Titisee

See im südlichen Schwarzwald

Der Titisee ist ein See im südlichen Schwarzwald in Baden-Württemberg. Er bedeckt eine Fläche von 1,07 km2 und ist durchschnittlich 20 m tief. Seine Entstehung verdankt er dem Feldberg-Gletscher, dessen im Pleistozän entstandene Moränen heute seine Ufer bilden. Gespeist wird er von dem das Bärental durchfließenden Seebach, der am Seebuck, am Osthang des Feldberg-Massivs, dem Feldsee entspringt. Der Ausfluss des Sees auf 840 m ü. NHN ist die Gutach, die ab dem Zusammenfluss mit der Haslach unterhalb von Kappel den Namen Wutach trägt. Damit entwässert der Titisee schließlich zusammen mit der Wutach zwischen Tiengen und Waldshut in den Hochrhein. Am Nordufer liegt der gleichnamige Kurort, der Teil der Stadt Titisee-Neustadt ist. Der südwestliche Teil liegt auf Hinterzartener Gemarkung. Die Wasserqualität des Titisees wird an den beiden Badestellen Strandbad und Sandbank während der Badesaison regelmäßig mit Wasserproben kontrolliert. Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen sind über die Badegewässerkarte des Landesgesundheitsamts abrufbar.[2]

Titisee
Karte des Titisees
Geographische Lage Südschwarzwald
Zuflüsse Seebach
Abfluss Gutach
Ufernaher Ort Titisee-Neustadt
Daten
Koordinaten 47° 53′ 36″ N, 8° 8′ 46″ OKoordinaten: 47° 53′ 36″ N, 8° 8′ 46″ O
Titisee (Baden-Württemberg)
Titisee (Baden-Württemberg)
Höhe über Meeresspiegel 845,6 m ü. NHN
Fläche 1,07 km²[1]
Länge 1,87 km[1]
Breite 750 m[1]
Volumen 22.500.000 m³ [1]
Maximale Tiefe 39,0 m[1]
Mittlere Tiefe 20,5 m[1]
pH-Wert 7,3
Einzugsgebiet 24,2 km²[1]
Bootsanlegestelle am Titisee
Titisee um 1912

Geschichte

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Nachdem im Jahr 1840 unter einem Hügel am Ausfluss der Gutach aus dem Titisee zwei Sarkophage aus bearbeitetem Tuffstein gefunden wurden, vermutet der Archäologe Andreas Haasis-Berner in einem 2011 veröffentlichten Aufsatz, dass sie aus der Zeit zwischen den Jahren 700 und 900 stammen müssen. Zuvor hatte man den Hochschwarzwald für das erste Jahrtausend als unbesiedelt angenommen.[3][4]

Erste urkundliche Aufzeichnungen aus dem Jahr 1050 finden sich im Kloster Allerheiligen in Schaffhausen, wo der Name Titinsee erwähnt wird. Auch der Name Dettesee wird in einer Urkunde aus der Pfarrei Saig erwähnt, die aus dem Jahr 1111 stammt. Ungefähr seit 1750 wird der Name in seiner heutigen Form benutzt. Im Jahr 1929 erhielt der Stadtteil den Gemeindenamen Titisee.[5]

Namensherkunft

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Über die Herkunft des eigenartigen Namens Titisee gibt es verschiedene Theorien:

  • Von einem weiblichen Personennamen *Tita im Sinne von „See, an dem eine Tita wohnt oder Besitz hat“.[6]
  • Im Alemannischen Dialekt heißt Teti Kindlein oder Kleinkind. Ein Tetisee oder Titisee wäre dann ein See, aus dem nach der lokalen Sage die kleinen Kinder stammen, so wie andernorts erzählt wird, dass der Klapperstorch die Kinder bringen würde. Erzählungen über die Herkunft der Kinder aus Seen waren in Mitteleuropa durchaus weit verbreitet (vgl. auch Frau-Holle-Teich). Zu dieser Theorie passt, dass der Titisee ein sehr hochgelegener See ist und er zudem der Sage nach unendlich tief sein soll. Solchen Seen wurden früher besondere numinöse Kräfte zugeschrieben.[7]
  • Nach einer anderen Theorie soll der römische Feldherr Titus in der Gegend am Titisee gelagert haben. Dabei scheint ihm der See derart gefallen zu haben, dass er ihm seinen Namen gab. Dies ist auch der Grund, warum heute der grobe Nachbau einer römischen Galeere auf dem Titisee verkehrt.
  • Nach einer Sage soll ein Herr Titini im 12. Jahrhundert in der Gegend um den See gejagt haben.
  • Auch der Aronstab, früher in der Region als Tittele bezeichnet, kommt als Namensgeber in Frage, auch wenn er heute nicht mehr am Titisee vorkommt.
  • Der Titisee gilt der Sage nach als Gewässer von unermesslicher und unmerkbarer Tiefe. Beim Versuch des Ausmessens ertönt aus der Tiefe (je nach Quelle) eine Stimme „Ergründest Du mich, so ersäufe ich Dich.“, „Willst Du mich messen, so will ich Dich fressen.“[8] oder „Missest du mich, So verschling ich dich!“[9] Gleiches erzählt man sich auch vom Feldsee.[10] Mit dem Ursee soll nach einer Sage ein „unterirdischer“ Zusammenhang bestehen. Ähnliche Sagen gibt es auch vom Mummelsee.
  • Nach einer alten Überlieferung befindet sich der Titisee an der Stelle einer in den Fluten versunkenen Stadt, die untergegangen ist zur Strafe dafür, dass ihre Bewohner Brotfrevel begingen. Sie höhlten Brotlaibe aus, um sie als Schuhe zu missbrauchen.[8] [9]
  • Der See wird lediglich durch die weiße Haube einer alten Frau daran gehindert, auszulaufen. Jedes Jahr verfault ein Faden der Haube, sodass irgendwann das gesamte Dreisamtal vom See überflutet wird.[9] (Tatsächlich entwässert der Titisee nach Nordosten über die Gutach in die Wutach und nicht nach Nordwesten in das Dreisamtal.)
 
Blick auf den Titisee vom Hochfirst

Fauna und Flora

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Im nährstoffarmen und wie ein „Freiwasser-Aquarium“[11] glasklaren Titisee finden sich große Raubfische (Zander, Seeforellen und ein großer Bestand an Hechten), Schwarmfische (Felchen, Rotaugen und Barsche) sowie Karpfen, Döbel und Schleien in flachen Bereichen. Diese Artenvielfalt wird durch Bachforellen, Saiblinge und Regenbogenforellen in den Mündungsbereichen der Bäche und durch Aale und Quappen (Trüsche) am Grund ergänzt. Zusätzliche Kleinfischarten sind Moderlieschen, Elritze und Bachneunauge. Schwärme von Rotaugen und Döbel finden sich vermehrt am Auslauf der Uferpromenade,[11] wo Passanten Wasservögel mit Brot füttern. Während Karpfen nur vereinzelt vorkommen und keine Rekordgewichte erreichen, können hingegen Schleien, die sich im schlammigen Einlaufbereich des Seebaches gut entwickeln, Gewichte bis 2,5 Kilogramm[11] erreichen. Die Große Maräne, in der Schwarzwaldregion „Felchen“ genannt, wurde im Jahr 1945 eingeführt, als das Titiseehotel die Fische, die es lebendig hälterte, aus Protest gegen die französischen Besatzer in den See kippte. Um den See sind außerdem Graureiher zu beobachten. An den Ufern des Titisees wachsen unter anderem die seltenen Brachsenkräuter Stachelsporiges Brachsenkraut (Isoëtes echinospora) und See-Brachsenkraut (Isoëtes lacustris).[12]

Vereisung

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Der Titisee braucht im Winter lange, bis er gefriert. Dies liegt an den Winden, welche die Wasseroberfläche fast immer in Bewegung halten. Damit die Eisdecke zum Betreten freigegeben wird, muss die Dicke des Kerneises mindestens 16 cm betragen (Kerneis, auch Kompakteis genannt, ist stabil und enthält so gut wie keine Luftblasen).

Besteht Aussicht auf Freigabe, werden täglich Messungen durch den Bauhof der Stadt Titisee-Neustadt an drei bis vier Messpunkten durchgeführt. Sollte eine Freigabe möglich und von Verantwortlichen abgesegnet worden sein, werden bestimmte abgegrenzte Bereiche des Sees freigegeben, nie jedoch der ganze See.

Diese Regelung wurde eingeführt, nachdem zuvor ein Unfall geschehen war: Damals wurde der See als Start- und Landebahn für Flugtage benutzt. Um die Bahn zu räumen, wurde ein Traktor mit Schneepflug eingesetzt. Der Traktor brach am 14. Januar 1966 durch die Eisdecke und versank mitsamt dem Bühlhofbauern Walter Wilde (29) im See. Die Leiche konnte erst zwei Wochen später gefunden werden.[13]

Im Jahr 1925 fanden auf dem Titisee kurzfristig geplante Deutsche Meisterschaften im Eisschnelllauf, Eishockey, Eisschießen und Rodeln sowie das erste Eishockeyspiel im Schwarzwald statt. Der geplante Austragungsort in Altona musste wegen schlechter Wetterbedingungen zurückziehen.[14] Bis zum Jahr 1958 gab es immer wieder Eishockeyspiele auf dem zugefrorenen Titisee, bis das Eisstadion am Hermeshof errichtet wurde.

Einrichtungen am Titisee

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Der Titisee ist Heimathafen der Freiburger Rettungstauchergruppe Pinguin.[15][16]

Literatur

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  • Hans Schmider (Hrsg.): Titisee-Chronik: die Geschichte des Titisees und seiner Anwohner. Selbstverlag H. Schmider, Titisee-Neustadt 2004, OCLC 314864708.
  • Hans Schmider, Alexander Möllinger (Hrsg.): Titiseer Bilderchronik: Geschichte in Bildern von „Vierthäler“ bis Titisee-Neustadt. Selbstverlag Schmider, Titisee-Neustadt 2012, OCLC 827052969.
  • Titisee Steckbrief. (PDF) Institut für Seenforschung der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Juli 2015, abgerufen am 23. August 2020.
  • Titisee. In: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Institut für Seenforschung (Hrsg.): ISF Arbeitsbericht 2018. Karlsruhe Februar 2020, OCLC 1021225362, Kap. 3.2, S. 67–82, urn:nbn:de:bsz:boa-147064.

Siehe auch

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Commons: Titisee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Titisee-Neustadt – Reiseführer
 
Schiffrundfahrt am Titisee

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands: Teil 10 Baden-Württemberg (PDF; 411 KB)
  2. Badegewässerkarte Baden-Württemberg. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, abgerufen am 17. August 2022.
  3. Andreas Haasis-Berner: Das Rätsel vom Titisee. In: Archäologische Nachrichten aus Baden. Heft 80/81
  4. Peter Stellmach: Titisee-Neustadt: Die Stadt hätte ums Haar das 900. Jubiläum verpasst: Schnell, schnell, Titisee feiert doch Geburtstag!, Badische Zeitung, 25. Februar 2011, abgerufen am 23. Juni 2011.
  5. Stadt Titisee-Neustadt: Geschichte. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Januar 2022; abgerufen am 19. Januar 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.titisee-neustadt.de
  6. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 538, „Titisee“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
  7. Artikel Kinderherkunft, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Berlin 2006, Digitale Bibliothek 145, Directmedia, S. 1350.
  8. a b Infotafel direkt am See
  9. a b c Bernhard Baader: Der Titisee. In: Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau, Franz Xaver Wrangler, Freiburg im Breisgau 1867, S. 99–101.
  10. August Vetter: Feldberg im Schwarzwald, Selbstverlag der Gemeinde Feldberg (Schwarzwald), 1996, S. 498 f.
  11. a b c Martin Wehrle: Schwarzer Wald und helle Angelfreuden, S. 22–26. Blinker, 10. Oktober 2008.
  12. Richard Pott: Biotoptypen. Schützenswerte Lebensräume Deutschlands und angrenzender Regionen. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 978-3-8001-3484-7, S. 55.
  13. Hans Schmider: Titisee-Chronik – Die Geschichte des Titisees und seiner Anwohner. Selbstverlag Hans Schmider, Titisee-Neustadt 2004.
  14. titisee-neustadt.de – Geschichte. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juli 2020; abgerufen am 15. Juli 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wsvtitisee.de
  15. Forschende Froschmänner. (PDF) In: Badenova-Magazin. Februar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juli 2014; abgerufen am 31. Mai 2016.
  16. Website der Rettungstaucher Freiburg