Versal
Versal ist ein Fachausdruck für einen Großbuchstaben (Majuskel). Das Pendant ist der Kleinbuchstabe (Minuskel).
Da in der Typografie der Singular Versal nahezu überhaupt nicht vorkommt und andere Bezeichnungen allgemein üblicher sind, gibt dieser Artikel nur einen Überblick über den Wortgebrauch. Weitere Angaben sind in den verlinkten Artikeln zu finden.
Synonyme
Bearbeiten- Die allgemeinsprachliche Bezeichnung ist Großbuchstabe, in der Fachsprache wird zumeist die Bezeichnung Majuskel verwendet.[1]
- Ein weiteres Synonym ist Versalbuchstabe.[2]
- Gleichbedeutend ist auch die Nebenform (die) Versalie.[3] Diese ist so selten, dass der Duden sie nicht verzeichnet. Im Duden ist nur die Hauptform (der) Versal verzeichnet.[4]
Wortformen und ihre Verwendung
BearbeitenVersalien
BearbeitenNahezu immer wird die Pluralform Versalien verwendet. Als Versalien werden Großbuchstaben zumeist dann bezeichnet, wenn ganze Wörter oder längere Textstücke komplett mit Großbuchstaben geschrieben und damit optisch stark hervorgehoben werden. Diese Art der Schriftauszeichnung nennt man „in Versalien schreiben“ oder einfach „Versalien“.
versal
BearbeitenDas Adjektiv versal wird häufiger verwendet als das Substantiv Versal im Singular. Beispiele:
- das versale ß = das ß als Großbuchstabe, das große ß
- Der Text ist versal gesetzt = in Großbuchstaben gesetzt
Versal-
BearbeitenVersal- ist Bestandteil in einigen typografischen Fachbegriffen, darunter:[3]
- Versalakzent – ein Akzent auf einem Großbuchstaben, z. B. É
- Versalalphabet – ein Alphabet in Großbuchstaben, das Alphabet einer Majuskelschrift
- Versalhöhe
- Versalsatz – Schreibweise nur mit Großbuchstaben[5]
- Versalziffer
Versal als Anfangsbuchstabe
BearbeitenDer Singular Versal wird in der Regel nur in der Paläografie und der Schriftlinguistik mit Bezug zu alten Handschriften oder Drucken verwendet. In diesem Zusammenhang ist damit ein Großbuchstabe am Anfang einer Verszeile gemeint – daher die Bezeichnung Versal.[3] Es kann sich auch um einen kurzen Textabschnitt handeln, der vom Umfang her etwa einem Vers entspricht.
Das Wort wird aber mit dieser ursprünglichen Bedeutung nur selten verwendet, im Singular wie im Plural. Wesentlich häufiger wird der allgemeinere Ausdruck Initiale (Anfangsbuchstabe) verwendet[7] oder gegebenenfalls Lombarde[8] (ein spezieller Typ solcher Anfangsbuchstaben). Zu beachten ist aber, dass Versalien (Anfangsbuchstaben von Verszeilen) oft zusammen mit wesentlich größeren Initialen im selben Text vorkommen, wie im Bild rechts zu sehen. Die Wörter sind also nicht gleichbedeutend.
Der Wandel der Wortbedeutung hin zu allgemein „Großbuchstabe“ spiegelt sich in einer Publikation aus dem Jahr 1601 über „allerhand Versalien oder AnfangsBuchstaben“, in der Großbuchstaben der verschiedensten Gestalt vorgestellt werden, von schlichten bis zu höchst verzierten Formen. Der Verfasser spricht nicht von Großbuchstaben, sondern von Versalien oder Anfangsbuchstaben, was er mehrmals gleichsetzt. Er erklärt, diese Buchstaben seien in drei Fällen zu verwenden: 1. „zu Anfang der ersten Zeil“, 2. am Anfang von Eigennamen sowie der Namen von Flüssen, Bergen, Städten, Ländern, 3. nach einem „Pünctlein“. Er beschwert sich über die seinerzeit um sich greifende Mode, darüber hinaus alle Substantive „mit einem Versal zu setzen“. Gemeint sind also Großbuchstaben. Der Verfasser erinnert an die Wortherkunft: Man nenne diese Buchstaben deshalb Versalien, „weil sie den Vers oder die erste Zeil anfangen“.[9]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Majuskel im Typolexikon von Wolfgang Beinert.
- ↑ Versalbuchstabe bei duden.de.
- ↑ a b c Versalien im Typolexikon von Wolfgang Beinert.
- ↑ Versal bei duden.de.
- ↑ P. Neumann: Versalsatz. In: Severin Corsten (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens. Band 8, Hiersemann, Stuttgart 2009, ISBN 3-7772-8527-7.
- ↑ Zum Vergleich: die erste Ekloge von Vergil bei thelatinlibrary.com.
- ↑ Beispiel: die Bildergalerie zu Initialen in der digitalen Bibliothek des Klosters Lorsch. In den Kommentaren zu den einzelnen Bildern ist durchgängig von Initialen die Rede. Im zugehörigen Glossar wird Initiale erläutert, während Versal nicht auftaucht. Auch im Glossar zum Buchschmuck ist Versal nicht vorhanden.
- ↑ Lombarde im Typolexikon von Wolfgang Beinert.
- ↑ Kunstrichtige Schreibart: Allerhand Versalie[n] oder AnfangsBuchstabe[n] der teütschen, lateinischen und italianischen Schrifften aus unterschiedlichen Meistern der edlen Schreibkunst zusammen getragen. Nürnberg 1655 (Erstdruck: Nürnberg 1601). Siehe Titelseite sowie Vorrede, Abschnitt III, S. 12 f. In der Ausgabe von 1655 wird übrigens die neuartige Großschreibung der Substantive konsequent angewendet (z. B. bei Anfang, Zeil, Pünctlein), die der Verfasser im Jahr 1601 noch als „Mißbrauch“ der Versalien zurückgewiesen hatte.