Unser Lieben Frauen (Dahlen)

Kirchengebäude im Landkreis Nordsachsen, Sachsen

Die Kirche Unser Lieben Frauen ist ein Kirchengebäude der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in der Stadt Dahlen im sächsischen Landkreis Nordsachsen.

Kirche Unser Lieben Frauen zu Dahlen
Rückansicht
Blick zum Altar
Altarschrein
Christophorus-Fresko
Mosaikfenster, gefertigt 1895 von der Glasmalereiwerkstatt Anemüllers Nachfahren

Gestalt und Entwicklung

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Die Hallenkirche ist ein verputzter Bruchsteinbau mit langgestrecktem, eingezogenem Chor mit 3/8-Schluss und Strebepfeilern. Die querrechteckige ursprüngliche Doppelturmanlage hat einen Turm, das Obergeschoss ist oktogonal, das Dach ein Pyramidendach. Weitere besondere Merkmale des Sakralbaus sind das Nord-Portal und das West-Portal sowie spitzbogige Maßwerkfenster im Chorbereich.

Die Kirche ist ein unter Einbeziehung des aus dem 13. Jahrhundert stammenden Westbaus der romanischen Vorgängerin im 15. und 16. Jahrhundert errichtetes Gebäude. Der spätgotische Chor entstand nach 1475, das Hallenlanghaus im Stil der Nachgotik wurde 1595 errichtet. 1862 bis 1863 fanden nach Plänen des Baumeisters Heinrich Engst Erneuerungen an der Westfassade und am Turm sowie eine Regotisierung des Innenraums statt. 1963 wurden das Turmdach neu gedeckt und das Turmkreuz erneuert. Als Baustile finden sich Romanik, Gotik und Historismus.

Innengestaltung

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Die dreischiffige Halle hat drei Joche. Das Mittelschiff ist mit Netzgewölbe, die Seitenschiffe und der Chor mit Sterngewölbe sowie die Sakristei mit Zellengewölbe ausgeschmückt. Achteckige Pfeiler tragen die dreiseitige Empore. Im Chorraum stehen Altarschrein, Taufe und Lesepult.[1]

Im Altarschrein von 1863 wurden spätgotische Schnitzfiguren, um 1520 vom Meister des Döbelner Hochaltars geschaffen, aufgestellt.

Die Kirche hat fünf historische, offenbar original erhaltene Mosaikfenster. Die Bleiverglasung der Chorfenster fertigte die Glasmalereiwerkstatt Anemüllers Nachfahren 1895 an.

Eine Besonderheit ist das überdimensionale Fresko an der Südwand des Chores, es stellt Christophorus dar. In der Nordwand des Chores befinden sich im Obergeschoss die Fenster der Patronatsloge des einstigen Ritterguts Dahlen. Die Kirche ist die Ruhestätte[2] des Hanns Herrmann Wostromirsky von Rockittnigk.

Kirchgemeinde

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Die Pfarrer der Kirche Dahlen
  • 1549: Walther, Augustin
  • 1552: Osterland, Jakob
  • 1572: Hofmann, Stephan
  • 1573: Kreidel, Ambrosius
  • 1577: Becker, Johannes
  • 1584: Hesse, Valentin
  • 1595: Schreiber, Johann
  • 1605: Creutziger, Christoph
  • 1616: Arras, Bartholomäus
  • 1625: Werbig, Heinrich
  • 1634: Selnecker, Georg
  • 1638: Haubold, Michael d. J.
  • 1641: Fischer, Johann
  • 1649: Stützling, Samuel
  • 1676: Bürger, Georg Adam
  • 1679: Gilbert, Johann Georg
  • 1680: Bürger, Michael
  • 1695: Vogel, Johann Bernhard
  • 1729: Gerlach, Gottfried Ephraim
  • 1733: Simon, Johannes David
  • 1755: Krahmer, Christian Adolph
  • 1759: Flasch, Gottlob Sigismund
  • 1769: Kirsch, Johann Gottfried
  • 1771: Fritzsche, Friedrich Ernst
  • 1777: Fleck, Johann August
  • 1779: Meyer, Johann Friedrich
  • 1781: Abt, Franz Gotthard
  • 1790: Hempel, Johann Friedrich August
  • 1797: Ehrlich, Gotthilf Friedrich
  • 1807: Schoch, Friedrich August
  • 1832: Türk, Gustav Adolph
  • 1833: Engler, Johann Friedrich Traugott
  • 1845: Leupold, August Friedrich
  • 1850: Füllkruß, Hermann
  • 1853: Münckner, August
  • 1867: Portig, *Gustav Heinrich Ernst
  • 1873: Fraustadt, Albert (1846–1928), Diakon (1873) und Pfarrer der Kirche zu Dahlen (1874–1901).[3] Er war Schüler der Fürstenschule Grimma ab 1858 und veröffentlichte das Schüler-Stammbuch der Schule von 1550 bis 1900[4], sein Vater war Emil Albert Fraustadt (1808–1883), Pfarrer der Kirche Luppa und Kirchenhistoriker.
  • 1876: Kreyßig, Paul Hermann
  • 1883: Stock, Daniel August
  • 1885: Zimmermann, Heinrich Oskar
  • 1890: Rötscher, August Friedrich Otto
  • 1894: Lohmann, Karl August
  • 1901: Riedel, Johannes
  • 1910: Sebastian, Felix *Georg
  • 1958: Mende, Lothar[5]
  • 2009: Sehn, Andreas[6]

Seit 2020 gehört Dahlen zur Kirchgemeinde Oschatzer Land im Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

 
Prospekt der Jehmlich-Orgel von 1866 auf der Empore

Die Orgel schuf Jehmlich Orgelbau Dresden im Jahr 1866 als Opus 45. Sie hat zwei Manuale und Pedal, 29 Register[7] sowie 1868 Orgelpfeifen.

Die Orgel hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur mit Schleifladen und folgende Disposition:

I Hauptwerk C–e3
Prinzipal 16′
Prinzipal 8′
Rohrflöte 8′
Gemshorn 8′
Viola di Gamba 8′
Oktave 4′
Spitzflöte 4′
Quinte 223
Oktave 2′
Terz 135
Kornett (Bass)/(Diskant) 3fach/5fach
Mixtur 4fach
II Hinterwerk C–e3
Quintatön 16′
Geigenprinzipal 8′
Gedackt 8′
Quintatön 8′
Oktave 4′
Rohrflöte 4′
Nasat 223
Oktave 2′
Terz 135
Sifflöte 1′
Mixtur 3fach
Pedal
Prinzipalbass 16′
Subbass 16′
Quintbass 1023
Oktavbass 8′
Posaunenbass 16′
Trompetenbass 8′
  • Koppeln und Spielhilfen: Manualkoppeln: II/I, Pedalkoppeln: I/O, Kalkantenklingel, Sperrventil für HW und OW

Das Geläut der Kirche zu Dahlen gehört zu den wenigen alten erhalten gebliebenen und in Sachsen gegossenen Bronze-Kirchenglocken-Ensembles aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Es ist ein klingendes Zeugnis der mehr als 700 Jahre währenden Tradition des Glockengießens in Sachsen. Aufgrund ihres Alters und ihres damit verbundenen historischen Wertes entgingen die Glocken den staatlich angeordneten „Metallspende“-Aktionen während des Ersten und Zweiten Weltkriegs.

Das Geläut besteht aus folgenden drei Glocken: Die große Glocke (Grundton es') stammt aus dem Jahr 1625 von der Glockengießer-Familie Hilliger, ist 142 cm weit und wiegt 1.600 Kilogramm. Die mittlere Glocke (Grundton g') stammt von der Glockengießerfirma G. A. Jauck in Leipzig aus dem Jahr 1862, ist 112 cm weit und wiegt 900 Kilogramm. Die kleine Glocke (Grundton b') stammt ebenfalls von Jauck aus dem Jahr 1862, ist 94 cm weit und wiegt 550 Kilogramm.[8]

Literatur

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  • Cornelius Gurlitt: Dahlen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 27. Heft: Amtshauptmannschaft Oschatz (I. Teil). C. C. Meinhold, Dresden 1905, S. 77.
  • Georg Dehio Nachf. /Dehio-Vereinigung e.V (Hrsg.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1998.
  • Lutz Heydick: Landkreis Nordsachsen Historischer Führer. Sax-Verlag, Beucha/Markkleeberg 2016.
  • Die Stadtkirche „Unser Lieben Frauen“ in Dahlen. In: Der Mittelsächsische Heimatbote – Ausflüge in Kultur und Geschichte zwischen Elbe und Mulde. Heft 23.[9] Oschatz 2008.
  • Die Dahlener Kirche. S. 28 in: Stadtverwaltung Dahlen (Hrsg.): Dahlener Heide und Heidestadt Dahlen – Der Natur ein Stück näher! Grußwort von Bürgermeister Matthias Löwe. Dahlen (ohne Jahr).
  • Magister Carl Samuel Hoffmann, Gustav Adolph Türk, Friedrich August Schoch: Historische Nachrichten zum Rittergut Dahlen sowie zu den Kirchen in Dahlen und Schmannewitz (1817/1840). Publikation vereint die Nachrichten aus der Amts-Chronik von Carl Samuel Hoffmann (1817) und der (Alten) Sächsischen Kirchengalerie (1840).[10]
  • Rico Heyl: Kleine Städte kleiner Herren. Verfassung und Verwaltung der Städte Belgern, Dahlen und Penig im späten Mittelalter (1350 – 1520). In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. 152. Jahrgang, Hrsg. Klaus Neitmann, Selbstverlag des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, Potsdam 2016, S. 99–186. Digitalisat
  • Sachsens Kirchengalerie – Die Inspection Oschatz. Dritter Band, vierte Abtheilung. Verlag Hermann Schmidt, Dresden 1840. Digitalisat
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Commons: Unser Lieben Frauen (Dahlen (Sachsen)) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Architektur. Kirche Dahlen., abgerufen am 23. Februar 2020.
  2. Carl Sahrer von Sahr-Dahlen: Der kursächsische General der Infanterie Wostromirsky von Rockittnigk. In: Karl von Weber (Hrsg.): Archiv für die Sächsische Geschichte, 5. Band, Verlag Bernhard Tauchnitz, Leipzig 1867, S. 306 ff.
  3. Pfarrerbuch, abgerufen am 9. Februar 2020.
  4. Grimmenser-Stammbuch 1900 – Lebensnachrichten über Zöglinge der Fürstenschule Grimma vom Jahre der Gründung 1550 bis heute. Zum 350jährigen Stiftungsfeste der Königlichen Fürsten- und Landesschule Grimma herausgegeben vom Verein ehemaliger Fürstenschüler. PDF, abgerufen am 24. Februar 2020.
  5. Pfarrerbuch, abgerufen am 23. Februar 2020.
  6. Website der Kirchgemeinde Oschatzer Land.
  7. Orgel. Register., abgerufen am 25. Februar 2020
  8. Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen. Klang zwischen Himmel und Erde. Hrsg.: Evangelisch-Lutherisches Landeskirchenamt Sachsens. Zweite, aktualisierte und ergänzte Auflage. Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 284.
  9. Wanderwelt Mittelsachsen, abgerufen am 23. Februar 2020
  10. Wanderwelt, abgerufen am 23. Februar 2020.

Koordinaten: 51° 21′ 53,8″ N, 13° 0′ 3,5″ O