Tisamenus draconinus

Art der Gattung Tisamenus

Tisamenus draconinus ist eine endemisch auf den Philippinen heimische Gespenstschrecken-Art aus der Familie der Heteropterygidae.[1]

Tisamenus draconinus

Tisamenus draconinus, Pärchen eines Zuchtstammes aus Cagayan

Systematik
Ordnung: Gespenstschrecken (Phasmatodea)
Unterordnung: Euphasmatodea
Familie: Heteropterygidae
Unterfamilie: Obriminae
Gattung: Tisamenus
Art: Tisamenus draconinus
Wissenschaftlicher Name
Tisamenus draconinus
(Westwood, 1848)

Merkmale

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Die Art ist langgestreckt und wird als stachligste der Gattung beschrieben. Weibchen erreichen eine Länge von 47 bis 56 mm und variieren in der Färbung zwischen dunkel- und hellbraun. Dunkelbraune Tiere haben teilweise nur einen hellen Medianstrich auf dem Thorax. Männchen werden 32 bis 42 mm lang und sind nicht ganz so farbvariabel. Das gattungstypische Dreieck auf dem Mesonotum ist flach und endet wie bei Tisamenus lachesis mit interposterioren Mesonotalstacheln, also mittigen Stacheln auf dem hinteren Mesonotum. Die vorderen beiden Ecken des Dreiecks enden in zusammengesetzten Stacheln, die einen gezähnten Kamm bilden, dessen größtes Element etwas von den eigentlichen Ecken entfernt ist. Ein Paar mediane Metanotalen, also mittlere Stacheln auf dem Metanotum, sind vorhanden. Die Seitenränder der Meso- und Metanotums sind mit langen Stacheln bewehrt. An den Mesonatalrändern befinden sich lediglich vier Stacheln, während es bei ähnlichen Arten meist fünf sind. Am Metathorax befindet sich seitlich je ein Lateralstachel und ein sehr großer Supracoxalstachel, also ein über der Hüfte befindlicher Stachel. Im Unterschied zu vielen anderen Tisamenus-Arten fehlen Tisamenus draconinus auf der Oberseite der vorderen Segmente des Abdomens mediane Stacheln. Stattdessen gibt es hier nur flache Knötchen oder Tuberkel. An den Seiten der ersten vier Abdominalsegmente befindet sich je ein Stachel, wobei die vorderen Stacheln länger und ausgeprägter sind, als die hinteren.[2][3]

Vorkommen

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Während in der Erstbeschreibung lediglich die Philippinen als Verbreitungsgebiet genannt werden, präzisieren dies James Abram Garfield Rehn und sein Sohn John William Holman Rehn und geben als Fundort der immerhin acht von ihnen untersuchten Tiere die Unterprovinz Apayao auf Luzon an.[3] Der Fundort der in Zucht befindlichen Tiere liegt in der benachbarten Provinz Cagayan. Zweifelhaft erscheinen die Fundortangaben Taiwan und Borneo.[1][2]

Systematik

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Zeichnung aus Westwoods Originalbeschreibung von 1848[4]

John Obadiah Westwood beschrieb die Art 1848 unter dem Basionym Phasma (Pachymorpha) draconinum und bildet ein Weibchen ab.[4] Bereits 1859 überstellte er sie in die 1834 von George Robert Gray errichtete Gattung Acanthoderus.[1] Carl Stål nennt die Art 1875 als zu der von ihm beschriebenen Gattung Tisamenus gehörig. Allerdings nennt er in der Kombination des Gattungs- und des Artennamens lediglich die neubeschriebene Tisamenus serratorius und die ebenfalls von Westwood beschriebene Acanthoderus deplanatus abgekürzt als T. deplanato (heute Tisamenus deplanatus) und zählt Acanthoderus draconinus Westw. lediglich am Ende als zu dieser Gattung gehörig auf.[5] Während William Forsell Kirby 1904 dieser Zuordnung folgt und die Art erstmals auch in Kombination mit dem Gattungsnamen Tisamenus draconinus nennt,[6] zitieren Joseph Redtenbacher 1906, Lawrence Bruner 1915 und auch Philip Edward Bragg 1995 Stål mit einer angeblichen Zuordnung der Art zu Hoploclonia und nennt sie Hoploclonia draconina. Tatsächlich nennt Stål lediglich deren Typusart Hoploclonia gecko in dieser Gattung. Redtenbacher erwähnt 1906 weder die Arbeit von Kirby noch dessen Gattungszuordnung und behandelt die Art als Vertreter von Hoploclonia. Er bildet wiederum ein Weibchen der Art ab und nennt als untersuchtes Material Tiere von Westwood aus dem Hofmuseum Wien (heute Naturhistorisches Museum Wien), sowie von Borneo stammende Tiere aus der Sammlung von Staudinger (vermutlich Otto Staudinger) und seiner eigenen Sammlung.[2] Da Tisamenus draconinus nicht auf Borneo vorkommt, geht Bragg 1995 und 1998 davon aus, dass es zumindest teilweise zu einer Verwechslung oder Vermischung des Materials mit Hoploclonia cuspidata gekommen sein muss,[7] obwohl selbige von Redtenbacher in eben jener Arbeit anhand eines Weibchens beschrieben worden ist.[2] Rehn und Rehn zitieren 1939 zwar die korrekte Zuordnung von Stål, überführen die Art aber genau wie alle anderen Vertreter dieser Gattung in Hoploclonia und synonymisieren Tisamenus mit dieser. Die von ihnen in Hoploclonia geführten philippinischen Vertreter, unterteilen sie nach morphologischen Aspekten in verschiedene Gruppen. In die sogenannte Draconina Gruppe, stellten sie mit Hoploclonia draconina, sowie die von ihnen neubeschriebenen Hoploclonia hystrix (heute Tisamenus hystrix) und Hoploclonia lachesis (heute Tisamenus lachesis), sehr stark bestachelte, langgestreckte und langbeinige Arten.[3] Bis 2004 wird Tisamenus draconinus in fast allen Arbeiten weiter in Hoploclonia geführt.[1] Erst Oliver Zompro stellt sie als Tisamenus draconina gemeinsam mit allen anderen philippinischen Vertreter wieder in die Gattung Tisamenus und folgt damit sowohl Stål als auch Kirbys Zuordnung.[8] Die Nutzung der ursprünglich maskulinen Artnamensendung „-us“, angepasst an den ebenfalls maskulinen Genus des Gattungsnamens, wurde erst 2024 wieder eingeführt.[1]

Ein weiblicher Lectotypus und ein männlicher Paralectotypus sind im Oxford University Museum of Natural History zu finden. Beide wurden 1995 von Bragg als Typen ausgewählt. Fundortangaben oder weitere Sammeldaten fehlen bei beiden. Lediglich der Name des Sammlers wird mit D. Cuming angegeben.[1]

Terraristik

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Thierry Heitzmann und Albert Kang sammelten am 5. November 2014 zwei sehr unterschiedlich gefärbte, adulte Weibchen in einem Schutzgebiet nahe der Callao-Höhle in der Provinz Cagayan. Aus den von diesen Weibchen gelegten Eiern konnte ein sexueller Zuchtstamm etabliert werden, welcher als Tisamenus sp. 'Cagayan' verteilt wurde und zu den am weitesten verbreiteten der Gattung gehört. Frank H. Hennemann bemerkte 2023 dass Tisamenus draconinius eine in Zucht befindliche Art sein muss und untersuchte diesbezüglich den Zuchtstamm aus Cagayan ebenso wie einen weiteren von der Insel Palaui, die sich ebenfalls in der Provinz Cagayan befindet. Im Ergebnis zeigte sich, dass der Zuchtstamm von Palaui einer neuen, noch zu beschreibenden Art angehört, während der aus Cagayan als Tisamenus draconinus identifiziert wurde.

Die Art ist sehr einfach zu halten und zu züchten. Gefressen werden verschiedene Futterpflanzen wie Brombeeren, Hasel, Feuerdorn, Efeu und Johanniskräutern.

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Commons: Tisamenus draconinus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikispecies: Tisamenus draconinus – Artenverzeichnis

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Paul D. Brock, Thies H. Büscher & Edward W. Baker: Phasmida Species File Online (abgerufen am 21. Februar 2024)
  2. a b c d Joseph Redtenbacher: Die Insektenfamilie der Phasmiden. Vol. 1. Phasmidae Areolatae, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1906, S. 45–46, Tafel 1 Bild 9
  3. a b c James Abram Garfield Rehn & John W. H. Rehn: Proceedings of The Academy of Natural Sciences (Vol. 90, 1938), Philadelphia 1939, S. 468–471
  4. a b John Obadiah Westwood: The Cabinet of Oriental Entomology, London 1848, S. 78, Tafel 38 Abb. 5
  5. Carl Stål: Recensio orthopterorum. Revue critique des orthoptères, décrits par Linné, de Geer et Thunberg par C. Stål in Öfversigt af Kongliga Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar, 1875, Teil 32, S. 93
  6. William Forsell Kirby: A synonymic catalogue of Orthoptera. 1. Orthoptera Euplexoptera, Cursoria et Gressoria. (Forficulidae, Hemimeridae, Blattidae, Mantidae, Phasmidae) 1904, S. 399
  7. Philip E. Bragg: A revision of the Heteropteryginae (Insecta: Phasmida: Bacillidae) of Borneo, with the description of a new genus and ten new species, Zoologische Verhandelingen, Leiden 316, 1998 S. 38. ISSN 0024-1652/ISBN 90-73239-61-3, Online-Version
  8. Oliver Zompro: Revision of the genera of the Areolatae, including the status of Timema and Agathemera (Insecta, Phasmatodea), Goecke & Evers, Keltern-Weiler 2004, S. 200–207, ISBN 978-3-931374-39-6