Traditionen des Hochstifts Brixen
Die Traditionen des Hochstifts Brixen umfassen urkundenförmige Besitzübertragungen (lat. traditiones) des Hochstifts Brixen aus dem 10. bis 14. Jahrhundert.
Geschichte, Inhalt und Überlieferung
BearbeitenDie „Traditionen des Hochstifts Brixen“ liegen als zwei Traditionsbücher vor, einer für geistliche Institutionen im süddeutsch-österreichischen Raum typischen Form des Kopialbuchs, d. h. Handschriften mit Urkundenabschriften. Beide Kodizes werden vom Staatsarchiv Bozen verwahrt.
Im Detail handelt es sich um die folgenden Handschriften:
- Cod. 139 (A), der ältere Kodex, angelegt unter Bischof Meginbert mit Aufzeichnungen ab 907, 68 Blätter unterschiedlichen Formats umfassend, die zu sechs Heften gebunden sind; die Aufzeichnungen liegen teilweise in doppelter Ausführung vor, einmal für den Bischof, zum anderen für das Domkapitel.
- Cod. 146 (B), der jüngere Kodex, angelegt unter Bischof Altwin ab 1049, bis 1362 reichend und inhaltlich vollständiger, 188 Blätter umfassend.
Beide Traditionsbücher umfassen insgesamt 743 Einträge (Erwerbungen, Verkäufe, Tauschhandlungen), die von verschiedenen Händen des 10. bis 14. Jahrhunderts verfertigt worden sind. Die jüngeren Einträge von Cod. B gehen ab dem 13. Jahrhundert, dem Abklingen des Traditionsbuchwesens entsprechend, nach und nach in urbarielle Aufzeichnungen über. Die beiden, sekundär verfertigten Einbände stammen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und weisen am Umschlag Altetiketten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien auf, das die Handschriften nach der Säkularisation Brixens 1803 bis zur Annexion Südtirols durch Italien 1919 und der damit verbundenen Auslieferung von Archivgut verwahrt hatte.[1]
Eine singuläre, präzis datierte Einzelaktaufzeichnung vom 9. September 1067, die außerhalb der beiden Traditionsbücher überliefert ist, wurde 1915 von Oswald Redlich im Archiv von Schloss Hohenaschau (im Chiemgau) entdeckt und später publiziert.[2] Darin vermachte ein Adeliger namens Gottschalk der Brixner bischöflichen Kirche Landbesitz samt Manzipien in Feldthurns und Bozen.
Literatur
Bearbeiten- Oswald Redlich: Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen vom zehnten bis in das vierzehnte Jahrhundert. Wagner, Innsbruck 1886; Nachdr. Scientia, Aalen 1973 (= Acta Tirolensia. Urkundliche Quellen zur Geschichte Tirols. Band 1).
- Giuseppe Albertoni: I “Libri traditionum” dei vescovi di Sabiona-Bressanone. Alcune riflessioni su una fonte particolare. In: Attilio Bartoli Langeli, Antonio Rigon (Hrsg.): I registri vescovili dell’Italia settentrionale (secoli XII–XV). Atti del Convegno di Studi (Monselice, 24–25 novembre 2000). Rom, Herder 2003 (Italia Sacra. Studi e documenti di storia ecclesiastica 72), S. 251–268.
Weblinks
Bearbeiten- Hannes Obermair: Un "registro" di una chiesa vescovile del Nord. l "Libri traditionum" dei vescovi di Bressanone (secc. X–XIV). In: Academia.edu. Istituto Storico Italiano per il Medio Evo, 28. April 2014, abgerufen am 27. März 2022.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, S. XX.
- ↑ Oswald Redlich: Eine unbekannte Brixner Tradition aus dem Jahre 1067. In: Festschrift Emil von Ottenthal (Schlern-Schriften 9). Innsbruck: Wagner 1925, S. 1–7 (mit Abb.).