Vaterländisch Weinlied (Bruckner)

Vaterländisch Weinlied, WAB 91, ist ein weltliches Chorwerk, das Anton Bruckner 1866 während seines Aufenthalts in Linz komponierte.

Geschichte

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Bruckner komponierte dieses Werk, zusammen mit dem Vaterlandslied, WAB 92, auf einen sechsstrophigen Text von August Silberstein im November 1866 während seines Aufenthalts in Linz auf Wunsch von Anton M. Storch. Das Lied wurde am 13. Februar 1868 von der Liedertafel Frohsinn unter Bruckners Leitung aufgeführt.[1][2][3]

Das Werk, von dem das Originalmanuskript verschollen ist, wurde zuerst im Wiener Compositionalbum von Emil Berté aus dem Jahr 1892 publiziert. Daag (September 1894) wurde es mit einem weiteren Text von Bibamus (Pseudonym von Wilhelm Wiesberg) als „Eine Wein-Legende“ im Neuen Wiener Journal herausgegeben.[2][3] Das Werk erscheint im Band XXIII/2, Nr. 21 der Gesamtausgabe.[4]

Wer möchte nicht beim Rebensaft
Des Vaterlands gedenken?
Ein Lebehoch aus voller Kraft
Wollen wir ihm schenken!
Wie die Reben
Mög' sich's heben
In dem Streben
auf zum Licht!

Der Wein ist echter deutscher Trank,
Er gleichet uns aufs meiste.
Aus vielen Stämmen frisch und schlank,
Vereint zu einem Geiste.
Einst ein Drücken,
Doch ein Schmücken
Und ein Glücken
In der Kraft!

Der Geist von unserm Heimatsgrund,
Der kennt kein rasch Verzischen,
Er wird bis zu der letzten Stund'
Mit Kraft die Welt erfrischen.
Kein Verprassen!
Doch erfassen,
Nimmer lassen,
Helle Tat!

So mag der Wein, voll Geist und Licht,
Uns als ein Sinnbild prangen,
Sein Alter kennt die Schwäche nicht,
Nur Geist und Kraft erlangen.
Drum mit Jahren,
Nur zum Klaren,
Und ein Paaren
Mit dem Geist.

Der Wein, der meldet fest und treu
Vom Grund, dem er entsprossen,
Es zeigen Kraft und Mild' stets neu
Den deutschen Landsgenossen.
Nah und ferne
Bleibt drum gerne
Treu dem Sterne
Deutscher Ehr'!

So hebt die Gläser hoch zur Weih',
Die wir dem Weine geben,
Und aus dem Herzen dringt der Schrei:
Das Vaterland soll leben!
Geist und Klarheit,
Kraft und Wahrheit,
Ruhm zu allezeit,
Für und für!

Das 12 Takte lange Werk in C-Dur ist für Männerchor besetzt[3] – „Ein Trinklied mit höherem moralischer Hintergrund, das mit unerwarteten Beugungen und strengen Harmonien in einer engen Zeitspanne eine eigentümliche Prägung aufweist“.[2]

Diskografie

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Es gibt eine einzige Aufnahme von Vaterländisch Weinlied.

  • Thomas Kerbl, Männerchorvereinigung Bruckner 12, Weltliche Männerchöre – CD: LIVA 054, 2012 – 1. und 6. Strophen

Literatur

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  • Anton Bruckner – Sämtliche Werke, Band XXIII/2: Weltliche Chorwerke (1843–1893), Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Angela Pachovsky und Anton Reinthaler (Hrsg.), Wien 1989.
  • Cornelis van Zwol: Anton Bruckner 1824–1896 – Leven en werken, ed. Thoth, Bussum 2012, ISBN 978-90-6868-590-9.
  • Uwe Harten: Anton Bruckner. Ein Handbuch. Residenz Verlag, Salzburg 1996, ISBN 3-7017-1030-9.
  • Crawford Howie: Anton Bruckner – A documentary biography, online überarbeitete Auflage.
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Einzelnachweise

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  1. C. Howie, Kapitel III, S. 90–91.
  2. a b c U. Harten, S. 463.
  3. a b c C. van Zwol, S. 725.
  4. Gesamtausgabe – Weltliche Chöre