Tour de France 1997
Die 84. Tour de France fand vom 5. bis 27. Juli 1997 statt und führte auf 21 Etappen über 3942 km.
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Allgemeines | |||
Ausgabe | 84. Tour de France | ||
Etappen | 22 | ||
Datum | 5. – 27. Juli 1997 | ||
Gesamtlänge | 3.950 km | ||
Austragungsländer | Frankreich Andorra Schweiz | ||
Start | Rouen | ||
Ziel | Paris | ||
Fahrer am Start | 198 | ||
Fahrer im Ziel | 139 | ||
Durchschnittsgeschwindigkeit | 39,299 km/h | ||
Ergebnis | |||
Sieger | Jan Ullrich (Deutsche Telekom) | ||
Zweiter | Richard Virenque (Festina-Lotus) | ||
Dritter | Marco Pantani (Mercatone Uno) | ||
Punktewertung | Erik Zabel (Deutsche Telekom) | ||
Bergwertung | Richard Virenque (Festina-Lotus) | ||
Nachwuchswertung | Jan Ullrich (Deutsche Telekom) | ||
Teamwertung | Deutsche Telekom | ||
◀1996 | 1998▶ | ||
Dokumentation |
Teams/Teilnehmer
BearbeitenBei der Tour de France 1997 waren 22 Mannschaften am Start. Unter den insgesamt 198 Fahrern befanden sich 7 Deutsche, 8 Schweizer und 2 Österreicher. 139 Rennfahrer erreichten das Ziel in Paris und wurden klassifiziert.
→ Siehe: Komplette Liste des Fahrerfelds
Strecke
BearbeitenDie Rundfahrt verlief dieses Mal in entgegengesetztem Uhrzeigersinn; nach einer Reihe von Flachetappen ging es zunächst in die Pyrenäen, danach in die Alpen. Zusätzlich stand ein berigiges Einzelzeitfahren in Saint-Étienne sowie eine Etappe durch die Vogesen auf dem Programm. Das abschließende Zeitfahren auf flacher Strecke hatte das Disneyland vor den Toren von Paris als Start- und Zielort. Etappenorte außerhalb Frankreichs gab es in Andorra und der Schweiz.
Rennverlauf
BearbeitenAuf den Flachetappen glänzten insbesondere Erik Zabel mit drei Etappensiegen und Mario Cipollini mit zwei Erfolgen. Zusätzlich trug Letzterer vier Tage das Gelbe Trikot. Auf der fünften Etappe gelang ein Ausreißversuch: Etappensieger Cédric Vasseur übernahm die Führung im Gesamtklassement, die er erst in den Pyrenäen wieder abgeben sollte.
Zu den Favoriten zählten diejenigen, die schon in den Vorjahren vordere Platzierungen herausfahren konnten: Der Schweizer Alex Zülle, Zweiter von 1995, der allerdings durch einen Schlüsselbeinbruch bei der Tour de Suisse gehandicapt war; Abraham Olano, Vorjahressieger Bjarne Riis und sein Telekom-Teamkollege Jan Ullrich. Marco Pantani und Richard Virenque galten zwar als gute Kletterspezialisten, aber nicht als überdurchschnittliche Zeitfahrer, sodass sie für den Gesamtsieg weniger in Betracht zu ziehen waren. Tony Rominger, Dauerfavorit der letzten Jahre, schien mit dem Alter von 36 Jahren inzwischen seinen Zenit überschritten zu haben. Auf einer der ersten Flachetappen wurde er in einen Massensturz verwickelt und musste mit Schlüsselbeinbruch das Rennen aufgeben. Jan Ullrich war zwar zunächst nur als Helfer für seinen Teamleader Bjarne Riis vorgesehen, diese Einteilung wurde im Laufe der Rundfahrt jedoch revidiert, da Riis nicht die Erwartungen erfüllen konnte und sich Ullrich dagegen in prächtiger Verfassung zeigte. Zudem hatte Riis, der noch einmal angreifen wollte, beim letzten Zeitfahren mehrmals Probleme mit seinem Rennrad, so dass er dieses wutentbrannt in den Straßengraben schmiss.
Auf der 10. Etappe nach Arcalis (Andorra) hatte Ullrich von der Teamleitung „freie Hand“ bekommen. Zu Beginn des Schlussanstiegs attackierte er aus einer Spitzengruppe mit allen Favoriten heraus, von denen ihm keiner folgen konnte. Der Deutsche gewann die Etappe mit 1:08 Minuten Vorsprung vor Pantani und Virenque und konnte sich daraufhin das Gelbe Trikot anziehen. Beim Zeitfahren in Saint-Étienne gewann Ullrich mit einem sagenhaften Vorsprung vor dem drei Minuten zuvor gestarteten Zweitplatzierten Virenque, den er dabei sogar überholte. Die folgenden Bergetappen konnten Pantani und Virenque zwar gewinnen, den Zeitvorsprung in der Gesamtwertung zu beiden konnte Ullrich aber auf den drei Etappen sogar vergrößern. Zudem stellte Ullrich seine persönliche Karriere-Bestzeit nach Alpe d’Huez auf (37 Minuten und 41 Sekunden), welche nur fünf Sekunden über Lance Armstrongs Karriere-Bestzeit liegt (37 Minuten und 36 Sekunden) und 51 Sekunden über der von Pantani im Jahr 1995 aufgestellten Allzeit-Bestzeit (36 Minuten und 50 Sekunden).[1] Die beiden Ersten der 19. Etappe, Jens Heppner und Bart Voskamp, wurden distanziert. Nach Ansicht der Rennjury hatten sie das Finale beide unfair bestritten.[2]
Während der Tour gab es für Ullrich zweimal eine leicht bedrohliche Situation: Einmal verlor er auf einer Alpenetappe bei einer Abfahrt den Anschluss und wartete daraufhin auf Bjarne Riis, der ihn wieder zur Spitzengruppe nach vorne fahren konnte. Die zweite Schwächephase zeigte er auf einer Etappe durch die Vogesen, aus der die Mahnung „Quäl dich, du Sau“ überliefert ist, die ihm Teamkollege Udo Bölts zugerufen haben soll.
Ullrich gewann die Tour mit dem größten Vorsprung seit 1984 (9:09 Minuten). Er ist damit der einzige Deutsche, der diese Rundfahrt gewinnen konnte.
Alle zehn Bestplatzierten bei der Tour werden allerdings mit Doping in Verbindung gebracht.[3] Der Sieger Ullrich wurde später 2002 und 2006 wegen Amphetaminen bzw. Blutdoping gesperrt und gab 2023 auch zu, ab 1996 gedopt zu haben.[4]
Die Etappen
BearbeitenEtappen | Tag | Start – Ziel | km | Etappensieger | Gelbes Trikot |
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Prolog | 5. Juli | Rouen | 7,3 (EZF) | Chris Boardman | Chris Boardman |
1. Etappe | 6. Juli | Rouen – Forges-les-Eaux | 192 | Mario Cipollini | Mario Cipollini |
2. Etappe | 7. Juli | Saint-Valery-en-Caux – Vire | 262 | Mario Cipollini | |
3. Etappe | 8. Juli | Vire – Plumelec | 224 | Erik Zabel | |
4. Etappe | 9. Juli | Plumelec – Puy du Fou | 223 | Nicola Minali | |
5. Etappe | 10. Juli | Chantonnay – La Châtre | 261,5 | Cédric Vasseur | Cédric Vasseur |
6. Etappe | 11. Juli | Le Blanc – Marennes | 215,5 | Jeroen Blijlevens | |
7. Etappe | 12. Juli | Marennes – Bordeaux | 194 | Erik Zabel | |
8. Etappe | 13. Juli | Sauternes – Pau | 161,5 | Erik Zabel | |
9. Etappe | 14. Juli | Pau – Loudenvielle | 182 | Laurent Brochard | |
10. Etappe | 15. Juli | Luchon – Arcalis (AND) | 252,5 | Jan Ullrich | Jan Ullrich |
11. Etappe | 16. Juli | Andorra-la-Vella (AND) – Perpignan | 192 | Laurent Desbiens | |
Ruhetag | |||||
12. Etappe | 18. Juli | Saint-Étienne – Saint-Étienne | 55,5 (EZF) | Jan Ullrich | Jan Ullrich |
13. Etappe | 19. Juli | Saint-Étienne – L’Alpe d’Huez | 203,5 | Marco Pantani | |
14. Etappe | 20. Juli | Le Bourg-d’Oisans – Courchevel | 148 | Richard Virenque | |
15. Etappe | 21. Juli | Courchevel – Morzine | 208,5 | Marco Pantani | |
16. Etappe | 22. Juli | Morzine – Fribourg (CH) | 181 | Christophe Mengin | |
17. Etappe | 23. Juli | Fribourg (CH) – Colmar | 218,5 | Neil Stephens | |
18. Etappe | 24. Juli | Colmar – Montbéliard | 175,5 | Didier Rous | |
19. Etappe | 25. Juli | Montbéliard – Dijon | 172 | Mario Traversoni | |
20. Etappe | 26. Juli | Euro Disneyland – Euro Disneyland | 63 (EZF) | Abraham Olano | |
21. Etappe | 27. Juli | Euro Disneyland – Paris | 149,5 | Nicola Minali |
Trikots im Tourverlauf
Bearbeiten→ Siehe: Endergebnisse in den einzelnen Wertungen
Die Tabelle zeigt den Träger des jeweiligen Trikots während der einzelnen Etappe bzw. den Führenden der jeweiligen Gesamtwertung am Abend des Vortags an.
Etappe | Gelbes Trikot |
Grünes Trikot |
Gepunktetes Trikot |
Weißes Trikot |
Teamwertung |
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1. Etappe | Chris Boardman | Chris Boardman | nicht vergeben | Jan Ullrich | Team Deutsche Telekom |
2. Etappe | Mario Cipollini | Mario Cipollini | Artūras Kasputis | ||
3. Etappe | Laurent Brochard | ||||
4. Etappe | Erik Zabel | ||||
5. Etappe | |||||
6. Etappe | Cédric Vasseur | GAN | |||
7. Etappe | |||||
8. Etappe | |||||
9. Etappe | |||||
10. Etappe | Team Deutsche Telekom | ||||
11. Etappe | Jan Ullrich | Richard Virenque | Festina Watches | ||
12. Etappe | |||||
13. Etappe | Team Deutsche Telekom | ||||
14. Etappe | |||||
15. Etappe | |||||
16. Etappe | |||||
17. Etappe | |||||
18. Etappe | |||||
19. Etappe | |||||
20. Etappe | |||||
Sieger | Jan Ullrich | Erik Zabel | Richard Virenque | Jan Ullrich | Team Deutsche Telekom |
Ergebnisse
BearbeitenGesamtwertung
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Quelle: ProCyclingStats |
Punktewertung
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Bergwertung
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Nachwuchswertung
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Mannschaftswertung
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Weblinks
Bearbeiten- Tour de France 1997 in der Datenbank von ProCyclingStats.com
- radsport-seite.de zur Tour 1997
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ ChronosWatts Alpe d’Huez
- ↑ Henry Falckenstein: Tour de France 1997. Econ Verlag, Düsseldorf und München 1997, S. 78.
- ↑ Jan Ullrichs Toursieg 1997 in Bildern - kicker. In: kicker.de. Abgerufen am 2. Februar 2024.
- ↑ sportschau.de: Doping-Geständnis: Ullrich - "Bei mir ging es 1996 los". Abgerufen am 28. November 2023.