Der UCI-Trial-Weltcup ist eine vom Radsport-Weltverband UCI ausgerichtete Serie von Trial-Wettkämpfen, die jährlich an wechselnden Orten in mehreren Ländern stattfindet. Sie ist neben den UCI-Trial-Weltmeisterschaften die wichtigste Veranstaltung dieser Sportart. Der UCI-Weltcup ist zu unterscheiden von den Weltmeisterschaften der BikeTrial International Union (BIU), die ebenfalls in mehreren Läufen stattfinden.

Entwicklung

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Der UCI-Weltcup wurde erstmals 2000 abgehalten. In den ersten drei Jahren gab es nur jeweils einen oder zwei Weltcup-Läufe, danach in der Regel drei bis fünf pro Jahr. Die Corona-Pandemie sorgte 2020 für eine Unterbrechung, und 2021 konnte wiederum nur ein einziger Lauf stattfinden. Zu Beginn bestand der Weltcup aus zwei Wettbewerben für Männer in den Klassen 20 Zoll und 26 Zoll. Ein Frauen-Wettbewerb in der offenen Klasse fand erstmals 2005 statt.

Die Ergebnisse der Weltcups 2012 und 2013 wurden nachträglich geändert. Der mehrfache Weltmeister in der 20-Zoll-Wertung, Benito Ros, war während der Weltmeisterschaften 2011 positiv auf die verbotene Substanz Prednisolon getestet worden. Nach einem länglichen Verfahren wurde er fast drei Jahre später rückwirkend für zwei Jahre vom 3. September 2011 bis zum 2. September 2013 gesperrt. Seine in dieser Zeit erzielten Ergebnisse wurden annulliert.[1] In der UCI-Datenbank wurden seine Einzelergebnisse im Weltcup gestrichen und die nachfolgenden Fahrer um je einen Platz aufgerückt. In den ebenfalls von der UCI publizierten Palmarès des Gesamt-Weltcups hat sein dritter Rang 2012 jedoch noch stets Bestand.

Beim Weltcup-Lauf in Krakau 2015 erlitt die Französin Marion Porcher einen schweren Unfall. Der Wettkampf der Frauen und der 20-Zoll-Wettkampf der Männer wurden abgebrochen.[2][3]

2019 wurde der Ablauf des Wettkampfs grundlegend umgestaltet. Bis hierhin hatte sich das Ergebnis der Fahrer nach den Strafpunkten gerichtet, die für technische Fehler wie das Aufsetzen der Füße vergeben werden. 2019 übernahm der Weltcup das bei den Urban-Cycling-Weltmeisterschaften 2017 eingeführte Punktesystem.[4] Jede Sektion ist nunmehr in sechs Sektoren unterteilt, und jeder fehlerfrei bewältigte Sektor zählt zehn Punkte. Erst 2023 wurde dieses System ins allgemeine Trial-Regelwerk aufgenommen.

Der Weltcup 2020 entfiel. Er hätte fünf Runden in Salzburg, Val di Sole, Lenzerheide, Wadowice und Il Ciocco umfassen sollen.[5] Infolge der Corona-Pandemie wurden diese schrittweise abgesagt.[6][7] Im Folgejahr war ebenfalls wegen der Pandemie nur ein einziger Weltcup-Lauf möglich, auch danach lief der Weltcup nur langsam wieder an. 2024 soll er erstmals wieder vier Veranstaltungen enthalten.

Die Modalitäten des Weltcups werden durch Abschnitt 7.3 des UCI-Regelwerks definiert. Die Teilnahme am Weltcup steht jedem Fahrer mit UCI-Lizenz offen, eine Kontingentierung pro Verband existiert nicht. Im Gegensatz zu den Weltmeisterschaften gibt es keine separaten Wettkämpfe für Junioren. Allerdings stehen die Männer-Wettkämpfe auch Junioren und Jugendlichen ab 16 Jahren offen, für die Frauen-Wettkämpfe sind Mädchen ab 14 Jahren zugelassen.[8]

Die ersten 50 jedes Weltcup-Laufs erhalten Punkte gemäß untenstehender Tabelle, die zugleich für die Weltrangliste zählen. Der letzte Weltcup-Lauf zählt allerdings doppelt. Der oder die Führende im Weltcup erhält ein spezielles Trikot verliehen, das im Wettkampf zu tragen ist; nur das Regenbogentrikot hat Vorrang.[9]

Platz 1 2 3 4 5 6 7 13 14 50
Punkte 200 160 140 125 110 100 95 65 64 28

Eine Weltcup-Veranstaltung dauert in der Regel zwei bis drei Tage, wobei zunächst über Qualifikationsläufe die Finalisten ermittelt werden, die dann am letzten Tag den Sieg unter sich ausmachen. Der genaue Veranstaltungsmodus variierte im Laufe der Jahre, derzeit finden bei den Männern zwei „Viertelfinale“ und „Halbfinale“ genannte Qualifikationsläufe statt, bei den Frauen nur ein Halbfinale. Das Finale wird jeweils von den sechs Besten bestritten.

Statistiken

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Bis einschließlich 2023 gab es 23 Austragungen des Weltcups mit insgesamt 78 Läufen. Die Läufe fanden allesamt in Europa statt, mit einer Ausnahme: Der letzte Lauf 2009 war im neuseeländischen Rotorua, eine Woche nach den Weltmeisterschaften 2009, die von Australien ausgerichtet worden waren.

Im Laufe der Zeit beteiligten sich Sportler aus über 30 Nationen am Weltcup, die große Mehrzahl davon aus Europa. An den beiden Weltcups für Männer nehmen im Schnitt der letzten Jahre jeweils etwa 70 Fahrer teil. Der Frauen-Weltcup war durchweg dünner besetzt: Bis 2010 war die Zahl der Teilnehmerinnen stets einstellig, im Laufe der 2010er Jahre pendelte sie sich bei 20 Fahrerinnen ein.

Auf den Podiums der Einzelwertungen konnten sich Fahrer aus insgesamt 13 Nationen platzieren, allen voran Spanien und Frankreich, die zusammen deutlich über die Hälfte der Plätze einnahmen. Einzige nicht-europäische Athletin auf dem Podium war die Australierin Janine Jungfels, der dies 16 Mal gelang. Am häufigsten stand Vincent Hermance auf dem Podium, insgesamt 59 Mal. Acht Athleten gelangen zehn oder mehr Weltcup-Siege im Laufe ihrer Karriere:

Siege Name Klasse Zeitraum
27 Spanien  Benito Ros Männer 20 Zoll 2005–2018
26 Schweiz  Karin Moor Frauen 2005–2011
23 Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy Männer 26 Zoll 2013–
22 Spanien  Abel Mustieles Männer 20 Zoll 2011–2017
21 Frankreich  Gilles Coustellier Männer 26 Zoll 2008–2017
16 Deutschland  Nina Reichenbach Frauen 2014–
15 Belgien  Kenny Belaey 20 Zoll (1×), 26 Zoll (14×) 2001–2011
13 Frankreich  Vincent Hermance 20 Zoll (2×), 26 Zoll (11×) 2004–2014

Rekordsieger in der Gesamtwertung sind mit je sechs Erfolgen Karin Moor (Frauen), Jack Carthy (Männer 26 Zoll), Benito Ros (Männer 20 Zoll) und Kenny Belaey (einmal 20 Zoll, fünfmal 26 Zoll).

Sieger der Gesamtwertung

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Männer 20 Zoll

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Jahr Erster Zweiter Dritter
2000 Spanien  Daniel Comas Deutschland  Marco Hösel Belgien  Kenny Belaey
2001 Belgien  Kenny Belaey Deutschland  Marco Hösel Schweiz  Roger Keller
2002 Deutschland  Marco Hösel Belgien  Kenny Belaey Polen  Rafał Kumorowski
2003 Deutschland  Marco Hösel Polen  Rafał Kumorowski Polen  Paweł Reczek
2004 Deutschland  Marco Hösel Spanien  Carles Diaz Schweiz  Stefan Moor
2005 Spanien  Benito Ros Deutschland  Marco Hösel Spanien  Juan Antonio Linares
2006 Spanien  Daniel Comas Polen  Rafał Kumorowski Spanien  Carles Diaz
2007 Spanien  Daniel Comas Polen  Rafał Kumorowski Spanien  Benito Ros
2008 Spanien  Benito Ros Spanien  Carles Diaz Niederlande  Rick Koekoek
2009 Spanien  Benito Ros Polen  Rafał Kumorowski Spanien  Carles Diaz
2010 Spanien  Benito Ros Spanien  Abel Mustieles Niederlande  Rick Koekoek
2011 Spanien  Benito Ros Spanien  Abel Mustieles Deutschland  Matthias Mrohs
2012 Spanien  Abel Mustieles Frankreich  Vincent Hermance Spanien  Benito Ros[10]
2013 Spanien  Abel Mustieles Spanien  Ion Areitio Niederlande  Rick Koekoek
2014 Spanien  Abel Mustieles Niederlande  Rick Koekoek Spanien  Ion Areitio
2015 Spanien  Benito Ros Spanien  Abel Mustieles Schweiz  Lucien Leiser
2016 Spanien  Abel Mustieles Spanien  Benito Ros Deutschland  Dominik Oswald
2017 Spanien  Abel Mustieles Spanien  Benito Ros Schweiz  Lucien Leiser
2018 Spanien  Alejandro Montalvo Deutschland  Dominik Oswald Osterreich  Thomas Pechhacker
2019 Spanien  Borja Conejos Spanien  Alejandro Montalvo Osterreich  Thomas Pechhacker
2020 keine Ausrichtung (Corona-Pandemie)
2021 Spanien  Alejandro Montalvo Spanien  Eloi Palau Deutschland  Dominik Oswald
2022 Spanien  Borja Conejos Spanien  Alejandro Montalvo Vereinigtes Konigreich  Charlie Rolls
2023 Spanien  Alejandro Montalvo Spanien  Borja Conejos Vereinigtes Konigreich  Charlie Rolls
2024

Männer 26 Zoll

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Jahr Erster Zweiter Dritter
2000 Schweden  Martin Kleivard Spanien  Daniel Cegarra Osterreich  Thomas Öhler
2001 Frankreich  Marc Caisso Frankreich  Bruno Arnold Frankreich  Vincent Hermance
2002 Frankreich  Marc Caisso Frankreich  Marc Vinco Osterreich  Thomas Öhler
2003 Belgien  Kenny Belaey Frankreich  Marc Caisso Frankreich  Jean Flambert
2004 Belgien  Kenny Belaey Frankreich  Vincent Hermance Frankreich  Kenny Lecorre
2005 Belgien  Kenny Belaey Frankreich  Vincent Hermance Frankreich  Marc Caisso
2006 Frankreich  Vincent Hermance Belgien  Kenny Belaey Frankreich  Marc Caisso
2007 Belgien  Kenny Belaey Frankreich  Giacomo Coustellier Frankreich  Vincent Hermance
2008 Frankreich  Gilles Coustellier Belgien  Kenny Belaey Frankreich  Vincent Hermance
2009 Belgien  Kenny Belaey Frankreich  Gilles Coustellier Vereinigtes Konigreich  Ben Slinger
2010 Frankreich  Gilles Coustellier Frankreich  Vincent Hermance Belgien  Kenny Belaey
2011 Frankreich  Vincent Hermance Belgien  Kenny Belaey Frankreich  Giacomo Coustellier
2012 Frankreich  Gilles Coustellier Frankreich  Aurélien Fontenoy Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy
2013 Frankreich  Gilles Coustellier Frankreich  Vincent Hermance Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy
2014 Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy Frankreich  Vincent Hermance Frankreich  Gilles Coustellier
2015 Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy Frankreich  Vincent Hermance Frankreich  Giacomo Coustellier
2016 Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy Frankreich  Nicolas Vallée Frankreich  Vincent Hermance
2017 Frankreich  Gilles Coustellier Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy Frankreich  Vincent Hermance
2018 Frankreich  Nicolas Vallée Frankreich  Vincent Hermance Spanien  Sergi Llongueras
2019 Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy Frankreich  Nicolas Vallée Frankreich  Vincent Hermance
2020 keine Ausrichtung (Corona-Pandemie)
2021 Spanien  Julen Saenz Frankreich  Vincent Hermance Spanien  Marti Vayreda
2022 Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy Spanien  Daniel Barón Frankreich  Vincent Hermance
2023 Vereinigtes Konigreich  Jack Carthy Spanien  Daniel Barón Spanien  Julen Saenz
2024
Jahr Erste Zweite Dritte
2005 Schweiz  Karin Moor Spanien  Gemma Abant Spanien  Mireia Abant
2006 Schweiz  Karin Moor Frankreich  Julie Pesenti Deutschland  Ann-Christin Bettenhausen
2007 Schweiz  Karin Moor Deutschland  Elisa Brieden Frankreich  Julie Pesenti
2008 Schweiz  Karin Moor Frankreich  Julie Pesenti Deutschland  Elisa Brieden
2009 Schweiz  Karin Moor Spanien  Gemma Abant Spanien  Mireia Abant
2010 Spanien  Gemma Abant Schweiz  Karin Moor Spanien  Mireia Abant
2011 Schweiz  Karin Moor Spanien  Gemma Abant Australien  Janine Jungfels
2012 Slowakei  Tatiana Janíčková Deutschland  Andrea Wesp Deutschland  Ann-Christin Bettenhausen
2013 Slowakei  Tatiana Janíčková Slowakei  Kristína Sýkorová Spanien  Lua Vizcaino
2014 Slowakei  Tatiana Janíčková Deutschland  Nina Reichenbach Australien  Janine Jungfels
2015 Slowakei  Tatiana Janíčková Australien  Janine Jungfels Deutschland  Nina Reichenbach
2016 Deutschland  Nina Reichenbach Slowakei  Tatiana Janíčková Schweiz  Debi Studer
2017 Deutschland  Nina Reichenbach Frankreich  Manon Basseville Schweiz  Debi Studer
2018 Deutschland  Nina Reichenbach Frankreich  Manon Basseville Spanien  Irene Caminos
2019 Spanien  Vera Barón Deutschland  Nina Reichenbach Frankreich  Manon Basseville
2020 keine Ausrichtung (Corona-Pandemie)
2021 Deutschland  Nina Reichenbach Spanien  Vera Barón Frankreich  Manon Basseville
2022 Spanien  Vera Barón Deutschland  Nina Reichenbach Schweden  Hilda Andersson
2023 Spanien  Vera Barón Spanien  Alba Riera Deutschland  Nina Reichenbach
2024
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Commons: UCI-Trial-Weltcup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. L’Affaire Benito Ros. Trial Inside, 31. Juli 2014; (französisch).
  2. Coupe du Monde Trial UCI : Victoire de Carthy. Union Cycliste Internationale, 31. Mai 2015; (französisch).
  3. Ancienne sportive de haut niveau, Marion surmonte désormais l'obstacle du handicap invisible. actu.fr, 19. Juni 2021; (französisch).
  4. UCI-Regelwerk für Trial, Stand vom 15. Oktober 2018 (Memento vom 24. Oktober 2020 im Internet Archive), Artikel 7.1.018 und 7.1.120
  5. UCI Trials auf Facebook. 21. Februar 2020; (englisch).
  6. Trials stars inspire the sport’s global community. Union Cycliste Internationale, 3. Juli 2020; (englisch).
  7. Cancellation of the 2020 UCI Indoor Cycling World Championships and the 2020 UCI World Cups for cycle-ball and trials. Union Cycliste Internationale, 4. August 2020; (englisch).
  8. Artikel 7.3.006 des UCI-Regelwerks
  9. Artikel 7.1.063 bis des UCI-Regelwerks
  10. Benito Ros wird von der UCI weiter als Dritter der Weltcup-Gesamtwertung 2012 geführt, obgleich seine Einzelergebnisse nachträglich gestrichen wurden. Die vierte Position belegte Rick Koekoek.