Turm der Vögte

Turm in Aosta, Italien

Der Turm der Vögte (französisch Tour du bailliage, italienisch Torre dei balivi), auch Tour cornière (deutsch Winkelturm), ist ein Burgturm in der Stadt Aosta im Aostatal mit angeschlossenem festen Haus. Er liegt in der via/rue Guido/Guy Rey gegenüber dem Gesundheitsamt der Stadt an der Nordostecke der römischen Stadtmauer. Seit 2014 ist dort das Istituto musicale pareggiato della Valle d’Aosta (it.) / Institut musical agrée de la Vallée d'Aoste (frz.) (dt.: Paritätisches Musikinstitut des Aostatals) untergebracht.

Turm der Vögte
Der Turm der Vögte

Der Turm der Vögte

Alternativname(n) Tour de bailliage, Tour cornière, Torre dei balivi
Staat Italien
Ort Aosta
Entstehungszeit 12. Jahrhundert
Burgentyp Ortslage
Erhaltungszustand restauriert
Bauweise Bruchstein, teilweise verputzt
Geographische Lage 45° 44′ N, 7° 19′ OKoordinaten: 45° 44′ 25,3″ N, 7° 19′ 19,6″ O
Höhenlage 592 m s.l.m.
Turm der Vögte (Aostatal)
Turm der Vögte (Aostatal)

Geschichte

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Der Turm der Vögte wurde erstmals 1192 urkundlich erwähnt.[1]

 
Turm und festes Haus auf einem Foto vom Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts

Im 12. Jahrhundert wurde er im Auftrag der örtlichen Adelsfamilie de Palais (oder de Palacio) umgebaut,[1] die ihn in Besitz genommen hatten: Die Aufstockung des Gebäudes wurde, wie dies häufig geschah, durch einen Abriss der Umfassungsmauern bewerkstelligt, wobei die Steinblöcke der Verkleidung für die neuen Gebäudeteile wiederverwendet wurden.

1263 gaben die Palais unter Beibehaltung einiger Rechte an dem Turm und dem festen Haus diese an den Grafen von Savoyen auf, der sie zum Sitz des Bailly bestimmte. Im 14. Jahrhundert wurde der Turm „Turris Comitis“ (dt.: Turm des Grafen) genannt. Von Seiten der Palais war der Turm in der Lehensanerkennung von 1287 eingeschlossen, während Aymon de Palais 1311 seine Rechte daran an seinen Bruder abtrat.[1]

Da dies der Sitz des Baillys war, entstand die Notwendigkeit, das Gebäude zu erweitern, und so entstanden der nördliche und der nordöstliche Baukörper, die im 15. Jahrhundert und in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts geschaffen wurden. 1406 wurden auf Geheiß des Baillys Jean de Pectigny der Rundturm und der westliche Baukörper errichtet, der als Wohnhaus diente. 1540 wurde der Turm der Vögte für Antoine de Leschaux erneut wesentlich erweitert und umgebaut.[1]

Anfang des 15. Jahrhunderts wurden das Gericht und die Gefängnisse ebenfalls in den Turm der Vögte verlegt.

1626 verblieben mit dem Umzug der herzoglichen Repräsentanten, die einen so weit außerhalb des Zentrums liegenden Dienstsitz und das erzwungene Zusammensein mit den Häftlingen nicht schätzten, in ein anderes Gebäude nur noch die Gefängnisse im Turm der Vögte.[1]

1984 wurden die Gefängnisse geschlossen und das Gebäude wartete lange auf eine neue Aufgabe. Nach einem bis Ende 2013 durchgeführten Umbau beherbergt der Turm seit 2014 das Musikinstitut von Aosta.[2][3]

 
Grundriss des Turms der Vögte (Carlo Nigra, 1938).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e André Zanotto: Châteaux valdôtains. Éditions Musumeci, Quart (1980) 2002. ISBN 88-7032-049-9. S. 45–46.
  2. Francesco Soro: La Torre dei Balivi apre ai visitatori. La Stampa, 14. November 2013, abgerufen am 21. September 2020 (italienisch).
  3. Offizielle Website von "Istituto Musicale Pareggiato della Valle d’Aosta" / "Institut musical agrée de la Vallée d'Aoste". Abgerufen am 21. September 2020 (italienisch).
  • André Zanotto: Châteaux valdôtains. Éditions Musumeci, Quart (1980) 2002. ISBN 88-7032-049-9.
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Commons: Turm der Vögte – Sammlung von Bildern