Venetianerstollen
Der Venetianerstollen ist ein 154 Meter langer Stollen, der durch das Schiefergestein des Bastenbergs im Rothaargebirge bei Ramsbeck zum Aufschluss eines Erzgangs mit silberhaltigem Bleiglanz und Kupfer führt.[1] Er wurde nach Ansicht der Forschung im 10. bis 12. Jahrhundert angelegt und besteht aus einem Sohlstollen und einem schrägen Schacht.[2] Der Stollen ist als Denkmal eine Station auf dem Bergbauwanderweg Ramsbeck.
Name, Sage und Geschichte
BearbeitenSeinen Namen trägt der Stollen nach den durch Sagen mystifizierten Venetianern, also Mineralien- und Erzsuchern, die für die mittelalterliche Glasproduktion in Venedig überall in europäischen Gebirgen aufgetaucht sein sollen. Am Bastenberg haben der Sage nach Venetianermännchen bei einer Stollenhöhe von 50 bis 60 Zentimetern nach Gold und Silber gesucht.[3] Die 1936 von dem Geologen Heinrich Quiring aufgestellte Behauptung, dass der Stollen bereits in der Bronzezeit aufgefahren worden sei und damit der älteste Grubenbau nördlich der Alpen sei, wurde durch neuere Forschungen widerlegt.[4] Nach einer Untersuchung des Bergbaumuseums Bochum mit der Radiokarbonmethode konnte als Beginn des Bergbaus am Venetianerstollen der Zeitraum von 977 bis 1181 nachgewiesen werden. Bearbeitungsspuren im anstehenden Gestein ließen im vorderen Abschnitt, dem sogenannten Zwergstollen, auf die Verwendung von Keilhauen und Spitzmeißel schließen. Im weiteren Vortrieb kamen dann Schlägel und Eisen zum Einsatz.[5]
Geologie
BearbeitenDer Venetianerstollen am Bastenberg gehört zum Ramsbecker Hauptgangzug, einer Erzlagerstätte mit Blei- und Zinkerzvorkommen, die aus einer Wechselfolge von sandigen Schiefern und quarzhaltigem Sandstein besteht. Im Zuge der variszischen Gebirgsbildung entstand die Ramsbecker Scholle, die durch günstige thermische Bedingungen im Untergrund ein Aufsteigen des Magmas und der damit verbundenen Bildung der Erzgänge ermöglichte.[6]
Maße
BearbeitenDie Länge des Venetianerstollens beträgt 154 Meter. Auf den ersten 70 Metern ist er 170 cm hoch und 90 cm breit. Die Höhe nimmt dann auf 130 cm und die Breite auf 60 cm ab. Der darüber gelegene Firststollen hat einen ovalen Querschnitt und misst 85 bis 90 cm in der Höhe und 50 bis 55 cm in der Breite.
Schutzausweisungen
BearbeitenDer Venetianerstollen ist als Bodendenkmal und als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen.[7]
Literatur
Bearbeiten- Heinrich Quiring: Der bronzezeitliche „Venetianerstollen“ von Ramsbeck. In: Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Deutschen Reich. 1936, OCLC 610627045, S. 126–130.
- Werner Paeckelmann: Die geologischen Grundlagen des Ramsbecker Bergbaus. In: Verein Deutscher Bergleute (Hrsg.): Glückauf. Berg- und Hüttenmännische Zeitung für den Niederrhein und Westfalen. Nr. 18, Verlag Glückauf, Essen 1937, ISSN 0340-7896. (online PDF, S. 389ff.)
Weblinks
Bearbeiten- Ramsbeck: Baustelle im Bergbaumuseum – Plastische Einblicke in Venetianerstollen möglich. auf pressemeldung-nrw.de
- Von Zwergen und Wichten ( vom 11. August 2007 im Internet Archive) auf archive.today
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Internetseite der Grubenarchäologischen Gesellschaft: Archäologie geht sagenhaftem Venetianerstollen auf den Grund auf forum.untertage.com (Blog)
- ↑ Der Venetianerstollen ( des vom 22. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. des Fördervereins Sauerländer Besucherbergwerk (PDF)
- ↑ Venetianerstollen ( des vom 24. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf Bestwig.de
- ↑ Geschichte der Erzförderung in Ramsbeck ( des vom 23. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Sauerländer Besucherbergwerk
- ↑ Wilfried Reinighaus, Reinhard Köhne: Berg-, Hütten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Aschendorff, Münster 2008, ISBN 978-3-402-15161-7, S. 13, 209.
- ↑ Peter Podufal: Die Geologie der Blei-Zink-Lagerstätte Ramsbeck im östlichen Rheinischen Schiefergebirge. In: Michael Senger, Schieferbergbau-Heimatmuseum (Schmallenberg): Bergbau im Sauerland. Westfälisches Schieferbergbaumuseum, Schmallenberg-Holthausen 1996, ISBN 3-930271-42-7, S. 51ff.
- ↑ Hochsauerlandkreis – Untere Landschaftsbehörde: Landschaftsplan Bestwig, Meschede 2008, S. 103.
Koordinaten: 51° 18′ 16,4″ N, 8° 23′ 49,2″ O