Union der deutschen Akademien der Wissenschaften

Zusammenschluss der acht größeren deutschen Akademien der Wissenschaften

Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (kurz Akademienunion) ist ein Zusammenschluss der acht größeren deutschen Akademien der Wissenschaften.[1]

Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
(Akademienunion)
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1893
Sitz Mainz
Vorsitz Christoph Markschies
Website www.akademienunion.de/en/

Mitglieder

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Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften sind keine Mitglieder.

Geschichte

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Die organisierte Zusammenarbeit zwischen den deutschen Akademien der Wissenschaften begann bereits 1893 in Leipzig mit der Gründung des Kartells durch Delegierte der Akademien der Wissenschaften zu Göttingen, München, Leipzig und Wien. 1941 wurde das Kartell von den Nationalsozialisten zwangsweise zur Reichsakademie der Deutschen Wissenschaft, dann zum Reichsverband der deutschen Akademien der Wissenschaften umgestaltet. 1946 wurde die Preußische Akademie der Wissenschaften durch die sowjetische Militäradministration als „Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin“ wiedereröffnet. 1949 gründeten die Akademien in Göttingen, München und Heidelberg die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Akademien der Wissenschaften, die 1967 in Konferenz der deutschen Akademien der Wissenschaften umbenannt wurde.

Zum 1. Januar 1999 hat sich die Konferenz der deutschen Akademien der Wissenschaften in Union der deutschen Akademien der Wissenschaften umbenannt.

Aufgaben

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Die Union vertritt die gemeinsamen Interessen der Mitgliedsakademien mit mehr als 2000 Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen. Ziel ist der wissenschaftliche Austausch, Sicherstellung der Forschungsexzellenz, Koordinierung und Durchführung gemeinsamer Forschungsvorhaben und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Die Union koordiniert das Akademienprogramm, das eines der größten und bedeutendsten geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschungsprogramme Deutschlands ist. Mit einem Fördervolumen von 75 Millionen Euro umfasst es insgesamt 125 Vorhaben mit 188 Arbeitsstellen (Stand: 2024)[2] in den Bereichen Theologie, Philosophie, Geschichte, Literatur- und Sprachwissenschaften, Kunstgeschichte und Archäologie, Inschriften- und Namensforschung, Musikwissenschaft sowie der Grundlagenforschung in den Sozial- und Kulturwissenschaften.[2]

Die Union vertritt die einzelnen Akademien im Ausland und entsendet Vertreter in nationale und internationale Wissenschaftsorganisationen. Sie koordiniert die Forschungsvorhaben der einzelnen Akademien, führt gemeinsame Forschungsprojekte durch und vertritt ihre Mitgliedsakademien nach außen. Sie ist Mitglied der All European Academies (ALLEA), der Amaldi-Konferenz, des InterAcademy Partnership(IAP), der International Human Rights Network of Academies and Scholarly Societies (IHRN) und der Union Académique Internationale (UAI).

Zudem betreibt die Union Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und organisiert gemeinsame Veranstaltungen über aktuelle Themen der Wissenschaft. Einmal im Jahr organisiert die Akademienunion den Akademientag, die Gemeinschaftsveranstaltung aller Mitgliedsakademien, auf dem diese ihre Forschung einer breiten Öffentlichkeit vorstellen.

Kooperationen

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Mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung beteiligt sich die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften mit einem, in unregelmäßigen Abständen erscheinenden Bericht zur Lage der deutschen Sprache an der öffentlichen Diskussion zur Entwicklung der deutschen Sprache. Der Bericht soll wissenschaftlich fundierte Informationen zu Themen liefern, die innerhalb des öffentlichen Diskurses von besonderem Interesse sind. Der erste Bericht widmete sich dem Thema „Reichtum und Armut der deutschen Sprache“, der zweite Bericht dem Aspekt „Vielfalt und Einheit der deutschen Sprache“.

Mit der Max Weber Stiftung führt die Akademienunion die Veranstaltungsreihe Geisteswissenschaft im Dialog durch, bei der aktuelle Fragen aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft diskutiert werden.

Die Union ist Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung.

Seit 2007 ist die Akademienunion außerdem eine der Trägerinnen der gemeinnützigen Denkfabrik Stiftung Neue Verantwortung, die sich zum Ziel gesetzt hat, den exzellenten Nachwuchs in Deutschland zu vernetzen und zu fördern.

Die Unionsakademien beteiligen sich unter der Leitung der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften an der wichtigen Aufgabe einer wissenschaftsbasierten Gesellschafts- und Politikberatung. In interdisziplinären Arbeitsgruppen werden von Akademiemitgliedern und weiteren Experten Stellungnahmen zu aktuellen Themen für Politik und Gesellschaft erarbeitet.

Organisation

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Präsident ist Christoph Markschies, Vizepräsidenten sind Reiner Anderl, Irene Dingel sowie Daniel Göske (Stand 2023).[3]

Seit 1991 ist sie als eingetragener Verein institutionalisiert und betreibt eine Geschäftsstelle in Mainz und ein Büro in Berlin.

Literatur

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  • Conrad Grau: Die Wissenschaftsakademien in der deutschen Gesellschaft: Das "Kartell" von 1893 bis 1940. In: Christoph J. Scriba (Hrsg.): Die Elite der Nation im Dritten Reich. Das Verhältnis von Akademien und ihrem wissenschaftlichen Umfeld zum Nationalsozialismus. (= Acta historica Leopoldina; 22). Halle/Saale 1995, S. 31–56.

Siehe auch

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Commons: Union der deutschen Akademien der Wissenschaften – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Mitgliedsakademien - Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Abgerufen am 7. August 2022.
  2. a b Akademienprogramm 2024. In: Forschung. 2024. Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Auf Akademienunion.de, abgerufen am 5. Januar 2024.
  3. Organe und Gremien - Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Abgerufen am 28. Juni 2023.