Valias (albanisch auch Valiasi) ist ein Dorf in der albanischen Bashkia Kamza, Qark Tirana.

Valias
Valiasi
Valias (Albanien)
Valias (Albanien)

Koordinaten: 41° 24′ N, 19° 44′ O

Basisdaten
Qark: Tirana
Gemeinde: Kamza
Höhe: 45 m ü. A.
Telefonvorwahl: (+355) 47
Postleitzahl: 1030
Luftaufnahme der Neubauten in Valias (2022)

Luftaufnahme der Neubauten in Valias (2022)

Das Dorf liegt westlich von Kamza, nur rund einen Kilometer vom südlichen Ende des Geländes des Flughafens Tirana entfernt, in der Ebene zwischen den Flüssen Tirana, die im Südwesten verläuft, und Tërkuza etwas weiter nordöstlich auf ca. 45 m ü. A..[1] Ins Zentrum von Kamza sind es rund zweieinhalb Kilometer, das Zentrum von Tirana ist im Südosten rund 9,5 Kilometer Luftlinie entfernt. Valias und Kamza sind praktisch zusammengewachsen. Östlich vom Dorf verläuft die Rruga shtetërore SH1, die Tirana mit Nordalbanien verbindet.

Während des Kommunismus gehört das Dorf zur Landwirtschaftliche Genossenschaft von Kamza. Angebaut wurden rund um Valias vor allem Gemüse und Früchte.[2]

Mine von Valias im Jahr 2020 von Norden

Am westlichen Rand des Dorfes liegt die ehemalige Mine von Valias, in der Braunkohle[Anmerkung 1] abgebaut wurde.[3] Zusammen mit Krraba südlich von Tirana, der zweiten Lagerstätte des Tirana-Beckens, bildete Valias die wichtigste Kohleförderregion Albaniens.[4] Der Braunkohlebergbau unter Tage wurde 1978 aufgenommen.[5] Die Kohle wurde in rund 160 Metern Tiefe abgebaut. Der Untergrund war instabil und schwierig und die Qualität durchzogen, so dass der Abbau nicht profitabel war. Die Strecken mussten aufwändig gestützt werden.[6] An die Mine angeschlossen war eine Kohlenwäsche. Die Kohle wurde vor allem für Energieerzeugung genutzt.[7] Die Mine wurde wie alle Kohleminen Albaniens in den frühen 1990er Jahren geschlossen, nachdem das kommunistische System zusammengebrochen war und als das Land eine große wirtschaftliche Krise durchmachte.[8] Von den Eisenbahnschienen, die früher die Mine erschlossen haben,[1] ist heute nichts mehr zu sehen. Es gibt keine Pläne, die Mine wiederzueröffnen.[9] 2022 war das Gelände weitgehend überbaut mit neuen Appartementhäusern: Es entstanden 112 Wohnungen für Geschädigte des Erdbebens vom November 2019.[10]

Die Mine erlangte Bekanntheit, als nach der Parlamentswahlen vom März allgemeine Unzufriedenheit über die wirtschaftliche Situation, ausgebliebene grundlegende Veränderungen und Polizeigewalt ausgebrochen war. Es kam zu einem mehrere Wochen lang dauernden landesweiten Generalstreik. Ein Hungerstreik von rund 200 Minenarbeitern aus Valias in der Grube ab dem 25. Mai 1991 war Beispiel für viele andere Arbeiter, Protestierende im ganzen Land wurden von ihnen inspiriert. Der Widerstand der streikenden lähmte das ganze Land, und am 4. Juni 1991 trat die amtierende Regierung von Fatos Nano zurück. Eine Übergangsregierung der nationalen Einheit lenkte das Land für neun Monate bis zu den nächsten Wahlen.[11][12] Bereits bei den Protesten am 21. Februar 1991 in Tirana, als die Statue von Enver Hoxha auf dem Skanderbeg-Platz gestürzt wurde, soll ein Telegramm von den Minenarbeitern aus Valias, in dem ein Hungerstreik angekündigt wurde, die Menge aufgewiegelt haben.[13][14] Ein erster Streik in den Minen von Valias im Januar 1991 führte zur Gründung einer ersten unabhängigen Gewerkschaft.[15][16] 49 der Streikenden vom Mai 1991 wurden im Jahr 1996 vom albanischen Präsidenten Sali Berisha ausgezeichnet.[17]

Anmerkungen

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  1. Während albanische Quellen durchwegs von Steinkohle (qymyrgur) sprechen, wird in ausländischen Quellen wiederholt behauptet, dass es Braunkohle sei (Zickel/Iwaskiw 1994). Es gäbe in Albanien keine Steinkohle, aber „einige Braunkohlevorkommen [, die] aber qualitativ gut sind und steinkohleähnlichen Charakter haben, [weshalb] in der Literatur sehr oft irrtümlich von Steinkohlevorkommen gesprochen“ werde; bei den Vorkommen im Becken von Tirana handle es sich um Glanzkohle mit hohem Heizwert (Karl Schappelwein: Bergbau und Energiewirtschaft. In: Klaus-Detlev Grothusen (Hrsg.): Albanien (= Südosteuropa-Handbuch. Band VII). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-36207-2, S. 386.).

Einzelnachweise

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  1. a b Offizielle Karte 1:50'000 des militärischen kartographischen Amtes Albaniens, Blatt K-34-125-C Shijaku, 2. Auflage 1989.
  2. Akademia e Shkencave e RPSSH (Hrsg.): Fjalor enciklopedik shqiptar. Tirana 1985, Stichwort Valias, S. 1151.
  3. Sotir Guxha: Fjalor enciklopedik shqiptar. Hrsg.: Akademia e Shkencave e RPSSH. Tirana 1985, Stichwort Miniera e qymyrgurit e Valiasit, S. 708.
  4. Arqile Bërxholi, Perikli Qiriazi: Albanien. Geographischer Überblick. 8 Nëntori, Tirana 1987.
  5. Walter G. Steblez: The Mineral Industry of Albania. In: United States Bureau of Mines, Geological Survey (Hrsg.): Minerals Yearbook 1978-79. Volume III – Area Reports: International. Bureau of Mines, 1981, S. 47 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  6. Haxhi Sauku, Thuma Korini: Valia Coal Mine – A Typical Case of Coal Mining in Squeezing Locks. Tirana (org.tr [PDF; abgerufen am 21. März 2020]).
  7. Raymond Zickel, Walter R. Iwaskiw: Albania. A Country Study. Hrsg.: Federal Research Division, Library of Congress. 2. Auflage. Washington 1994, S. 143 (marines.mil [PDF; abgerufen am 21. März 2020]).
  8. A. Halili, G. Muka: Features of Environmental Issues Related to Abandoned Mining Exploitations in Albania. In: Journal of International Environmental Application and Science. Volume 11, Nr. 4, 2016, S. 376–383 (jieas.com [PDF; abgerufen am 21. März 2020]).
  9. Plani operacional i Zhvillimit Vendor – Bashkia Kamëz. (PDF) In: UNDP. März 2016, S. 11, abgerufen am 24. März 2020 (albanisch).
  10. Gjergji Mima: Rama: Dorëzohen 112 apartamentet e reja të bllokut të parë në Valias. In: Agjencia Telegrafike Shqiptare. 19. April 2022, abgerufen am 27. Juni 2022 (albanisch).
  11. Elez Biberaj: Albania In Transition: The Rocky Road To Democracy. Routledge, New York 2019, ISBN 978-0-429-97096-2, S. 101.
  12. Miranda Vickers, James Pettifer: Albania: From Anarchy to a Balkan Identity. New York University Press, New York 2000, ISBN 0-8147-8794-0, S. 65.
  13. Shinasi A. Rama: The end of communist rule in Albania: political change and the role of the student movement. Routledge, New York 2019, ISBN 978-0-429-24299-1, S. 193.
  14. Në përkujtim të 20 shkurtit 1991, publikohet telegrami i minatorëve të Valiasit: Jemi me studentët, do fillojmë grevën e urisë nën tokë (Dokumenti). In: newsbomb.al. 20. Februar 2020, abgerufen am 22. März 2020.
  15. Michael Schmidt-Neke: Politisches System. In: Klaus-Detlev Grothusen (Hrsg.): Albanien (= Südosteuropa-Handbuch. Band VII). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-36207-2, S. 233.
  16. Më 16 Maj 1991 u shpall greva e përgjithshme, që nga përmasat ishte greva e parë më e madhe në historinë e popullit tonë, si edhe nga më të rrallat në botë me këtë shtrirje dhe kohëzgjatje. In: Bashkimi i Sindikatave të Pavarura të Shqipërisë. 16. Februar 2011, abgerufen am 21. März 2020 (albanisch).
  17. Përparim Halili: Historia e 49 ish-grevistëve të Valiasit dhe medaljeve të tyre me peshë 4.5 kg flori. In: Gazeta Dita. 27. Mai 2014, abgerufen am 21. März 2020 (albanisch).