Unter-Ostern

Ortsteil von Reichelsheim im Odenwaldkreis, Hessen

Unter-Ostern ist ein Ortsteil der Gemeinde Reichelsheim im südhessischen Odenwaldkreis.

Unter-Ostern
Koordinaten: 49° 42′ N, 8° 52′ OKoordinaten: 49° 41′ 39″ N, 8° 51′ 37″ O
Höhe: 222 (217–288) m ü. NHN
Fläche: 5,16 km²[1]
Einwohner: 464 (2016)[2]
Bevölkerungsdichte: 90 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Postleitzahl: 64385
Vorwahl: 06164
Blick auf Unter-Ostern (2016)
Blick auf Unter-Ostern (2016)

Geographie

Bearbeiten

Unter-Ostern und Ober-Ostern teilen sich die Lage im Tal des Osterbachs, der als rechter östlicher Quellbach zusammen mit dem Mergbach die Gersprenz bildet. Dabei nimmt Unter-Ostern auf knapp zwei Kilometer Länge das Tal unterhalb der Einmündung des Erzbachs ein, den der Osterbach etwa auf seiner halben Länge von Südosten aufnimmt. Zur Gemarkung zählen auch Seitentäler wie der Unterlauf des Rohrbachs, der Irrbach und der Formbach. Naturräumlich liegt das Tal im Vorderen Odenwald, dem aus kristallinem Gestein mit kleinteilig strukturiertem Oberflächenrelief gebildeten Teil des Odenwalds. Die Gemarkungsfläche beträgt 501 Hektar (1961), davon sind 129 Hektar bewaldet.

Der Ort besteht in der historischen Bausubstanz aus im Tal verstreuten Bauernhöfen mit einem Mittelpunkt an dem Tälerkreuz, das der Rohrbach und der Irrbach mit dem Osterbach bilden. In Nachbarschaft zu den bäuerlichen Anwesen ist nach und nach weitere Wohnbebauung entstanden. Im Formbachtal am Leonharsberg findet sich zudem das Freizeitdorf-Ostertal.[3]

Geschichte

Bearbeiten

Ortsgeschichte

Bearbeiten

Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes stammt von 1357. Historisch wurde Unter-Ostern mit folgenden Ortsnamen bezeichnet (in Klammern das Jahr der Erwähnung)[4]:

  • Nider Osterna (1357)
  • Nydern Osterna (1398–1400)
  • Nyddern Osternauwe (1438)
  • Nyddern Osternauwe (1443)
  • Nyedern Osterna (1456)
  • Unndernn Orstenn (1515)
  • Osterna inferior (16. Jahrhundert)
  • Undern Orstenaw (1532)
  • Unter Osternau (1722)

Unter-Ostern gehörte zum Amt Reichenberg der Grafschaft Erbach, die 1806 zum Großherzogtum Hessen kam. Ab 1822 gehörte Unter-Ostern zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Lindenfels, ab 1874 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt.

Hessische Gebietsreform 1971

Unter-Ostern war eine der ersten drei Gemeinden, die im Zuge der Gebietsreform in Hessen zum 1. Februar 1971 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Reichelsheim i. Odw. eingegliedert wurden.[5][6] Für Unter-Ostern sowie für die meisten im Zuge der Gebietsreform nach Reichelsheim eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Gerichte

Bearbeiten

Nach Auflösung des Amtes Erbach 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Unter-Ostern zunächst das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1853 das Landgericht Fürth, ab 1879 das Amtsgericht Fürth und ab 1904 das Amtsgericht Reichelsheim. Als dieses 1968 aufgelöst wurde, fiel Unter-Ostern in den Bezirk des Amtsgerichts Michelstadt.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Unter-Ostern angehört(e):[4][8][9]

Bergwerke

Bearbeiten

Im Mittelalter wurde aus zwei Bergwerken Eisenerz gefördert.

Bevölkerung

Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011

Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Unter-Ostern 408 Einwohner. Darunter waren 12 (2,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 36 Einwohner unter 18 Jahren, 156 zwischen 18 und 49, 3 zwischen 123 und 64 und 93 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 213 Haushalten. Davon waren 75 Singlehaushalte, 78 Paare ohne Kinder und 45 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 45 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 141 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten
Unter-Ostern: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2016
Jahr  Einwohner
1829
  
234
1834
  
272
1840
  
257
1846
  
279
1852
  
272
1858
  
250
1864
  
282
1871
  
305
1875
  
310
1885
  
363
1895
  
371
1905
  
348
1910
  
333
1925
  
288
1939
  
250
1946
  
326
1950
  
320
1956
  
272
1961
  
277
1967
  
264
1970
  
276
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
408
2016
  
464
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAIS[4]; Zensus 2011[11]

Historische Religionszugehörigkeit

Bearbeiten

Im Jahre 1961 gab es 254 evangelische (= 91,70 %) und 23 katholische (= 8,30 %) Einwohner.[4]

Bearbeiten
Commons: Unter-Ostern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Michelstadt) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Februar 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Reichelsheim.

Einzelnachweise

  1. Daten/ Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Reichelsheim, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2016.
  2. Ortsteil Unter-Ostern In: Webauftritt der Gemeinde Reichelsheim, abgerufen im Juli 2018.
  3. Freizeitdorf-Ostertal im Internet
  4. a b c d Unter-Ostern, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 19 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 357 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Hauptsatzung § 6. (PDF; 281 kB) Gemeinde Reichelsheim, abgerufen im Oktober 2020.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  11. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 92, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.