Valentin Schumann senior

deutscher Frühdrucker und Buchhändler

Valentin Schumann († 1542 in Leipzig) war ein Frühdrucker und Buchhändler, der als erster deutscher Drucker griechische und hebräische Lettern verwendete und von 1514 bis 1542 wirkte.

Druckersignet von Valentin Schumann, 1516

Leben und Wirken

Bearbeiten
 
Heinrich Stromer von Auerbachs Adversus pestilentiam observationes in einer Ausgabe von Schumann, Titelholzschnitt mit Wappen (Albrecht von Brandenburg) und den Heiligen Mauritius, Martin und Stephanus, 1516

Valentin Schumann wurde als Sohn eines Leipziger Bürgers geboren und erhielt 1514 ebenfalls das Leipziger Stadtbürgerrecht.[1] Noch im gleichen Jahr begann er mit seiner Drucktätigkeit, in der ersten Zeit vor allem mit Übersetzungen antiker griechischer und römischer Autoren, Schriften von Humanisten wie Erasmus von Rotterdam oder Johannes Reuchlin sowie Lehrbüchern. Abnehmer dieser in Latein gedruckten Werke waren vor allem Studenten der Universität Leipzig. Die meisten seiner ersten Drucke umfassten nur wenige Bögen.

Im Jahr 1516 druckte er erstmals in Deutschland ein Buch mit griechischen Lettern, dabei handelte es sich um die kleine griechische Grammatik Tabulae, Grecas Literas Compendio des englischen Philologen Richard Croke, der zu der Zeit an der Leipziger Universität lehrte. 1520 folgte mit Elementale Hebraicum von Philipp Michel Novenianus eine kleine Grammatik in hebräischen Lettern. Zwischen 1518 und Anfang 1521 druckte Schumann zunächst zahlreiche reformatorische Schriften u. a. von Martin Luther,[2] nach einer von Herzog Georg dem Bärtigen verordneten kurzen Haft im Februar 1521 fast ausschließlich Werke von Gegnern Luthers. 1520 erschien bei ihm die Erstausgabe von Georg Rhaus Enchiridion Musicae Mensuralis, eines der einflussreichsten Musiklehrbüchern des 16. Jahrhunderts. 1523/1526 ruhte seine Drucktätigkeit in Leipzig. Im Frühjahr 1523 siedelt er mit seiner Familie nach Wittenberg über, wo er auch als Drucker tätig war. Anschließend richtete er die sogenannte Emserpresse ein, die 1524 durch Hieronymus Emser als erste Dresdener Druckerei gegründet und durch Drucker aus Leipzig betrieben wurde.[3] 1526 kehrte er nach Leipzig zurück. Nach Einführung der Reformation in Sachsen druckte er 1539 unter dem Titel Geistliche lieder, auffs new gebessert und gemehrt die erweiterte Ausgabe eines 1535 erschienenen Gesangbuches von Joseph Klug, u. a. mit dem erstmals in einem Buch veröffentlichten Kirchenlied Vater unser im Himmelreich von Martin Luther.[4] Das Werk hatte großen Erfolg und erschien zu Schumanns Lebzeiten 1540 und 1542 noch in einer zweiten und dritten Auflage.[5]

Schumann war der erste Leipziger Drucker, der mit viel Buchschmuck arbeitete, zahlreiche seiner Bücher enthielten auch großformatige Holzstiche, u. a. von Heinrich Vogtherr dem Älteren. Zudem war er in seiner Wirkungszeit einer der produktivsten Drucker in der Messestadt, im Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16) sind 525 Titel nachgewiesen.[6] Seine Werkstatt und eine Buchhandlung hatte Schumann in der Ritterstraße und in der damaligen Grimmaischen Gasse (heute Grimmaische Straße).

Sein gleichnamiger Sohn Valentin Schumann junior (um 1520–nach 1559) war ausgebildeter Schriftgießer, Landsknecht sowie Schriftsteller und veröffentlichte 1559 die bedeutende Schwanksammlung Nachtbüchlein.[7]

Literatur

Bearbeiten
  • Gustav WustmannSchumann: Valentin S. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 33, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 57–59.
  • Felix Geß: Aus Leipzig in Herzog Georg's Zeit. 2. Valentin Schumann. In: Archiv für die Geschichte des deutschen Buchhandels 14 (1891), S. 353 (Digitalisat, abgerufen am 14. Februar 2024).
  • Josef Benzing: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet (= Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen. Bd. 12). Harrassowitz, Wiesbaden 1963, DNB 450361772, S. 262 (Digitalisat, abgerufen am 14. Februar 2024).
  • Jürgen Helbig, Hanns-Jürgen Rusch: Vielseitigkeit und Gelehrsamkeit Leipziger Frühdrucker. In: Papier und Druck 38 (1989), Nr. 5, ISSN 0031-1375, S. 237–240.
  • Frank Aurich: Die Anfänge des Buchdrucks in Dresden. Die Emserpresse 1524 – 1526 (= Schriftenreihe der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek. Bd. 3). SLUB, Dresden 2000, ISBN 978-3-910005-20-4.
  • Sabine Knopf, Volker Titel: Der Leipziger Gutenbergweg. Geschichte und Topographie einer Buchstadt (= Sax-Führer). Sax-Verlag, Beucha 2001, ISBN 978-3-934544-04-8, S. 65–66.
  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 2., überarb. und erweiterte Auflage. Pro Leipzig, Leipzig 2012, ISBN 978-3-936508-82-6, S. 540.
  • Mark Lehmstedt: Buchstadt Leipzig. Biografisches Lexikon des Leipziger Buchgewerbes. Band 1: 1420–1538. Von den Anfängen bis zur Einführung der Reformation. Lehmstedt, Leipzig 2019, ISBN 978-3-95797-099-2, S. 155–165.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Ernst Müller: Leipziger Neubürgerliste 1502–1556. N–Z., hrsg. vom Stadtarchiv Leipzig. Leipzig 1982, DNB 209155183, S. 40–41.
  2. Maria von Katte: Schumann, Valentin. In: Katalog der Wolfenbütteler Luther-Drucke 1513 bis 1546. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, abgerufen am 14. Februar 2024.
  3. Christoph Volkmar: Hieronymus Emser. In: Sächsische Biografie. Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, 10. März 2006, abgerufen am 14. Februar 2024.
  4. Michaela Scheibe: Sofort gestrichen – Luther komponiert zu einem seiner Choräle. In: Blog-Netzwerk für Forschung und Kultur. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, 20. November 2016, abgerufen am 14. Februar 2024.
  5. Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Erster Haupttheil. Die Dichter und Sänger. Band 1. 3., umgearb. und vermehrte Auflage. Belser, Stuttgart 1866, S. 252 (Digitalisat, abgerufen am 14. Februar 2024).
  6. Suche im VD 16 nach "Drucker, Verleger" Schumann, Valentin, abgerufen am 14. Februar 2024.
  7. Ludwig FränkelSchumann: Valentin S. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 752–755.