VanMoof

insolventer Fahrradhersteller aus den Niederlanden

VanMoof ist ein Fahrradhersteller, der 2009 in den Niederlanden gegründet wurde. Er vertrieb eigene Fahrräder und E-Bikes, die über eine Mobile App bedient werden. Ende August 2023 wurde das Unternehmen durch die McLaren-Tochter Lavoie übernommen, nachdem das Unternehmen im Juli 2023 Insolvenz angemeldet hatte.

VanMoof B.V.

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Rechtsform Besloten vennootschap
Gründung 2009[1]
Sitz Amsterdam, Niederlande Niederlande
Leitung Eliott Wertheimer, Albert Nassar
Mitarbeiterzahl 180 in Amsterdam, 290 weltweit[2]
Umsatz 80 Mio. EUR[3]
Branche Fahrräder
Website www.vanmoof.com
Stand: 2019

Geschichte

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M2 5.7 aus dem Jahr 2013
 
S5 aus dem Jahr 2023

Das Unternehmen wurde 2009 in Amsterdam von den Brüdern Ties und Taco Carlier gegründet und spezialisierte sich auf Stadtfahrräder.[1] Die Fahrräder wurden nur direkt vertrieben, entweder in den Markengeschäften oder im Internet.

Angeboten wurden zunächst drei herkömmliche Fahrräder, das VanMoof 3, das VanMoof 5 mit einer zusätzlichen Rahmenstrebe zur Aufnahme eines schweren Abus-Schlosses und das VanMoof 6 als Damenversion mit tiefem Einstieg. Bereits die ersten Modelle hoben sich durch ihr Rahmendesign deutlich von der breiten Masse ab und erhielten zahlreiche Designpreise. Markenzeichen wurde die vorn und hinten in das Rahmenrohr eingelassene Beleuchtung. Zuletzt wurden zwei elektrisch unterstützte Modelle für Privatkunden verkauft: Das Electrified S3 und Electrified X3.

In den ersten zehn Jahren seines Bestehens will das Unternehmen nach eigenen Angaben 150.000 E-Bikes verkauft haben.[4] VanMoof war 2019 demnach in 40 Ländern vertreten und hatte Flagship-Stores in Amsterdam, Taipei, Bangkok, New York, San Francisco, London, Paris, Tokio und Berlin.[5] 2017 beschäftigte das Unternehmen 70 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von 10 Millionen Euro.[6] Der Umsatz vervierfachte sich bis 2019 auf 40 Millionen Euro[2] und betrug 2020 dann 80 Millionen Euro.[3]

Im September 2021 bezeichnete sich das Unternehmen selbst als das „am stärksten finanzierte E-Bike-Unternehmen der Welt“.[7] Neben privaten Einzelinvestoren aus mehreren Crowdfundings waren zu dem Zeitpunkt die Private-Equity-Gesellschaften Hillhouse Investment, Norwest Venture Partners, Felix Capital, Balderton Capital und TriplePoint Capital beteiligt.[8] Die ehemalige Managerin des erfolgreichen Start-up-Unternehmens Booking.com, Gillian Tans, kam als Investorin und President 2022 in die Geschäftsführung und verließ das Unternehmen im Mai 2023.[9]

Insolvenz

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Ende 2022 wäre das Unternehmen nach Verlusten von jeweils rund 78 Millionen Euro in den Jahren 2021 und 2022 beinahe in Konkurs gegangen und musste durch eine Finanzspritze seiner Investoren gerettet werden.[10][9]

Im Juli 2023 überschritt VanMoof die Frist für eine Zinszahlung an Investoren, stellte den Verkauf von Fahrrädern ein und schloss die Läden.[11][9]

Die Firma Vanmoof Global Holding B.V.[12] beantragte am 11. Juli eine Zahlungsaussetzungsverfügung (Niederländisch: Surseance van betaling) vor dem Bezirksgericht Amsterdam.[13][9]

Der Geschäftsführung wurde vom Gericht ein Treuhänder beigestellt, so dass sie in der Zeitperiode, für die Zahlungsaussetzung gewährt wird, auf eine Einigung mit den Gläubigern hinarbeiten kann.[9] Am 17. Juli 2023 hob das Gericht das Zahlungsaufschubverfahren auf und erklärte die niederländischen Gesellschaften Vanmoof Global Holding B.V., Vanmoof B.V. und Vanmoof Global Support für insolvent.[14] Am 3. August 2023 beantragte auch die britische Gesellschaft Insolvenz.[15]

Im Falle einer Abschaltung der VanMoof-Server würde die Kopplung mit der offiziellen App nicht mehr funktionieren, da diese bei jedem Login den kryptografischen Schlüssel für die Bluetooth-Verbindung aus dem Internet abruft. Ohne App sind wichtige Funktionen nicht mehr nutzbar, unter anderem das manuelle Ein- und Ausschalten des Lichts. Es gibt daher alternative Apps für VanMoof-Fahrräder, unter anderem vom Konkurrenten Cowboy.[16] Da in den Fahrrädern viele Nicht-Standard-Komponenten verbaut sind, kann es bei der Versorgung mit Ersatzteilen zu Problemen kommen.[17]

Am 30. August 2023 gab VanMoof bekannt, von der McLaren-Applied-Tochtergesellschaft Lavoie übernommen worden zu sein. Durch eine kurzfristige Investition von mehreren zehn Millionen Pfund konnte demnach eine Insolvenz vorerst abgewendet werden. Ziel der Übernahme sei, das Geschäft von VanMoof zu stabilisieren und weiter effizient auszubauen. Die zuvor geschlossenen Werkstätten sollen jedoch nicht wieder eröffnen. 2023 hatte VanMoof weltweit 190.000 Kunden.[18]

VanMoof verkaufte zuletzt drei Produktreihen:

  • Die S-Reihe: Elektrofahrräder mit einem herkömmlich konstruierten Rahmen
  • Die A-Reihe (vor 2022 X-Reihe genannt): Elektrofahrräder mit kleineren Rädern und Transportvorrichtungen
  • die V-Reihe (ein „Hyperbike“ mit 50 km/h Höchstgeschwindigkeit)

Bisherige Modelle:

  • VanMoof Electrified S1 (2017)
  • VanMoof Electrified S2 (2019)
  • VanMoof Electrified X2 (2019)
  • VanMoof S3 (2020)
  • VanMoof X3 (2020)
  • VanMoof S3 Refreshed (2021)
  • VanMoof X3 Refreshed (2021)
  • VanMoof S5 (2022)
  • VanMoof A5 (2022)
  • VanMoof S4 (2023)
  • VanMoof X4 (2023)
  • VanMoof V (2023)

Reichweite und technische Besonderheiten

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Bei der Generation 2020 S3 und X3 wurden zwischen 60 und 150 Kilometer Reichweite angegeben. In Praxistests wurden etwa 70 km erzielt.[19] Die Leistung liegt bei einer dauerhaften Abgabe von 250 Watt.[20]

Ein Boost-Knopf setzt kurzzeitig 500 Watt frei, um auf die eingestellte Höchstgeschwindigkeit zu kommen.[19] Im EU-Modus unterstützt das Rad Geschwindigkeiten bis zu 25 km/h, im US-Modus bis zu 32 km/h, was aber über der in Europa erlaubten Höchstgeschwindigkeit ohne Führerschein- oder Kennzeichenpflicht liegt.[19] Die Pedelecs haben Vorderrad-Motoren mit einem Drehmoment von 59 Nm und haben einen eingebauten 504-Wh-Akku, der sich nur in der Fachwerkstatt entnehmen lässt.[21] An den Fahrrädern wurden weitgehend inkompatible Teile verbaut, was Reparaturen erschwert.[17]

Test und Kontroversen

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Im November 2020 vergab der ADAC in einem E-Bike Vergleichstest mit neun Herstellern dem Modell S 3 die Note 2,8 und damit einen Platz im Mittelfeld.[22]

Im Oktober 2021 häuften sich Medienberichte, die die neue Generation S3 & X3 als nicht StVO-konform bezeichneten.[23] In der App zum Fahrrad gab es die Möglichkeit zum Wechsel der Region in der zugehörigen App. Die einzelnen Modi unterscheiden sich in der Höchstgeschwindigkeit der Motorunterstützung. Drei Möglichkeiten standen zur Auswahl: Der EU-Modus (25 km/h), der Japan-Modus (24 km/h), und der US-Modus (US-Gesetze erlauben eine motorunterstützte Höchstgeschwindigkeit von 32 km/h). Der US-Modus ist in Deutschland und weiten Teilen der EU nicht erlaubt, da die Verordnung (EU) Nr. 168/2013[24] über Leichte ein- und mehrspurige Kraftfahrzeuge die Betriebserlaubnis für solche Pedelecs an eine maximale motorunterstützte Geschwindigkeit von 25 km/h koppelt.[25]

Mit einem App-Update, das Anfang November 2021 veröffentlicht wurde, entfernte VanMoof den Reiter für die Regionseinstellungen komplett aus der App. In einem Artikel, den er auf dem Firmen-Blog veröffentlichte, kritisierte Ties Carlier die rechtliche Gleichsetzung von E-Bikes/Pedelecs und Mopeds, die Grundlage der EU-Verordnung sei und die neueren, leichteren elektrischen einspurigen Kraftfahrzeugen zum Nachteil gereiche.[26]

Auszeichnungen

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VanMoof erhielt 2009 den Eurobike Award,[27] den Dutch Design Award und den Red Dot Design Award.[28] 2009 erhielt VanMoof den Design Management Europe Award in der Kategorie „Micro Company“. Die im April 2020 vorgestellte Generation S3 und X3 erhielt die „Best of the Best“ Auszeichnung des Red Dot Design Awards 2020.[29]

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Commons: VanMoof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Een blik op 's werelds meest succesvolle fietslancering. In: vanmoof.com. 4. Oktober 2018, abgerufen am 27. April 2019 (niederländisch).
  2. a b Hannah Schwär, Daniel Hüfner: Dieser Holländer baut E-Bikes nach der Philosophie von Elon Musk – und steuert auf 100 Millionen Euro Umsatz zu. In: Business Insider. 19. Mai 2020, abgerufen am 14. August 2023.
  3. a b Das Jahr des E-Bikes – VanMoof verdreifacht Verkaufszahlen in 2020. In: vanmoof.com. 8. Dezember 2020, abgerufen am 25. Mai 2021.
  4. Thies Carlier: Fahrerglück: VanMoof setzt neue Grenzen. In: vanmoof.com. 16. September 2020, abgerufen am 14. August 2023.
  5. Finde einen VanMoof Standort in deiner Nähe. In: vanmoof.com. Abgerufen am 14. August 2023.
  6. Marcel van Lieshout: Fietsfabrikant VanMoof zet 10 miljoen om en wil nu doorgroeien. In: de Ondernemer. De Persgroep Nederland, 28. November 2017, abgerufen am 14. August 2023 (niederländisch).
  7. Thomas Ricker: VanMoof raises $128M to become ‘most funded e-bike company in the world’. In: The Verge. 1. September 2021, abgerufen am 13. Juli 2023 (englisch).
  8. VanMoof raises $128m to make its high-tech e-bikes the new standard in cities worldwide. In: vanmoof.com. 1. September 2021, abgerufen am 13. Juli 2023 (englisch).
  9. a b c d e Thomas Ricker: Exclusive: VanMoof explores sale under court protection because it can’t pay bills. In: The Verge. 12. Juli 2023, abgerufen am 13. Juli 2023 (englisch).
  10. Andreas Donath: Vanmoof wäre Ende 2022 fast in Konkurs gegangen. In: Golem.de. 26. Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023.
  11. Mike Butcher, Rebecca Bellan, Ingrid Lunden: VanMoof, the e-bike darling, skids off track: Sales paused, execs depart. In: TechCrunch. 10. Juli 2023, abgerufen am 13. Juli 2023 (englisch, zugriffsbeschränkt).
  12. Surseance Vanmoof Global Holding B.V. te Amsterdam (S.13/23/20). In: FaillissementsDossier.nl. Binq Media B.V, Hilversum, 13. Juli 2023, abgerufen am 13. Juli 2023 (niederländisch).
  13. VanMoof vraagt en krijgt surséance van betaling. In: nieuwsfiets.nu. 12. Juli 2023, abgerufen am 14. Juli 2023 (niederländisch).
  14. Maren Jensen: Vanmoof meldet Insolvenz an. In: Manager Magazin. 18. Juli 2023, abgerufen am 14. August 2023.
  15. After declaring bankruptcy in the Netherlands, Amsterdam's VanMoof enters liquidation in the UK. In: Silicon Canals. 3. August 2023, abgerufen am 3. August 2023 (englisch).
  16. Daniel Herbig: VanMoof: Nutzer sorgen sich um Bluetooth-Schlüssel – Cowboy springt ein. In: heise online. 14. Juli 2023, abgerufen am 18. Juli 2023.
  17. a b Vanmoof. In: Fahrradmonteur.de Abgerufen am 14. August 2023.
  18. heise.de
  19. a b c Lisa Brack: VanMoof S3 Test: Reichweite, Preis, Fahrbericht. Der Tesla unter den E-Bikes. In: Chip. 14. Mai 2020, abgerufen am 14. August 2023.
  20. Stefan Porteck: E-Bike: Fliegender Holländer. In: Heise online. 21. April 2020. Abgerufen am 21. April 2020.
  21. Was könnt ihr mir über den Akku sagen? In: vanmoof.com. Abgerufen am 14. August 2023.
  22. Urban E-Bikes im Test: Ist schick auch praktisch? In: adac.de. 6. November 2020, abgerufen am 14. August 2023.
  23. VanMoof stellt neues E-Bike vor: So stark, dass es illegal ist? In: GIGA. 18. Oktober 2021, abgerufen am 7. März 2022.
  24. Thomas Ricker: Cheating VanMoof e-bikes will be slowed outside the US. In: The Verge. 10. November 2020, abgerufen am 13. Juli 2023 (englisch).
  25. Carina Kontio: E-Bikes: Vanmoof-Besitzern drohen Bußgelder und Stilllegung ihrer Räder. In: Handelsblatt. 29. September 2020, abgerufen am 7. März 2022.
  26. Ties Carlier: Why it’s time to update Europe’s outdated e-bike speed limit. In: vanmoof.com. 10. November 2020, abgerufen am 14. Juli 2023 (englisch).
  27. Ausgezeichnete Unternehmen. In: eurobike-show.de. Abgerufen am 29. April 2019.
  28. Wireless urban smart bike The VANMOOF Düsenjäger wins Red Dot Award 2011. (PDF) In: bpstatic.nl. Abgerufen am 29. April 2019 (englisch). (PDF)
  29. VanMoof S3 & X3 – nächste Generation kommt optimiert und preislich attraktiv daher. In: Pedelecs & E-Bikes. 21. April 2020, abgerufen am 14. August 2023.