Verlorene
Verlorene ist ein deutsches Filmdrama des Regisseurs Felix Hassenfratz aus dem Jahr 2018. Gesprochen wird in dem Film fast ausschließlich badischer Dialekt. Das Kino-Debüt[2] wurde ins offizielle Programm der Berlinale 2018 eingeladen und in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ uraufgeführt. Der Film gewann u. a. den Preis als „Bester Debütspielfilm“[3] bei den Biberacher Filmfestspielen sowie den Nachwuchspreis „MFG Star“[4] auf dem Fernsehfilmfestival Baden-Baden. Die offizielle Kinopremiere fand am 10. Januar 2019 im Kinostar Arthaus Kino in Heilbronn statt.
Film | |
Titel | Verlorene |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Badischer Dialekt, Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2018 |
Länge | 91 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Felix Hassenfratz |
Drehbuch | Felix Hassenfratz |
Produktion | Benedikt Böllhoff, Max Frauenknecht |
Musik | Paul Eisenach, Gregor Schwellenbach |
Kamera | Bernhard Keller |
Schnitt | Barbara Toennieshen |
Besetzung | |
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Handlung
BearbeitenMaria ist frei, wenn sie Orgel spielt. Bach spürt man im Bauch. Zu Hause fühlt die 18-Jährige sich verantwortlich: für Hannah, ihre jüngere Schwester, die rebellierend den Ausbruch aus dem Dorf plant. Und für Johann, ihren Vater. Nach dem frühen Tod der Mutter leben die beiden ungleichen Schwestern alleine mit ihm in der süddeutschen Provinz. Stoisch erfüllt Maria die Erwartungen der Anderen: als Beschützerin, Schwester und vom Vater geliebte Tochter. Ein fragiles Gleichgewicht, das sie mit aller Kraft zu halten versucht – auch um den Preis ihrer eigenen Träume.
Alles ändert sich, als Valentin, ein junger Zimmermann auf der Walz, im Betrieb des Vaters Anstellung findet. Maria verliebt sich. Zum ersten Mal, gegen alle Vernunft. Valentin erwidert Marias heimliche Zuneigung. Doch je näher er ihr kommt, umso mehr zieht sie sich zurück. Für die Bewahrung eines sorgsam gehüteten Geheimnisses ist Maria bereit sich aufzuopfern. Als Hannah der Wahrheit auf die Spur kommt, ist die Welt der Geschwister längst über ihnen zusammengestürzt. Hannah beschließt, ihre Schwester zu retten. Wenn es sein muss, auch gegen Marias Willen.
Produktion
BearbeitenFelix Hassenfratz hat Regie geführt und auch das Drehbuch geschrieben. Produzenten waren VIAFILM in Koproduktion mit Rat Pack Filmproduktion Southwest, SWR und WDR. Ins Kino gebracht wird der Film vom Verleih W-film Distribution.
Rezeption
BearbeitenDie Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft gab den Film für Jugendliche ab 16 Jahren frei und begründete ihre Entscheidung damit, dass Jugendliche ab diesem Alter „auf Grund ihres psychosozialen Entwicklungsstands und ihrer Medienerfahrung fähig“ seien, die Themen des Films „zu verstehen und die beklemmenden Darstellungen zu verarbeiten“. Der Film sei „in seiner Aussage moralisch klar verortet und beschönigt auch nicht die psychischen Folgen des Missbrauchs“, führte die Einrichtung in ihrer Begründung weiter aus.[5]
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) beurteilt den Film positiv und zeichnet ihn mit dem höchsten Prädikat besonders wertvoll aus: „Das Furchtbare, Drastische und Gewaltsame der Lage drückt Hassenfratz nicht in dem aus, was er zeigt, sondern in dem, was er durch die atmosphärische Dichte der Bilder erahnen lässt. Dies macht Verlorene zu einem starken Drama, das sich mutig seinem schwierigen und hochbrisanten Thema stellt.“[6]
Der Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs hat den Film in seine Liste der empfehlenswerten Filme aufgenommen.[7]
Die Süddeutsche Zeitung schreibt, der Film verbinde „eine authentische Innenansicht der badischen Provinz mit der aktuellen Debatte um sexualisierte Gewalt“ und empfiehlt ihn als Filmtipp des Tages.[8]
Die Zeit lobt in ihrer vergleichenden Filmkritik u. a. die besondere Bedeutung der Musik im Film: „Verlorene tappt nicht in die Klischeefalle aus Dorf und Katholizismus. Die Kirchenmusik ist kein Repressionsinstrument, sondern ein Notausgang.“[9]
Der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt in seiner Filmkritik Der Abgrund im Idyll: „Auf stille, aber ungemein intensive Weise dringt Hassenfratz zu einem Geheimnis vor, mit dem er die Sphäre des Heimatfilms verlässt und ein spannungsvolles Psychodrama entfaltet.“[10]
Das Magazin Kulturzeit auf 3Sat bewertet den Film positiv: „Ein in beklemmenden intensiven Einstellungen inszeniertes Debüt. Regisseur Felix Hassenfratz bleibt dicht an seinen Figuren und ihrer psychologischen Entwicklung. Ein mit großer Wucht erzähltes Drama, das lange nachklingt.“[11]
Auszeichnungen
Bearbeiten- 2020: Jupiter Filmpreis, Nominierung: Maria Dragus (HR Maria) als Beste Darstellerin National[12]
- 2019: Festival des deutschen Films, Nominierung: Filmkunstpreis & Rheinhold Publikumspreis[13]
- 2019: Filmfestival Max-Ophüls-Preis, MOP – Watchlist[14]
- 2018: Internationales Filmfest Emden-Norderney – Gewinner: NDR-Nachwuchs-Filmpreis[15]
- 2018: Internationales Filmfest Emden-Norderney – Nominierung: SCORE Bernhard Wicki Preis, Beste Regie[16]
- 2018: 40. Biberacher Filmfestspiele – Gewinner: Bester Debütspielfilm[17]
- 2018: Kinofest Lünen – Gewinner: Hans W. Geißendörfer Drehbuchpreis[18]
- 2018: Fernsehfilmfestival Baden-Baden – Gewinner: MFG Star[19]
- 2018: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) – Prädikat besonders wertvoll[20]
- 2018: Filmschau Baden-Württemberg – Nominierung: Baden-Württembergischer Filmpreis[21]
- 2018: Deutscher Regiepreis Metropolis – Nominierung: Bestes Regie-Debüt[22]
- 2018: 68. Berlinale – Perspektive Deutsches Kino[23]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Freigabebescheinigung für Verlorene. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).
- ↑ Perspektive Deutsches Kino – Perspektive Deutsches Kino 2018: „Whatever Happens Next“. Abgerufen am 16. Januar 2019.
- ↑ Das sind die Gewinner der 40. Biberacher Filmfestspiele. Abgerufen am 17. Januar 2019.
- ↑ FernsehfilmFestival Baden-Baden: „Verlorene“ gewinnt MFG-Star | SWR Fernsehen. 1. Dezember 2018, abgerufen am 17. Januar 2019.
- ↑ Freigabebegründung Verlorene. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, 20. Dezember 2018, abgerufen am 23. Januar 2019.
- ↑ Verlorene. In: fbw-filmbewertung.com. Abgerufen am 28. Januar 2019.
- ↑ Literatur und Medien. UBSKM, abgerufen am 25. November 2021.
- ↑ Die dunklen Geheimnisse der Provinz. In: sueddeutsche.de. 11. Februar 2019, abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ Christoph Schröder: Heimat ist, wo … ja, wo eigentlich? In: zeit.de. 15. Januar 2019, abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ Frank Olbert: Der Abgrund im Idyll. 12. Januar 2019, abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ Verlorene. W-film, abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ Jupiter-Filmpreis Online: Wer waren Ihre Favoriten aus Kino und TV in 2019? Abgerufen am 23. Januar 2020.
- ↑ Verlorene. In: Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein. Abgerufen am 6. August 2019.
- ↑ VERLORENE | Filmfestival Max-Ophüls-Preis. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. Dezember 2019; abgerufen am 17. Januar 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ NDR Nachwuchspreis für SWR Kino Koproduktion: Familiendrama in der Provinz | SWR Fernsehen. 12. Juni 2018, abgerufen am 17. Januar 2019.
- ↑ 29. Internationales Filmfest Emden-Norderney – SUPA MODO gewinnt den SCORE Bernhard Wicki Preis beim 29. Internationalen Filmfest Emden-Norderney. 11. Juni 2018, abgerufen am 16. Januar 2019.
- ↑ Verlorene von Felix Hassenfratz: Festivalsieger in Biberach. swr.online, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2018; abgerufen am 16. Januar 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Kinofest Lünen | „Klasse Deutsch“ von Florian Heinzen-Ziob gewinnt den Publikumspreis LÜDIA beim 29. Kinofest Lünen. Abgerufen am 16. Januar 2019.
- ↑ FernsehfilmFestival Baden-Baden | Verlorene. Abgerufen am 16. Januar 2019.
- ↑ Verlorene. Abgerufen am 17. Januar 2019.
- ↑ Filmschau 2018. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2018; abgerufen am 16. Januar 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ BVR – Artikel -. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2018; abgerufen am 16. Januar 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Berlinale Archiv Programm 2018. Abgerufen am 29. Januar 2019.