Valsalva-Retinopathie
Klassifikation nach ICD-10 | |
---|---|
H35.6 | Netzhautblutung |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Bei der Valsalva-Retinopathie handelt es sich um eine Blutung der Netzhaut des Auges. Die Bezeichnung nimmt Bezug auf das Valsalva-Manöver, bei dem absichtlich der Druck im Bauch- und Brustraum erhöht wird. Gleiches geschieht unbeabsichtigt beispielsweise bei heftigem Niesen, Husten oder Erbrechen. Die Erkrankung wurde erstmalig beschrieben von Thomas Duane.[1]
Entstehung
BearbeitenDie Erkrankung betrifft meist gesunde Menschen jeden Alters ohne spezielle Vorerkrankungen. Ihr geht ein Ereignis voraus, bei dem der venöse Druck in Bauch- und Brustraum und damit auch im Kopf erheblich ansteigt. Solche Ereignisse können sein: schweres Heben, Pressen bei Stuhlgang oder Entbindung, heftiges Niesen, Husten oder Erbrechen oder heftige sexuelle Aktivitäten. Vor allem Unfälle mit Kompression des Bauch- und/oder Brustraums führen zu dieser Situation.
Durch die Druckerhöhung im venösen Teil kommt es zum Platzen von Kapillargefäßen im Bereich der Netzhaut. Das Blut ergießt sich entweder unter die innere Grenzmembran (Internal Limiting Membrane, ILM) innerhalb der Netzhaut oder zwischen Netzhaut und Glaskörper (präretinal). Blutungen in den Glaskörper kommen dabei gleichzeitig vor. Die Blutungen können an jeder Stelle der Netzhaut auftreten, eine gewisse Häufung findet man im Bereich um die Fovea centralis herum.[2][3][4]
Symptome
BearbeitenDie Patienten bemerken kurze Zeit nach dem Ereignis eine Sehstörung auf einem Auge, selten auf beiden Augen. Diese macht sich durch einen teilweisen Ausfall des Gesichtsfelds (Skotom) bemerkbar. Im Gesichtsfeld erscheinen schwarze Flecken, Punkte oder Schlieren (Mouches volantes, englisch floaters). Position und Größe dieser Schlieren hängen von Ort und Ausmaß der Blutung ab. Das Bild des betroffenen Auges ist oft rötlich eingetrübt. Andere Symptome fehlen meist. Insbesondere ist die Erkrankung schmerzlos.[3][4]
Verlauf und Therapie
BearbeitenDas ausgetretene Blut wird in der Regel vom Körper abgebaut und innerhalb von Wochen und Monaten bildet sich die Sehstörung wieder zum Normalzustand zurück. Eine Behandlung ist meist nicht notwendig.[2][3][4]
Fallbeispiele
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Thomas Duane: VALSALVA HEMORRHAGIC RETINOPATHY. 1972, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ a b Atlas of Ophthalmology. Abgerufen am 13. August 2024.
- ↑ a b c d Lisa Lüdtke, Andreas Stahl, Frank Tost: Plötzliche schmerzlose einseitige Sehverschlechterung bei jungem Patienten. In: Die Ophthalmologie. Band 120, Nr. 4, 1. April 2023, ISSN 2731-7218, S. 437–439, doi:10.1007/s00347-022-01762-9.
- ↑ a b c Sriram Simakurthy, Koushik Tripathy: Valsalva Retinopathy. In: StatPearls. StatPearls Publishing, Treasure Island (FL) 2024, PMID 31424803 (nih.gov [abgerufen am 13. August 2024]).
- ↑ P. Peschke, F. Weinand: Beidseitige retinale Blutungen nach „acute respiratory distress syndrome“ (ARDS) bei COVID-19-Pneumonie. In: Die Ophthalmologie. Band 120, Nr. 6, 2023, ISSN 2731-720X, S. 652–655, doi:10.1007/s00347-022-01676-6, PMID 35925349, PMC 9253253 (freier Volltext).
- ↑ A. Maamri, A.D. Abdin, B. Seitz, S. Suffo: Spontane massive makuläre Blutung bei einem 25-jährigen Patienten. German Medical Science GMS Publishing House, 15. Dezember 2020, S. Doc20rma12, doi:10.3205/20rma12 (egms.de [abgerufen am 13. August 2024]).
- ↑ Maria Weiß: Plötzlicher Sehverlust: Makulablutung durch schweres Heben. 21. September 2021, abgerufen am 13. August 2024.