Reichsgau Danzig-Westpreußen) ist ein deutscher Fotograf und ehemaliger Hochschullehrer.

Timm Rautert im Rheinischen Landesmuseum Bonn anlässlich der Retrospektive seiner Werke (2009)

Timm Rautert wuchs nach der Flucht aus dem westpreußischen Tuchel im hessischen Fulda auf. Nach einer Lehre als Schaufenster-, Schrift- und Plakatgestalter studierte er von 1966 bis 1971 bei Otto Steinert an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen Fotografie. Während seines Studiums besuchte er die Tschechoslowakei, Japan und die USA. 1970 wurde er in die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner berufen, 1973 in die Deutsche Gesellschaft für Photographie. In den 1970er und 1980er Jahren arbeitete Rautert insbesondere als Fotojournalist, vor allem für das ZEITmagazin, zwischen 1974 und bis 1983 in enger Zusammenarbeit mit dem Journalisten Michael Holzach. Darüber hinaus war Rautert aber auch für Magazine wie Geo und Merian tätig. Parallel zu seiner journalistischen Tätigkeit verfolgte Rautert eine Vielzahl freier Projekte. Rautert lebt und arbeitet in Essen.[1]

Hochschullehrer

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Von 1993 bis 2007 lehrte er als Professor für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Zu seinen Schülerinnen und Schülern an der Leipziger Kunsthochschule gehören unter anderem Claudia Angelmaier, Laura Bielau, Viktoria Binschtok, Kristleifur Björnsson, Marek Brandt, Johanna Diehl, Wiebke Elzel, Aymeric Fouquez, Bernhard Fuchs, Ulrich Gebert, Göran Gnaudschun, Falk Haberkorn, Grit Hachmeister, Frank Höhle, Margret Hoppe, Sven Johne, Edgar Leciejewski, Alexej Meschtschanow, Jana Müller, Ricarda Roggan, Florian Rossmanith, Nadin Maria Rüfenacht, Adrian Sauer, Oskar Schmidt, Björn Siebert, Sebastian Stumpf, Anett Stuth, Carsten Tabel, Rebecca Wilton und Tobias Zielony.[2][3][4]

Künstlerisches Werk

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Besondere Bekanntheit erlangte das von Timm Rautert während seines Studiums an der Folkwangschule begonnene Projekt „Bildanalytische Photographie“ (1968–1974). Die insgesamt 56 Einzelwerke dieses Zyklus untersuchen im Sinn einer Grammatik die Grundlagen des Fotografischen. Ein im September 2016 am Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden veranstaltetes wissenschaftliches Symposium widmete sich ausschließlich dieser Werkgruppe.[5] Die im Jahr 2000 entstandene Serie „Artworks“ knüpft an die frühe Beschäftigung mit bild- und fototheoretischen Fragestellungen an.

Bereits während seines Studiums widmete sich Rautert dem Künstlerporträt. Während einer Reise nach Prag im Jahr 1967 entstanden seine Porträts des tschechischen Fotografen Josef Sudek;[6] anlässlich eines Aufenthalts in New York entstand 1970 eine Serie berühmt gewordener Porträts von Andy Warhol.[7] Hieran knüpfte Rautert seither mit einer Vielzahl weiterer Künstlerporträts an, unter anderem von Franz Erhard Walther, James Turrell, Robert Ryman, Ed Ruscha, Walter de Maria, Gilbert und George, Blinky Palermo, Joseph Beuys, André Kertész, Josef Koudelka, Gerhard Richter und Neo Rauch. Hinzu kommen fotografische Dokumentationen der Berliner Philharmoniker (1986) sowie von Otl Aicher und dessen Atelier in Rotis (1986–1988).

Ein Schwerpunkt seiner journalistischen wie seiner freien fotografischen Arbeit liegt auf sozialen Themen. Fotografie wird hierbei zum Instrument der Gesellschaftsanalyse. So widmete sich Rautert unter anderem der fortschreitenden Verwandlung der Arbeitswelt (unter anderem „Gehäuse des Unsichtbaren. Bilder von der dritten industriellen Revolution“, 1986), der Bedeutung von Zeichen und Kleidungscodes („Menschen in Uniform“, 1974), der Ordnung und dem Wandel von gesellschaftlichen Institutionen wie der Universität („Neue Universität“, 1983–1984) und des Krankenhauses („Im Krankenhaus“, 1993) sowie gesellschaftlichen Randgruppen („Contergan“, 1969; „Unterwegs in deutschen Obdachlosenasylen“; 1975). Eine Summe seiner Beschäftigung mit der Dokumentarfotografie stellt das gemeinsam mit Ulrich Beck, Wilhelm Vossenkuhl, Ulf Erdmann Ziegler und Otl Aicher entwickelte Projekt „eigenes Leben – Ausflüge in die unbekannte Gesellschaft, in der wir leben“ (1992).

Öffentliche Sammlungen (Auswahl)

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Ausstellungen (Auswahl)

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Auszeichnungen

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Veröffentlichungen

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Fotobücher, Editionen, Ausstellungskataloge

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Literatur zu Timm Rauterts Werk

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  • Florian Ebner: Die Selbsterfindung des Fotografen oder die diskursiven Leben des Timm Rautert. In: Timm Rautert: Wenn wir dich nicht sehen, siehst du uns auch nicht – Fotografien 1966–2006. hrsg. von Hans-Werner Schmidt. Steidl Verlag, Göttingen 2007, S. 9–30, ISBN 978-3-86521-418-8.
  • Carolin Förster: Das Porträt als "geschlossenes Kräftefeld" bei Timm Rautert. In: Timm Rautert: Wenn wir dich nicht sehen, siehst du uns auch nicht – Fotografien 1966–2006. hrsg. von Hans-Werner Schmidt. Steidl Verlag, Göttingen 2007, S. 258–266, ISBN 978-3-86521-418-8.
  • Bertram Kaschek: See Venice and Die. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2015.
  • Steffen Siegel: Der Blick auf das Fenster. Zum bildanalytischen Gestus bei Ugo Mulas und Timm Rautert. In: ders.: Belichtungen. Zur fotografischen Gegenwart. Wilhelm Fink Verlag, München 2014, S. 91–107, ISBN 978-3-7705-5708-0.
  • Steffen Siegel: Tuchfühlung. Zur fotografischen Soziologie in Timm Rauterts Bildnisserie "Deutsche in Uniform". In: ders.: Belichtungen. Zur fotografischen Gegenwart. Wilhelm Fink Verlag, München 2014, S. 109–132, ISBN 978-3-7705-5708-0.
  • Brigitte Werneburg: Sachdienliche Eleganz. Timm Rautert bildjournalistisches Werk. In: Timm Rautert: Wenn wir dich nicht sehen, siehst du uns auch nicht – Fotografien 1966–2006. hrsg. von Hans-Werner Schmidt. Steidl Verlag, Göttingen 2007, S. 273–277, ISBN 978-3-86521-418-8.
  • Herta Wolf: Deklinationen über die Wirklichkeit der Fotografie – die theoretischen Arbeiten Timm Rauterts aus den Jahren 1968 bis 1974. In: Timm Rautert: Bildanalytische Photographie 1968–1974. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2000, S. 72–85, ISBN 3-88375-419-6.
  • Steffen Siegel, Jan Wenzel: Timm Rautert Bücher. Spector Books, Leipzig 2022, ISBN 978-3-95905-647-2.

Gespräche

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  • Wolfgang Brückle: Timm Rautert. Ein Gespräch über "Deutsche in Uniform" und andere Arbeitsfelder. In: Camera Austria. Nr. 98, 2007, S. 24–37.
  • Michael Langer: Zwischentöne. Musik und Fragen zur Person vom 15. November 2015: Der Fotograf Timm Rautert. Abrufbar auf der Website des Deutschlandfunks.[9]
  • Franziska Leuthäußer: Gespräch mit Timm Rautert am 25. November 2016. Abrufbar auf der Website des Städel Museums Frankfurt am Main.[10]
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Einzelnachweise

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  1. Website der Galerie Parrotta Contemporary Art Stuttgart
  2. Vor aller Augen. Fotografie aus Leipzig Kerber Verlag
  3. Close the Gap. Studium bei Timm Rautert Kerber Verlag
  4. Eine Klasse für sich – Aktionsraum Fotografie (Memento des Originals vom 19. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.skd.museum Eine Ausstellung des Kupferstich-Kabinetts in der Kunsthalle im Lipsiusbau
  5. Symposium „Bildanalytische Photographie 1968–1974“ (Memento des Originals vom 19. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.skd.museum im Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  6. waz.de WAZ Online abgerufen am 8. Mai 2019
  7. Und dann sagte Warhol: "Hi Timm" Gespräch mit Timm Rautert in inter/View
  8. Timm Rautert erhält Lovis-Corinth-Preis. Der Standard; abgerufen am 8. Mai 2019
  9. Website des Deutschlandfunks Sendung Zwischentöne vom 15. November 2015.
  10. Website des Städel Museums Frankfurt am Main Café Deutschland. Im Gespräch mit der ersten Kunstszene der BRD.