Ummidier
Die Ummidier (gens Ummidia) waren ein aus Casinum stammendes römisches Geschlecht, das während der ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. mehrere führende Senatoren hervorbrachte und mit dem antoninischen Kaiserhaus verschwägert war. Der Gentilname der männlichen Familienmitglieder lautete Ummidius, derjenige der weiblichen Angehörigen Ummidia.
Einen frühen Vertreter der Familie („ein gewisser Ummidius“), der vermutlich vor 33 v. Chr. starb,[1] nennt Horaz in seinen Satiren.[2] Trotz seines enormen Reichtums sei er so geizig gewesen, dass er sich wie ein Sklave kleidete und beinahe verhungert wäre. Schließlich erschlug ihn ein Freigelassener mit einem Beil. Weitere frühe Belege für den Namen Ummidius sind ein Dialog Varros[3] und ein Brief Ciceros;[4] es könnte sich bei allen drei Belegstellen um die gleiche Person handeln. Der Dialog ist von besonderer Bedeutung, weil Varro selbst eine Villa in Casinum besaß und die dortige Oberschicht daher gekannt haben dürfte.[5]
Stammliste
BearbeitenDie Nennungsreihenfolge von Geschwistern besagt nichts über deren Geburtszeitpunkt.
- Gaius Ummidius Durmius Quadratus, Suffektkonsul um 40
- Gaius Ummidius (Quadratus?) Sallustius
- Gaius Ummidius Quadratus (evtl. identisch mit Gaius Ummidius [Quadratus] Sallustius)
- Ummidia Quadratilla Asconia Secunda (evtl. identisch mit Ummidia Quadratilla)
- Ummidia Quadratilla
- Gaius Ummidius Quadrat[us], Suffektkonsul vermutlich 93
- N. N. (Enkelin der Ummidia Quadratilla, nicht sicher Tochter des Suffektkonsuls 93)
- Gaius Ummidius Quadratus Severus Sertorius, Redner und Rechtsanwalt, Suffektkonsul 118
- Ummidius Quadratus, Suffektkonsul um 146, Ehemann der Annia Cornificia Faustina und damit Schwager des Kaisers Mark Aurel
- Ummidia Cornificia Faustina
- Marcus Ummidius Quadratus, Konsul im Jahr 167
- Marcus Claudius Ummidius Quadratus, vermutlich adoptiert, nach einer Verschwörung gegen Commodus hingerichtet
- Ummidius Quadratus, Suffektkonsul um 146, Ehemann der Annia Cornificia Faustina und damit Schwager des Kaisers Mark Aurel
- Gaius Ummidius Quadrat[us], Suffektkonsul vermutlich 93
Literatur
Bearbeiten- Friedrich Münzer, Mauriz Schuster: Ummidius. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IX A,1, Stuttgart 1961, Sp. 597–603 (Einträge zu dem bei Horaz erwähnten Ummidius, zu dem Suffektkonsul von 118 und zu Ummidia Quadratilla).
- Rudolf Hanslik: Ummidius, Nachträge. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband IX, Stuttgart 1962, Sp. 1827–1833 (Einträge zu den Suffektkonsuln um 40, um 93 und um 146, zu dem Konsul von 167, dem Verschwörer gegen Commodus und der Ummidia Cornificia Faustina; außerdem Stammbaum der Familie).
- Mario Bonaria: Ummidius, Nachtrag. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband X, Stuttgart 1965, Sp. 1113 (Eintrag zu C. Ummidius Actius Anicetus, einem Freigelassenen der Familie).
- Werner Eck: Ummidius, Nachträge. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XIV, Stuttgart 1974, Sp. 944 (Eintrag zu Gaius Ummidius Sallustius; Nachträge zum Suffektkonsul von 118 und zum Konsul von 167).
- Werner Eck: Ummidius, Nachtrag. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XV, Stuttgart 1978, Sp. 934 (Eintrag zu Ummidius [...]pius, Verwalter in Ägypten um 299).
- Ronald Syme: The Ummidii. In: Historia. Zeitschrift für Alte Geschichte. Band 17, Heft 1, Franz Steiner Verlag 1968, S. 72–105.
- Jo-Ann Shelton: The Women of Pliny's Letters. Routledge, Abingdon (Oxfordshire) 2013, S. XIV (Stammbaum, online bei Google Books).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sigrid Mratschek-Halfmann: Divites et praepotentes. Reichtum und soziale Stellung in der Literatur der Prinzipatszeit (= Historia Einzelschriften. Band 70). Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-05973-3, S. 109 (zugleich Dissertation, Universität Heidelberg 1990; online).
- ↑ Horaz, Satiren 1,1,92–100.
- ↑ Varro, De re rustica 3,3,9.
- ↑ Cicero, Epistulae ad familiares 16,14 (englische Übersetzung).
- ↑ Jacqueline M. Carlon: Pliny’s Women. Constructing Virtue and Creating Identity in the Roman World. Cambridge University Press, Cambridge 2009, S. 190, Anm. 6.